Lilienthal. Viele zögern es lange hinaus, irgendwann geht es jedoch nicht mehr ohne: Der Rollator ist für ältere Menschen ein wichtiges Hilfsmittel, um mobil zu bleiben. Doch was ist beim Umgang zu beachten? Und welche Gefahren lauern im Straßenverkehr? Antworten auf diese Fragen gab es am Dienstag auf dem Michaelisstift der Evangelischen Dienste in Lilienthal.
Ein lange Schlange hat sich vor dem Pflegeheim Michaelisstift gebildet. Dicht hintereinander manövrieren einige ältere Menschen ihre Rollatoren durch einen Slalom-Parcours aus roten Hütchen und Stangen. Immer dicht neben ihnen: Tobias Asendorf, Auszubildender zum Altenpfleger. „Ich habe im Internet gesehen, dass in anderen Städte bereits Rollator-Schulungen angeboten wurden und habe mir gedacht: Das sollte man auch den Bewohnern hier ermöglichen“, sagt er. Im Rahmen einer Projektarbeit organisierte Asendorf daraufhin gemeinsam mit seinen Mitschülern Manon Sieber, Edeyta Hubisz und Alicja Focke die Veranstaltung. Tatkräftige Unterstützung hat er sich bei der Verkehrswacht Grasberg, der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) und dem Sanitätshaus Mertens geholt.
Busfahrer gibt Tipps
Dieter Grohs von der Verkehrswacht Grasberg ist für den Parcours zuständig. „Wir simulieren hier alle Hindernisse, die es auch im echten Straßenverkehr gibt“, erklärt er. In dem Slalom lernen die Teilnehmer etwa, dass sie für Kurven nur kurz eine der beiden Bremsen ihres Rollators anziehen müssen. Am Ende des Parcours wird mittels eines Holzgestells ein hoher Bordstein simuliert. „Viele wollen ihren Rollator auf den Bordstein heben, das ist jedoch viel zu umständlich“, sagt Grohs. Er erklärt den Teilnehmern, wie sie ihren Wagen Schritt für Schritt über die Kante befördern können, indem sie sich die Hebelkraft zunutze machen.
Dieses Wissen können die Teilnehmer auch bei der letzten Etappe gebrauchen. Für die Schulung ist extra ein Bus der BSAG aus Bremen geholt worden, um die Gäste das richtige Ein- und Aussteigen üben zu lassen. „Viele wollen zu schnell einsteigen“, sagt Michael Okkels, Busfahrer bei der BSAG, der schon oft bei den Schulungen (siehe Termine auf dieser Seite) dabei war. Die Fahrgäste sollten sich lieber die nötige Zeit nehmen. Einmal drinnen im Bus, hat Okkels noch ein paar wichtige Tipps parat: „Fahrgäste mit Rollator sollten sich einen Platz nahe der Tür suchen und die Bremsen anziehen.“ Beim Aussteigen sei darauf zu achten, unbedingt erst aufzustehen, wenn der Bus komplett zum Stehen gekommen ist. „Im Zweifelsfall sollte man immer den Kontakt zu anderen Fahrgästen oder dem Busfahrer suchen“, sagt Okkels.
Drinnen im Michaelisstift informiert Christine Dräger derweil über alles Wichtige rund um den richtigen Rollator. „Größe und Gewicht müssen auf die Kunden abgestimmt sein“, sagt die Reha-Fachberaterin vom Sanitätshaus Mertens. Besonders die richtige Höhe sei wichtig, damit sich der Fahrer nicht zu sehr strecken oder krümmen muss. „Die Arme sollten leicht angewinkelt sein, so hat man die meiste Kraft“, sagt die Expertin. Ob bunt lackiert, klappbar oder aus Carbon: Rollatoren gibt er mittlerweile in zahlreichen Varianten und Ausführungen. Einsteigermodelle gibt es bereits ab 50 Euro, Premiumvarianten schlagen aber auch schnell mit 500 Euro und mehr zu Buche. „Die Krankenkassen übernehmen in der Regel zwischen 50 und 70 Euro“, sagt Dräger.
Vor dem Michaelisstift kehrt langsam wieder etwas Ruhe ein. Organisator Tobias Asendorf zeigt sich zufrieden mit der Schulung. Er schätzt, dass mehr als 30 Rollatorpiloten gekommen sind. „Ich hoffe, dass sich jetzt einige der Teilnehmer etwas sicherer im Straßenverkehr fühlen.“
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