Es ist nicht mehr nur ein offenes Geheimnis, sondern eine an jedem Freitag zu beobachtende Tatsache: Der Ganderkeseer Wochenmarkt dümpelt ein wenig vor sich hin. Und die Situation hat sich noch einmal verschärft, seitdem die langjährigen Obst- und Gemüsehändler Helga und Uwe Matschinski im Oktober aus Altersgründen ihren Rückzug angetreten haben. Gleich mehrere Marktbeschicker hatten sich im Sommer öffentlich unzufrieden über die Situation geäußert. Zwar ist in einer Vorlage der Verwaltung für den Ausschuss für Wirtschaft, Finanzen und Digitalisierung noch von einem "reichhaltigen regionalen Warenangebot", von "hoher Produktqualität, persönlicher Beratung und familiäre Atmosphäre" die Rede. Doch dass bei dem seit 43 Jahren bestehenden Markt Handlungsbedarf besteht, ist auch in der Ganderkeseer Wirtschaftsförderung angekommen.
Um die Attraktivität des Wochenmarktes zu steigern, hat die Verwaltung nun ihre fast 20 Jahre alte Marktfestsetzung geändert und neben dem bisher rein "grünen Markt" viele weitere Sortimente zugelassen. So dürfen dort künftig auch Korb-, Bürsten- und Holzwaren, Geschirre und Keramik, Haushaltswaren des täglichen Bedarfs, Reinigungs- und Putzmittel, Kleintextilien und Kurzwaren, Toilettenartikel, Modeschmuck, Kleingartenbedarf, Kleinspielwaren, Werbeverkaufsartikel, Kleinwerkzeuge, Kunsthandwerk sowie Literatur mit Bezug zum Wochenmarkt (also etwa Garten- oder Kochbücher) verkauft werden. Eine erste Anfrage eines Imbissbetriebs liege auch bereits vor, meldet Wirtschaftsförderin Christa Linnemann. Dieser habe signalisiert, im kommenden Jahr starten zu wollen.
„Gerade an einem Freitagnachmittag, wenn für viele der Wocheneinkauf ansteht, ist eine kleine Stärkung durch Imbiss oder Gebäck sehr willkommen“, resümiert Linnemann ihre Gespräche mit den Marktbeschickern. Diese seien häufiger von Kunden auf gastronomische Angebote angesprochen worden. Auch hätten sich einige nach Bürsten-, Kurz- oder Haushaltswaren erkundigt, die sie von anderen Märkten kennen. Deren Verkauf war jedoch in der bisherigen Marktfestsetzung aus dem Jahr 2003 ausgeschlossen gewesen.
30 Prozent Non-Food-Stände
„Die Gründe für den rein ‚grünen Markt‘ lassen sich nicht mehr genau nachvollziehen. Möglicherweise sollten die stationären Gastronomie- und Einzelhandelsbetriebe besonders geschützt werden oder es gab die Sorge um das Qualitätsniveau des Marktes“, vermutet Linnemann. Beide Aspekte habe man aber auch bei der jetzt erfolgten Anpassung der Festsetzung so weit wie möglich berücksichtigt. So habe es bezüglich der Sortimentserweiterung im Vorfeld Gespräche mit der Werbegemeinschaft Gantermarkt gegeben. Zudem sieht die neue Marktordnung vor, den Anteil der Non-Food-Stände auf maximal 30 Prozent zu beschränken, um den Charakter des Wochenmarktes beizubehalten.
Doris Josquin, ehemalige SPD-Ratsfrau und langjährige Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfe und Initiativgruppen (ASG), die das Erscheinungsbild des Wochenmarktes mehrfach kritisiert hatte, begrüßt die Erweiterung des Sortiments. "Gerade im Winter ist das gut", sagt sie. Auch einen Messerschleifer könne man noch auf den Markt einladen. Zu einem vollständigen Angebot gehöre aber auch zwingend wieder ein Bäcker oder ein Käsestand. Und auch die Lücke, die der Matschinski-Abschied verursacht habe, gelte es zu schließen. "Vielleicht bildet man mal einen Arbeitskreis, der sich auch die gut funktionierenden Märkte in Hude oder in Wildeshausen mal anschaut", regt sie an.
Ganzes Maßnahmenpaket
Die neue Marktfestsetzung ist nur ein Teil eines Maßnahmenpakets, das die Wirtschaftsförderung zusammen mit den Marktbeschickern ausgearbeitet hat und das am Donnerstag auch Thema im Fachausschuss war. So weisen etwa seit einiger Zeit Schilder auf dem Marktplatz auf den freitäglichen Markt hin. Künftig sollen auch die Hinweistafeln an den Ortseingängen dafür genutzt werden.
In Ergänzung zu den informativen Wochenmarktflyern, die etwa Bestandteil der Neubürgermappen sind, will die Verwaltung nun Postkarten gestalten, "die auf eine humorvolle Art weitere Zielgruppen für den Einkauf auf dem Markt gewinnen sollen", wie es in der Sitzungsvorlage heißt. Überdies soll es auch immer wieder Aktionen auf dem Wochenmarkt selbst geben. Startschuss dafür war in der vergangenen Woche, etwa ein Quiz rund um die Marktprodukte. Mit ihren Maßnahmen möchte die Wirtschaftsförderung ganz gezielt ein jüngeres Publikum, insbesondere Familien mit Kindern ansprechen. Hierzu gebe es verschiedene Überlegungen, die von einem Glücksrad bis zu Kinderschminken reichen.
„Wir möchten uns weiterhin an einem Markt erfreuen, der durch familiäre Atmosphäre und gute Qualität überzeugt“, unterstreicht Linnemann. Lediglich etwas breiter aufgestellt und bekannter solle er noch werden.