Vertreter des Fuhrenkamp Schutzvereins und der Nabu Ortsverbände Ganderkesee und Hude fühlen sich von den jüngst bekanntgewordenen Plänen eines Investors, im Hohenbökener Moor bis zu 13 je 250 Meter hohe Windräder zu errichten, komplett überrumpelt. „Wir sind sehr erschrocken darüber, dass die Planungen schon so weit fortgeschritten sind und wir bislang überhaupt nicht eingebunden waren“, schimpfte Michael Müller, Vorsitzender des Fuhrenkamp Schutzvereins am Montag bei einem gemeinsamen Termin mit Hans Fingerhut (Nabu Ganderkesee) und Helmut Brüggemann (Nabu Hude). „Hier wird getrickst, und es werden vollendete Tatsachen geschaffen“, fürchtet er. Die Gemeinde habe die Kommunikation und die Kooperation mit den Umweltverbänden bei diesem Thema „grob vernachlässigt“.
Mit im Boot ist auch Landschaftsökologe Klaus Handke, der in diesem Fall jedoch ganz bewusst nicht als Naturschützer, sondern als Sachverständiger auftreten will. „Windkraft ist mein Kerngeschäft. Ich habe in den vergangenen 30 Jahren rund 250 ornithologische Gutachten für Windkraftplanungen erstellt, in vielen Fällen übrigens auch im Auftrag der Projektierer“, sagt er. Mehr als 100 Exkursionen hätten ihn schon ins Hohenbökener Moor geführt. Und sein Fazit lautet: „Man kann nicht Blühwiesen propagieren und gleichzeitig das Wertvollste zerstören, das man hat“, erklärt Handke. Insbesondere im nördlichen Bereich der Projektflüche handele es sich um den „wertvollsten Feuchtwiesenlebensraum in der Gemeinde“, der weder ausgleichbar noch ersetzbar sei. Das Areal sei ein „Vogelbrutgebiet von landesweiter Bedeutung“.
Nicht zuletzt die Brutvogelkartierungen, die er 2012 bis 2014 in der Gemeinde veranlasst habe, würden die Artenvielfalt im Hohenbökener Moor dokumentieren. Auch die Investoren hätten es besser wissen und das Konfliktpotenzial erkennen können, meinen die Naturschützer. „Auf den Umweltkarten, die auf den Internetseiten des Landkreises Oldenburg einzusehen sind, sind Vogelarten wie Sumpfohreule, Wiesenpieper oder Wachteln in diesem Gebiet alle ausgewiesen“, sagt Brüggemann.
Erneute Kartierung
Um den Windkraftplanungen ein für alle Mal einen Riegel vorzuschieben, wollen die Umweltschutzverbände nun beantragen, das Hohenbökener Moor als Naturschutzgebiet auszuweisen, was nach dem Meinung von Hans Fingerhut hätte ohnehin längst hätte passieren müssen. „Ich werde in diesem Sommer noch einmal die Brutvögel in diesem Gebiet kartieren und sie dann den Verbänden als verlässliche Datenbasis zur Verfügung stellen“, kündigt Handke an. Und für die Öffentlichkeit und alle Interessierten wird er gemeinsam mit seiner Frau Pia von April bis Juni fünf Exkursionen im Hohenbökener Moor anbieten (siehe Kasten). Sozusagen als Transparenzoffensive gegen die schmallippige Informationspolitik der Verwaltung.
Insbesondere ist Handke empört darüber, dass die Verwaltungen in Ganderkesee und Hude offenbar überhaupt keine alternativen Standorte geprüft hätten. „Man ist ja schon überrascht, was alles als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist“, sagt er. Ein Blick auf diese Karte genüge, um festzustellen, dass es sowohl in der Gemeinde als auch im Landkreis Flächen gebe, die wesentlich besser für die Ausweisung von Windparks geeignet seien. In Ganderkesee würde Handke sie jedenfalls eher im Süden oder Südwesten der Gemeinde ansiedeln. In diesem Zusammenhang sei er auch sehr gespannt darauf, wie sich die Untere Naturschutzbehörde zu den Windkraft-Plänen im Hohenbökener Moor verhalte.