„Gewalt kommt nicht in Tüte“ – so wird es am 25. November auf vielen Brötchentüten in der Gemeinde Ganderkesee geschrieben stehen. Der Präventionsrat und die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Ganderkesee haben dafür Tüten und Informationsflyer an Bäckereien in Ganderkesee, Delmenhorst und dem Landkreis Oldenburg verteilt – insgesamt 6500 Stück.
Am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen arbeiten viele Organisationen und Netzwerke, die sich für Prävention, Schutz oder Beratung gewaltbetroffener Menschen einsetzen, besonders intensiv zusammen, um gemeinsam das Bewusstsein in der Gesellschaft zu schärfen. Die Zahl von Straftaten in Verbindung mit häuslicher Gewalt ist laut aktueller Kriminalstatistik der niedersächsischen Polizei zuletzt um sieben Prozent gestiegen, und auch die Zahlen im Landkreis Oldenburg nehmen eher zu.
„Zahlen und Statistiken in diesem Bereich sind aber immer schwierig zu bewerten, denn es gibt eine hohe Dunkelziffer und teilweise sehr verzögertes Handeln. Die Zahlen bestätigen aber deutlich, dass es Gewalt überall gibt und sie nicht abnimmt, sondern eher noch neue Wege wie beispielsweise das Internet findet, um sich zu verbreiten“, sagt Gleichstellungsbeauftragte Katrin Gaida-Hespe. „Wichtig ist, dass Gewaltbetroffene sich trauen können, Hilfe in Anspruch zu nehmen, dass die Gesellschaft hinschaut und die Hilferufe hört. Gewalt geht uns alle an und zwar nicht erst, wenn wir selbst Hilfe benötigen.“
Umso wichtiger seien Aufmerksamkeit erregende Aktionen wie die bedruckten Brötchentüten, die in diesem Fall das Netzwerk PrimA-Prävention im Nordwesten initiiert hat. „Die Zusammenarbeit vieler Netzwerkpartner ermöglicht, dass am Tag gegen Gewalt an Frauen im Nordwesten insgesamt 60.000-mal unsere Botschaft gestreut wird, denn so viele Tüten werden über die Bäckereitresen gehen", betont Hille Krenz, Geschäftsführerin des Präventionsrates. So würde auch die Bekanntheit der Hilfsangebote gesteigert. Eine der wichtigsten Nummern, die in diesem Zusammenhang alle kennen sollten, sei neben der Notrufnummer 110 das Hilfetelefon, das jeden Tag, zu jeder Uhrzeit in vielen Sprachen unter der Rufnummer 0 80 00 / 11 60 16 erreichbar ist. „Ich freue mich sehr über die Kooperationsbereitschaft der Bäckereien, der Innung und der Handwerkskammer, die diese Aktion unterstützen“, erklärt Krenz.
Kinofilm und Webinar
Neben der Brötchentüten-Aktion finden im Landkreis Oldenburg vielfältige Programme im Zeichen gegen Gewalt statt: So werden etwa vor den Rathäusern der kreisangehörigen Kommunen sowie dem Kreishaus des Landkreises in Wildeshausen Fahnen gehisst. Das Lili Servicekino in Wildeshausen zeigt am 25. November ab 20 Uhr den bewegenden Film „Niemals Selten Manchmal Immer“. Dabei handelt es sich laut Ankündigung um ein Plädoyer für die Selbstbestimmung der Frau. In den Hauptrollen sind Sidney Flanigan und Talia Ryder zu erleben. Die Karten gibt es vergünstigt für fünf Euro online direkt beim Kino.
„Femizide – Warum Männer Frauen töten und was wir dagegen tun müssen“ lautet der Titel eines Webinars mit der Investigativjournalistin Margherita Bettoni, das die Regio-VHS am 25. November von 19.30 bis 21 Uhr anbietet. Jeden Tag versuche in Deutschland ein Mann, seine Frau umzubringen. Alle drei Tage werde eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Diese Verbrechen seien keine Ehrenmorde oder Beziehungstaten, sondern Femizide: Morde, die an Frauen verübt werden, weil sie Frauen sind, heißt es in der Ankündigung.
Die Referentin zeigt in dem Vortrag, dass die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts auch in Deutschland ein ernsthaftes gesamtgesellschaftliches Problem ist. Als Familientragödien verharmlost, blieben viele Frauenmorde verborgen und verdeckten die patriarchalen Macht- und Gewaltmuster, die sich durch die Gesellschaft ziehen würden. Bettoni recherchiert mit den Schwerpunkten Organisierte Kriminalität und sexualisierte Gewalt und ist Co-Autorin der Bücher "Die Mafia in Deutschland. Kronzeugin Maria G. packt aus" sowie "Corona: Geschichte eines angekündigten Sterbens". Für ihre Recherchen hat sie den Marlies-Hesse-Nachwuchspreis, den Migration Media Award und den Grimme Online Award gewonnen. Anmeldungen nimmt die Regio-VHS unter Telefon 0 42 22 / 4 44 44 entgegen.
Außerdem verteilen die Gleichstellungsbeauftragten und der Präventionsrat an diesem Tag Notfall-Pfeifen und Informationsmaterial an die Bürger ihrer Kommunen und Städte. Auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ruft im Aktionsmonat November alle zum Mitmachen auf. Die bundesweite Initiative „Stärker als Gewalt“ zeigt, wie sich Gewalt beenden lässt und wo Betroffene Hilfe finden. Weitere Informationen finden sich im Internet unter https://staerker-als-gewalt.de.
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