Flugplatz Ganderkesee Luft und Leidenschaft

Seit 49 Jahren ist der Flugplatz Ganderkeseeein Treffpunkt für all jene, die Luft mit Leidenschaft verbinden. Aus einer einfachen Gras-Piste hat sich längst ein moderner Verkehrslandeplatz entwickelt.
26.10.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Ingo Möllers (Fotos) und Jochen Brünner (Text)

Auch knapp 50 Jahre nach seiner Eröffnung gehört der Flugplatz Ganderkesee zu den beliebtesten Ausflugszielen in der Gemeinde. Nachdem Jochen Weyhausen-Sauer 1966 seinen Flugschein gemacht hatte, wurde ein Jahr später die Idee geboren, einen Verkehrslandeplatz in der Gemeinde zu errichten. Nachdem er verschiedene Standorte besichtigt hatte, erwarb Weyhausen-Sauer das Gelände des heutigen Flugplatzes im Jahr 1969. Sauer und ein Kollege erhielten zunächst die Erlaubnis, zum Zwecke von Lärmmessungen auf dem Areal Außenlandungen durchzuführen. Am 26. November 1969 erteilten die Behörden dann die offizielle Genehmigung zur Anlage und zum Betrieb des Flugplatzes.

Im März 1970 erfolgte dann auch die Verkehrsfreigabe – zunächst auf einer Graspiste. Schnell registrierten die Betreiber etwa 1500 Flugbewegungen im Monat, sodass sich abzeichnete, dass die Graspiste den Belastungen dauerhaft nicht standhalten würde. In einer Rekordzeit von nur fünf Arbeitstagen wurde daraufhin die 835 Meter lange Start- und Landebahn errichtet. 1971 war Ganderkesee dann das Ziel des „Deutschland-Flugs“ des Deutschen Aero-Clubs. 215 Flugzeuge kamen am Wochenende, 25./26. September und sorgten dafür, dass der Platz überregional und international bekannt wurde. In der Folge stieg die Zahl der Flugbewegungen auf 45 000 pro Jahr.

Race-Days und Jetflugtage

In den folgenden Jahren entstanden auf dem um vier Hektar erweiterten Grundstück unter anderem eine Grenzübergangsstelle mit Zollabfertigung, eine An- und Abflughalle, die Nachtbefeuerung, eine Tennishalle sowie das Atlas Airfield Hotel mit Kegelbahnen, Versammlungs- und Gesellschaftsräumen und einer Großküche. Seit jeher ist das Gelände auch als Schauplatz für Veranstaltungen abseits der Fliegerei genutzt worden. So fand in den 1970er Jahren etwa ein Autorennen auf dem Flugplatz statt, ehe die Atlas Race Days später für einige Jahre die Dragsterszene auf den Platz lockten. Alle zwei Jahre ist die Ganderkeseer Gewerbeschau auf dem Atlas Airfield zu Gast, und seit 2008 treffen sich hier einmal im Jahr die besten Modellpiloten Deutschlands zu den Jetflugtagen. Insbesondere Anfang der 2000er Jahren entbrannte eine intensive politische Diskussion, ob die Startbahn des Platzes von 835 auf 1200 Meter verlängert werden sollte, damit auch Jets zu Wartungszwecken in Ganderkesee würden landen können. 2006 scheiterte das Vorhaben jedoch am Protest einiger Anwohner sowie an der Frage, ob für das Vorhaben ein Planfeststellungsverfahren notwendig sein würde.

Die Folge war, dass der Wartungsbetrieb Atlas Air Service den größten Teil seines Geschäftsbetriebs nach Bremen verlagerte. Lediglich kleinere Propellermaschinen werden noch auf der Werft in Ganderkesee gewartet.

Inzwischen hat sich die Zahl der Starts und Landungen bei etwa 10 000 im Jahr eingependelt. Die Tatsache, dass die Hobbyfliegerei heute nicht mehr den Stellenwert oder die gesellschaftliche Bedeutung wie in den 70ern oder 80ern hat, hat die Verantwortlichen um den neuen Flugplatz-Chef Ralf Sauer – Sohn von Jochen Weyhausen-Sauer – dazu veranlasst, sich breiter und serviceorientierter aufzustellen. Inzwischen bietet der Platz Hobbypiloten eine moderne Tankanlage, über 70 Hallenstellplätze, zwei separate Briefingräume, diverse Flugschulen, eine Fallschirmspringerschule, Chartermöglichkeiten sowie ein aktives Vereinsleben. So ist es gelungen, die Attraktivität innerhalb der Flieger-Szene zu wahren und im Verdrängungswettbewerb der Plätze zu bestehen.

Neue Marketing-Wege

Mit Aktionen wie dem „Young Pilot Award“, bei dem Nachwuchsflieger einen Flugschein zum Nulltarif gewinnen konnten, dem Kinderflugtag, einer Rock'n'Roll-Show im Hangar sowie einem Film- und Fotowettbewerb haben die Verantwortlichen zuletzt völlig neue Wege des Marketings beschritten, um Nachwuchsförderung zu betreiben und den Platz auch in der breiten Öffentlichkeit stets im Gespräch zu halten. Und im Flugsimulator „Fly4D“ haben auch Laien die Möglichkeit, am Steuer einer Cessna zahlreiche europäische Flughäfen – oder auch einfach nur die Nordseeinseln – anzusteuern.

Dabei ist der Flugplatz Ganderkesee übrigens nicht nur bei Hobbypiloten beliebt: Auch prominente Fluggäste wie Thomas Gottschalk oder der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff landeten schon auf dem Ganderkeseer Airfield, wenn sie in der Gegend zu tun hatten.

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