Noch einen Tag dauern die Herbstferien. Viele Jugendliche nutzen die freie Zeit, um mit Freunden abzuhängen, auf der Spielkonsole zu zocken oder einfach nur um zu chillen. Nicht so Lars Reinhardt. Der 14-jährige Sandkruger nutzt die Ferien zum Arbeiten. Er will damit nicht sein Taschengeld aufbessern, sondern seinen neuen Spielfilm voranbringen. Denn Lars Reinhardt ist Drehbuchautor und Regisseur. Auf dem Gelände der Firma „Four Packs“ in Hude haben er und seine Filmcrew gerade einige Szenen für den neuen Film gedreht.
Eigentlich war das alles so nicht geplant. „Wir wollten in den Sommerferien nur einen Kurzfilm machen“, erzählt Reinhardt. Doch der Filmstoff gab viel mehr her. „Das wäre nicht in zehn Minuten umzusetzen gewesen“, fügt er hinzu. Und so entstand die Idee, einen großen Spielfilm mit dem Arbeitstitel „To(o)gether“ daraus zu machen. In diesem soll es um Manipulation von Jugendlichen gehen. „Ich will zeigen, wie leicht Jugendliche ausgenutzt und abhängig gemacht werden können“, erklärt Reinhardt. Seine Hauptdarstellerin ist die junge Maja, die mit ihren Eltern von Hamburg nach Oldenburg umzieht, total unglücklich in diesem Provinznest ist und sowohl Schule, Eltern und Schulkameraden ablehnt. Doch dann begegnet sie Florian, der sie mit vielen neuen Freunden bekannt macht und in den Club „To(o)gether“ einführt.
Reinhardts neuer Film wird kein Teenie-Film. Vielmehr soll es in Richtung eines Krimis gehen. „Als ich das Drehbuch gelesen habe, standen mir die Haare zu Berge“, verrät Produktionsleiterin Sabine Knief. Es werde aber kein Blut fließen. Unterschwellig soll Spannung erzeugt werden. Zum Ende des Films sind außerdem drei Cliffhanger geplant. Denn es soll noch einen zweiten Teil geben. „Lars hat ihn bereits im Kopf“, erzählt Knief.
Für den 14-jährigen Sandkruger ist sein derzeitiges Filmprojekt nicht das erste. Bereits 2016 schrieb er gemeinsam mit seiner Mutter das Drehbuch zum Film „Fehlerlos?!“ über die Zeit der Reformation, bei dem er auch Regie führte. Als Hauptdarsteller gewann er damals Steffen Groth, der aus der TV-Serie „Doctor's Diary“ und diversen ZDF-Sonntagsfilmen bekannt ist. „Damals hat mich das Filmemachen gepackt“, erzählt der Jungregisseur. Und nicht mehr losgelassen. In seinem neuen Film wirkt der bekannte Berliner Schauspieler zwar nicht mit. Im Gros hat Reinhardt das Team von damals aber wieder zusammen bekommen. „Viele Leute sind wieder dabei“, sagt Sabine Knief, die selbst zu den Wiederholungstätern gehört. Schon beim ersten Film war sie die Produktionsleiterin.
Bezahlt wird Knief nicht. Alle Darsteller, die Crew und die sonstigen Helfer bekommen keine Gage. Denn das Filmprojekt „To(o)gether“ ist eine No-Budget-Produktion. Das bedeutet, Lars Reinhardt bezieht keine Filmförderung. Er ist auf Sponsoren angewiesen, da Technik geliehen und Requisiten gebaut werden müssen. Alles war bereits in Sack und Tüten. Doch dann sprang der Hauptsponsor, eine Stiftung, kurz nach Drehbeginn ab. „Als Begründung hieß es, dass es kein 'Heile-Welt-Film' ist und es auch kein Happy-End gibt“, erzählt Knief. Das Filmprojekt rettete schließlich der Vechtaer Hans Höffmann, der mit seinem Reiseunternehmen kurzfristig als Hauptsponsor einsprang.
Ein weiterer Unterstützer ist die Huder Firma Four Packs, die kostenfrei eine Halle zum Aufbau des Filmstudios zur Verfügung stellt. So konnte die Filmcrew Anfang September mit den Dreharbeiten beginnen. „Es wird immer am Wochenende gedreht, weil viele Schüler dabei sind. Nur in den Ferien geht es auch mal unter der Woche“, erklärt Knief. Denn eines sei allen Beteiligten an dem Filmprojekt wichtig: Die Schule darf nicht leiden. Und das tut sie auch nicht, wie der junge Regisseur erzählt. „Ich trenne die Dinge klar voneinander. Bis jetzt haben wir alles gut gemanagt bekommen“, sagt Reinhardt.
Drei Viertel des Films haben Reinhardt und seine Crew bereits im Kasten. Nun steht noch der Dreh im Kurhaus Dangast und in der Schule an. „Es ist zwar alles knapp, aber wir liegen gut in der Zeit“, sagt der Regisseur. Spätestens Ende März 2019 muss der Film fertig sein. Denn dann soll er an Festivals, wie „Der goldene Spatz“, und den Niedersächsischen Filmwettbewerb gehen.