Tarmstedt. Die Mobilität auf dem Land ist ein überwiegend schwieriges Kapitel. Ohne Auto läuft auch in der Samtgemeinde Tarmstedt nicht viel. Doch es kommt Bewegung in die Sache. Nachdem vor mehr als einem Jahr eine private Carsharing-Initiative mit Elektroautos gestartet ist, will die Samtgemeinde nun mit einer Umfrage herausfinden, was sich die Bevölkerung an Mobilitätsangeboten wünscht.
Wie berichtet, lässt die Samtgemeinde Tarmstedt bis Juni 2017 durch die Bremer Agentur Spurwechsel eine Machbarkeitsstudie zu den Themen „Carsharing und Mitfahren in der Samtgemeinde Tarmstedt“ erarbeiten. Zur Vorstellung der Studie lädt die Samtgemeinde für kommenden Dienstag, 8. November, 19.30 Uhr, zu einer Informationsveranstaltung im Landgasthof Klee in Westertimke ein. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich dort über die Zielsetzung und Details der Machbarkeitsstudie informieren zu lassen. Darüber hinaus wird die Agentur Spurwechsel aktuelle Trends im Mobilitätssektor vorstellen und Fragen rund um die Machbarkeitsstudie beantworten. Eine Anmeldung zu der Veranstaltung ist nicht erforderlich.
Der Landfrauenverein Wilstedt greift das Thema in seinem jüngsten Rundbrief auf.
Mobilität sei eines der großen Zukunftsthemen, die besonders ländlich geprägte Kommunen wie die Samtgemeinde Tarmstedt betreffen. Nicht alle Orte könnten durch einen ausreichenden öffentlichen Personennahverkehr angebunden werden. Zu gering sei zum Teil die Nachfrage, um auch nur annähernd die Kosten decken zu können. Wer nicht mehr oder noch nicht selber Auto fahren könne, sei daher oftmals auf „Fahrdienste“ aus dem Familien- oder Bekanntenkreis angewiesen.
Aber auch bei der Nutzung des eigenen Autos zeichneten sich Veränderungen ab. In Städten würden sogenannte Carsharingautos beliebter. Ausdrücklich ermuntert der Landfrauenvorstand die Mitglieder, an der Befragung teilzunehmen. Die Umfrage werde an jeden Haushalt der Samtgemeinde verteilt und könne online beantwortet werden. Sie werde voraussichtlich Mitte November bis Mitte Dezember laufen. „Je höher die Beteiligung ausfällt, desto genauer können die Aussagen zum Bedarf zusätzlicher Mobilitätsangebote in der Samtgemeinde Tarmstedt getroffen werden“, heißt es im Landfrauenrundbrief.
Auch an höherer Stelle scheint man Handlungsbedarf erkannt zu haben. Das Land Niedersachsen hat jetzt bei der Landesnahverkehrsgesellschaft eine neue Beratungsstelle für Mobilität im ländlichen Raum eingerichtet. Bürgerinitiativen, Kommunen, Vereine oder ÖPNV-Aufgabenträger erhalten damit erstmals einen landesweiten Ansprechpartner in Fragen des Aufbaus und Betriebs ländlicher Mobilitätsangebote. Dazu zählten zum Beispiel auch flexible Angebote wie Anruf-Taxis oder Ruf-Busse, die den klassischen Linienverkehr in Zeiten mit schwacher Nachfrage bedarfsorientiert ergänzten, heißt es in einer Pressemitteilung.
20 Millionen Euro zusätzlich
Auch für Fragen der finanziellen Förderung oder der genehmigungsrechtlichen Einordnung solcher Mobilitätsangebote stehe die neue Beratungsstelle zur Verfügung. Wirtschafts- und Verkehrsminister Olaf Lies, auf dessen Initiative die Einrichtung zurückgeht, unterstrich: „Der klassische Öffentliche Personennahverkehr unterliegt einem Wandel, denn nicht immer scheint es für Verkehrsunternehmen lohnend zu sein, Mobilitätsangebote in der Fläche bereit zu stellen. Um die Mobilität der Bevölkerung auf dem Land dennoch zu gewährleisten, sind deshalb neue alternative Mobilitätskonzepte gefragt." Künftig würden Wegeketten aus unterschiedlichen Transportmöglichkeiten individuell zusammengestellt. Mitfahrmodelle, Bürgerbusse oder Car-Sharing würden mit dem klassischen Linienverkehr kombiniert. Für jede Region müsse die richtige Kombination gefunden werden.
Mit dem geänderten Nahverkehrsgesetz, so Lies, gebe das Land den Kommunen ab Januar 2017 jährlich 20 Millionen Euro zusätzlich aus dem Landeshaushalt speziell für den Aufbau und Betrieb flexibler Angebote oder auch für Investitionen in die ÖPNV-Infrastruktur.