Grasberg. Ein Trecker mit Anhänger tuckert durch Seehausen, Eickedorf, Wörpedorf und den Grasberger Ortskern von Haus zu Haus. Rund 30 Jahre gehörte das zum Vereinsleben der Turn- und Sportgemeinschaft (TSG) Wörpedorf-Grasberg-Eickedorf dazu. Fußballerinnen und Fußballer der TSG sammelten ehrenamtlich Altpapier. Die Fuhrwerke wurden dabei von zwei landwirtschaftlichen Betrieben gestellt, die sich seit Jahrzehnten in der Fußballsparte des Vereins engagieren. Die Mannschaften fuhren abwechselnd durch die Moorkolonie. Der Erlös für das Altpapier floss von je her in die Jugendarbeit der Sparte, so der Vorsitzende Manfred Grotheer. In lang gestreckten Straßendörfern Seehausen, Eickedorf und Wörpedorf ist damit jetzt Schluss. Wenn am 8. April der Trecker wieder auf Sammeltour geht, wird er nur noch durch die Straßen des Grasberger Ortskerns rollen. Der Vorsitzende Grotheer und auch Fußballspartenleiter Heiko Waldow bedauern das auf Nachfrage dieser Zeitung, beugen sich aber einsichtig der Straßenverkehrsordnung und den Gesetzeshütern.
Als Grund für den Abpfiff nennt Grotheer mehrfache Polizeikontrollen in den vergangenen Monaten und einen Anruf der Polizei bei ihm. „Gelegentlich stand von den Sammlern einer oben auf dem Anhänger, wenn der Trecker von Grundstück zu Grundstück gefahren ist“, begründet er. Inzwischen liegen Strafanzeigen vor, die nicht an den Verein gerichtet seien, sondern an die Halter der landwirtschaftlichen Gespanne. Ein Grund für Grotheer, umgehend Konsequenzen zu ziehen: „Die privaten Strafanzeigen stehen im krassen Widerspruch zum Idealismus der Landwirte.“
Grotheer weiß natürlich, auch wenn das viele Jahre so lief und gut ging mit der Sammelmethode, heißt das nicht, dass es auch im Sinne der Straßenverkehrsordnung war. „Rein formal kann ich dazu nichts sagen“, konstatiert er und akzeptiert die Kritik der Polizei. Wenn ein Trecker fährt, darf keiner auf dem Anhänger stehen. Der Vereinsvorsitzende wollte seine Fußballer und die ehrenamtlichen Treckerfahrer weder einem körperlichen Risiko noch dem einer Strafanzeige seitens der Ordnungshüter aussetzen. Dass die Sammelaktionen in den Randlagen nun mit Strafanzeigen endeten, sei bedauerlich – auch in Hinblick auf das Jahrzehnte währende ehrenamtliche Engagement aller Beteiligten.
„Papier gerne selber anliefern“
Zwei Gründe nennen Grotheer und Spartenleiter Waldow, warum bisher ein Sportler auf dem Anhänger stand. Zum einen sei es den Sammlern „lebenspraktisch“ nicht zuzumuten, in den Außendörfern während der Sammlung zu Fuß von Grundstück zu Grundstück zu gehen oder gar mit dem Auto hinterher zu fahren, so Grotheer und Waldow unsiono. Außerdem zählte in den Außendörfern jeder Quadratmeter auf dem Anhänger oder wie Heiko Waldow sagt: „Sonst kriegt man nicht viel Altpapier mit.“ Denn ist hier draußen der Anhänger voll, ist der Weg zum zentralen Papiercontainer weit. Der steht im Gewerbegebiet Wörpedorfer Ring.
Ab sofort sammeln die Fußballer künftig nur noch im Grasberger Ortskern. Wenn dann der Anhänger voll ist, hat der Trecker nicht weit zu fahren, um den Anhänger im Gewerbegebiet auszuleeren, so Waldow. Er nennt es „total schade“, dass die Altpapiersammlung der Fußballer künftig derart reduziert ist. Dass es die Sammlung gibt, freut Heiko Waldow indes und er sagt: „Ich ziehe den Hut davor, dass wir das als Verein noch so gewährleisten können, alle vier Wochen Altpapier zu sammeln.“ Wer aus den Außendörfern die Jugendarbeit der TSG-Fußballer weiterhin mittels Altpapier unterstützen wolle, könne dieses „gerne selber anliefern“, betonte Waldow. Der Verein freue sich darüber.
Durch den Grasberger Ortskern fahren die Sportler wieder am Sonnabend, 8. April. Wie immer bitten sie, das gebündelte Altpapier bis 8.30 Uhr an den Straßenrand zu legen.