Lilienthal. Sie agieren häufig eher dezent im Hintergrund und sind dennoch bei vielen Veranstaltungen unverzichtbar. Wenn es darum geht, die größten Vereine Lilienthals zu benennen, kommt einem dieser in der Regel auch nicht sofort in den Sinn, und das, obwohl ihm über 1100 Menschen angehören. Tendenz: weiter wachsend. Wer noch dazu in Rechnung stellt, dass alles vor lediglich 40 Jahren mit ehemals nur 300 Mitgliedern angefangen hat, muss schon von einer außerordentlichen Erfolgsgeschichte sprechen. Geschrieben von den Aktiven der Ortsgruppe Lilienthal in der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Das Geheimnis dahinter? Die Antwort von Ralf Müller, Vorsitzender der Ortsgruppe, kommt wie aus der Pistole geschossen: „Wir sind eine große Familie.“
Dass die Atmosphäre bei den Lebensrettern eine gedeihliche ist, dafür gibt es eine ganze Menge Indizien. Da wären zum Beispiel die Familienfreizeiten. Schon im 14. Jahr machen die Lilienthaler gemeinschaftlich in Hohenfelde an der Ostsee Kurz-Urlaub oder auch in Schierke im Harz. Angefangen hat das mal mit elf Teilnehmern, inzwischen sind es nach den Worten von Stefanie Meyer-Priewe immer um die 76. Oder die Weihnachtsfeiern. „Erst waren wir nur 30, jetzt ist das Bocadillo im Hallenbad für die über 100 Gäste einfach schon zu klein“, sagt die für die Öffentlichkeitsarbeit Zuständige und nickt, als Ralf Müller konstatiert: „Die Leute fühlen sich bei uns offenbar einfach wohl.“
Wie eine große Familie
Zu einem Gutteil dürfte das auch daran liegen, dass die Ortsgruppe den Worten ihres Vorsitzenden zufolge „viel zu bieten“ hat. Zwar ist die Ortsgruppe 1977 vor allem deshalb ins Leben gerufen worden, weil schon damals immer weniger Kinder das Schwimmen erlernten, doch schon lange beschränkt sich das Wirken der Lebensretter nicht mehr allein auf Schwimmkurse und die Wasserbecken des Hallenbades am Schoofmoor. Regelmäßig, und das sehr erfolgreich, beteiligen sich Lilienthaler Rettungsschwimmer an regionalen und überregionalen Schwimmwettkämpfen. Im Sommer sieht man die ehrenamtlichen DLRG-Helfer am Strand des Achterdieksees in Oberneuland, wo sie Wache schieben, oder auf der Freilichtbühne, wo sie ebenso wie bei den Floorballturnieren in Lilienthal für den Sanitätsdienst verantwortlich zeichnen.
Dieser Bereich ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, gleiches gilt für den Katastrophenschutz. Neben zwei modernen Rettungsfahrzeugen verfügt die DLRG Lilienthal seit 2014 sogar über eine mobile Kochstation, die Helfer und Opfer gleichermaßen bei akuten Einsätzen mit Mahlzeiten oder Getränken versorgt. Allein im Sanitätsdienst und im Katastrophenschutz verbuchte die Ortsgruppe im vergangenen Jahr 700 ehrenamtliche Einsatzstunden. Dazu kommen viele weitere bei Präventions - und Erste-Hilfe-Kursen, unter anderem in Kindergärten, Schulen und bei der Kinderakademie der Bürgerstiftung sowie diverse Schwimm-Ausbildungskurse und Fitness-Angebote.
Eine Aktionsbreite, die für nahezu jedem und jeder Betätigungsmöglichkeiten bietet. Wer mal als Kind sein Seepferdchen bei der DLRG gemacht hat, bleibt infolgedessen nicht selten dabei. Immer neue Herausforderungen warten. „Jugendliche können bei uns schon früh Verantwortung übernehmen, so erfahren sie viel Wertschätzung“, sinniert Ralf Müller, warum die Lebensretter insbesondere auf junge Menschen große Anziehungskraft ausüben. Die Gruppen würden sich kennen, man entwickele sich gemeinsam weiter. „Es ist eben nicht nur, dass man an etwas teilnimmt, man ist Teil von etwas“, bringt es Müller auf den Punkt. Manch einer hat das sehr wörtlich genommen. Müller und Meyer-Priewe müssen lachen. „Die DLRG hat wirklich schon viele Ehen gestiftet – und viele Kinder hervorgebracht.“ In einigen Familie reicht das Engagement für die Lebensrettungsgesellschaft mittlerweile in die dritte Generation zurück.
Die Schwimmausbildung, Keimzelle des DLRG-Wirkens, hat sich in 40 Jahren ebenfalls enorm entwickelt. In den 70er-Jahren noch fanden Schwimmkurse einmal wöchentlich auf zwei Bahnen im Hallenbad am Schoofmoor statt. Inzwischen wird freitags und sonnabends in jeweils drei Durchgängen auf fünf Bahnen und im Lehrschwimmbecken geübt, donnerstags gibt es zudem auf drei Bahnen und in zwei Durchgängen Erwachsenenkurse. Der Zuwachs sei auch „eine Folge der Flüchtlingszuwanderung“, so Rolf Müller. Dienstags gehört das Becken den Wettkampf-Schwimmerinnen und -Schwimmern.
40 Jahre DLRG Lilienthal – dieses Ereignis wird in der „Familie“ natürlich gebührend gefeiert. Am Sonnabend, 19. August, treffen sich Mitglieder, Angehörige, Freunde und Interessierte ab 12 Uhr im Garten des Lilienthaler Hallenbads zu einer Geburtstagsparty der besonderen Art: Schon um 10 Uhr beginnt der Tag, wie man es von einer DLRG-Ortsgruppe erwarten darf: im Wasser. Mit Zeitschwimmen, einem Schwimmen für jedermann, Vorführungen und Staffelschwimmen.
In den kommenden Wochen werden auch die Leserinnen und Leser der WÜMME-ZEITUNG tiefer in die DLRG-Welten eintauchen können. In unserer kleinen Reihe „Lebensretter“ stellen wir einzelne Sparten der Lilienthaler Ortsgruppe detaillierter vor.