Um ein sichtbares Zeichen für den Klimaschutz in der Gemeinde Ganderkesee zu setzen, regen die Fraktionen von CDU, FDP, Freien Wählern und UWG an, den Parkplatz hinter dem Rathaus zu überdachen und darauf eine Photovoltaikanlage (PV) zu installieren. Das Projekt ist Teil eines Fünf-Punkte-Plans, den die Fraktionsvorsitzenden Philipp Albrecht (CDU), Konrad Lübbe (FDP), Arnold Hansen (Freie Wähler) und Carsten Jesußek (UWG) in dieser Woche als Antrag an die Verwaltung geschickt haben.
"In Zeiten unsicherer Energieversorgung und vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Klimawandels wird der zügige und umfassende Ausbau der erneuerbaren Energien immer wichtiger. Geänderte Marktbedingungen machen den zügigen Fortschritt des Ausbaus mittlerweile auch wirtschaftlich äußerst lukrativ", heißt es in der Begründung.
Neben dem Bereich der Windenergie komme dem Ausbau von Photovoltaikanlagen dabei eine besondere Bedeutung zu. Vor diesem Hintergrund streben die beteiligten Fraktionen an, "Ganderkesee zum Vorreiter in Sachen Photovoltaik zu machen".
Fünf konkrete Ansätze
Konkret beantragen die Initiatoren des Antrags eben die Errichtung von Solarcarport-Parkplätzen bei gemeindeeigenen Liegenschaften. Hierzu sollte die Verwaltung insbesondere die Umsetzung beim Rathausparkplatz prüfen. Wie das aussehen könnte, dazu hatte der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Stephan Neitzel einige Beispiele aus Süddeutschland mitgebracht.
Zweitens sollten ganz grundsätzlich bei künftigen Bauvorhaben mit erheblichem Parkraumbedarf die Errichtung von Solarcarports von vornherein in die baulichen Festsetzungen mit aufgenommen werden.
Drittens fordern die Fraktionen, auch bei Eigentümern von Einrichtungen mit großen Parkplätzen – etwa Supermärkte, Wirtschaftsbetriebe, soziale Einrichtungen – für das Thema Solarcarports zu werben und Kontakte mit potenziellen Investoren zu vermitteln, zumal diese Betriebe nicht selten auch einen großen Eigenbedarf an Energie hätten. Ferner sollte – etwa im Rahmen einer Infoveranstaltung – über Fördermöglichkeiten für Solarcarports informiert werden.
Viertens möge die Verwaltung die Haushaltsmittel für die Errichtung von PV-Anlagen auf gemeindeeigenen Liegenschaften in den kommenden Jahren von derzeit 40.000 Euro auf 80.000 Euro pro Jahr erhöhen.
Fünftens sollen Betriebe, die beim Thema Photovoltaik oder anderen regenerativen Energien innovative Ansätze verfolgen, auch bei der Vergabe von Grundstücken im zu schaffenden Gewerbepark An der Welse bevorzugt berücksichtigt werden. Die nötigen Gelder für die genannten Punkte möge die Verwaltung im Haushalt 2024 berücksichtigen.
Schonender Umgang mit Flächen
Ein grundsätzliches Ziel der Initiative sei, PV-Anlagen auf bereits versiegelten Arealen zu errichten und so einen schonenden Umgang mit Flächen zu gewährleisten. So gebe es in der Gemeinde einige Bauten, deren Potenzial bislang völlig ungenutzt sei. Als Beispiel nannte Neitzel etwa das Netto-Zentrallager in Grüppenbühren.
"Das ist ein Riesen-Brett, das wir da vor uns haben", skizzierte CDU-Fraktionschef Philipp Albrecht die Dimension des Vorhabens. "Wir haben erheblichen Nachholbedarf bei diesen Themen. Seit 2012 reden wir über Klimaschutz, aber bislang ist nicht viel passiert", meinte Arnold Hansen. Zumal es in der Gemeinde Ganderkesee einige Firmen gebe, die in der Lage seien, entsprechende Anlagen aufzustellen und zu warten.
"Schön, dass wir das fraktionsübergreifend hinbekommen haben", kommentierte Carsten Jesußek. Die an der PV-Offensive beteiligten Fraktionen verfügen auf jeden Fall über eine sichere Mehrheit im Gemeinderat. Warum SPD, Grüne und Linke nicht mit im Boot sitzen, erklärten die Fraktionschefs nicht. Zumindest bei den Grünen müssten die Initiatoren des Antrags nämlich eigentlich offene Türen einrennen. Denn auch deren Fraktionsvorsitzender Volker Schulz-Berendt mahnt seit geraumer Zeit eine Bilanz des Klimaschutzkonzeptes an, ohne dafür bisher wirklich Gehör gefunden zu haben.
Hansen ist es auch wichtig, "bei diesem Thema die Bürger mitzunehmen". Zu engagierten Klimaschützern in der Gemeinde, die gerade eine Art Energiegenossenschaft vorbereiten, haben die Fraktionen allerdings bislang noch keinen Kontakt aufgenommen. Aber die Offensive steht ja auch noch ganz am Anfang: "Der Stein rollt, der Rest muss sich entwickeln", hieß es am Montag.