Landkreis Osterholz. Der staatlich geförderte Breitbandausbau bringt die langgestreckten Findorffsiedlungen des Kreisgebiets im kommenden Jahr auf die Überholspur der Datenautobahn. Wie die Redaktion auf Anfrage beim Osterholzer Kreisdezernenten Werner Schauer erfuhr, sollen ab Frühjahr 2018 kreisweit 4100 Adressen mit Glasfaseranschlüssen bis ans Haus versorgt werden. Vor allem die unterversorgten Moordörfer in den Gemeinden Grasberg und Worpswede sollen profitieren, aber auch Teile der Samtgemeinde Hambergen sowie ländliche Gegenden in Lilienthal, Schwanewede, Ritterhude und der Kreisstadt.
Aufgrund der weiten Wege muss in bisher vernachlässigten Randlagen auf die schnellen Lichtwellenleiter gesetzt werden, erläutert Schauer. „Das hat technische Gründe.“ Doch erst die kräftige staatliche Förderung ermögliche es, dass sich Glasfaser auch bei geringer Anschlussdichte rechnet. Der Dezernent erwartet im ersten Quartal das Okay des Bundes, der die Breitbandförderung über einen Projektträger abwickeln lässt. „Wir reden hier über ein Investitionsvolumen von knapp 19 Millionen Euro.“
Nach einem komplizierten Ausschreibungsverfahren ist ein Anbieter übrig geblieben, der die Wirtschaftlichkeitslücke mit rund zehn Millionen Euro beziffert. Diese Summe werden nun Bund, Land, Landkreis und Kommunen aufbringen. Den Namen des Kooperationspartners will Schauer erst nennen, wenn der Bund die geplante Auftragsvergabe genehmigt. Kaum mehr als eine Formsache, so der Dezernent. Für das Konzept von Landkreis und Telekommunikationsunternehmen haben Bund und Land bereits vorläufige Bescheide erteilt, sodass nach dem Winter gebuddelt werden kann.
Bund trägt die Hälfte
Die Finanzierung ist nach den Worten des Kreisdezernenten gesichert: Sowohl der Bund (bis zu sechs Millionen Euro) als auch das Land (maximal zwei Millionen Euro) hatten ihre Zuschüsse schon im Frühjahr 2017 zugesagt. Dass vom Bund voraussichtlich fünf Millionen und beim Land 1,67 Millionen Euro abgerufen werden, habe damit zu tun, dass der Anbieter die Arbeiten etwas günstiger ausführen kann als bei der Antragstellung angenommen. „Die kommunale Kofinanzierung wird etwa 3,3 Millionen Euro betragen“, erläutert Schauer, der mit vier Millionen Euro gerechnet hatte.
Diese 3,3 Millionen Euro teilt sich der Landkreis hälftig mit der jeweiligen Kommune; dabei können Grasberg, Osterholz-Scharmbeck und Worpswede als Bedarfszuweisungskommunen sogenannte Kofinanzierungshilfen beim Land beantragen. „Das wird ihnen helfen“, sagt Schauer; die Landkreis-Mittel stehen im schon beschlossenen Haushalt bereit.
Gefördert wird prinzipiell dort, wo die Telekommunikationsunternehmen aktuell und in den nächsten drei Jahren nicht mehr als 30 Megabit pro Sekunde anbieten. Neben den genannten gut 4100 Glasfaser-Adressen enthält die aktuelle Ausbaurunde in kleinerem Umfang auch die weitere Aufrüstung von Kabelverzweigern. Werner Schauer geht davon aus, dass durch das laufende Förderprogramm insgesamt 4835 Adressen oder rund 7000 Anschlüsse Breitband-Anbindung erhalten, darunter 295 Gewerbebetriebe. „Diejenigen Betriebe, die in einem Gewerbegebiet liegen, erhalten Gigabit-Zugänge“, verspricht der Dezernent.
Kreisweit sollen 90 Prozent der nun geförderten Anschlüsse Bandbreiten von 100 MBit/s und mehr erhalten. Daneben dürften die Telekommunikationsanbieter auch den eigenwirtschaftlichen Ausbau aufgrund von Angebot und Nachfrage vorantreiben. Wegen begrenzter Tiefbaukapazitäten könnte im nächsten Jahr aber der geförderte Ausbau Priorität haben, vermutet Schauer: „Die Telekommunikationsunternehmen, die sich beworben haben, werden sich die benötigten Bagger und Maschinen rechtzeitig gesichert haben“, hofft Schauer. „Es wird aber eng.“ Immerhin umfasst allein die Osterholzer Ausschreibung 281 Tiefbau-Kilometer.
Der Bund hat die Mittel an drei Stichtagen 2017/18 stets an mehrere Dutzend Städte und Kreise auf einmal freigegeben. Nun wollen viele gleichzeitig bauen. Ziel sei es, die Arbeiten bis Ende 2018 abzuschließen; es könne sein, dass einzelne Baustellen noch 2019 bestehen. Danach, so haben Bund und Land erklärt, solle die Breitbandförderung verstetigt werden. „Wir freuen uns über die Mittel, denn der Breitbandausbau ist eigentlich keine kommunale Aufgabe“, so Schauer. Der Ausbau müsse auch mittelfristig weitergehen, vor allem für Schulen und Unternehmen. Wichtig wäre es aus seiner Sicht und aus der des niedersächsischen Landkreistages, die Verfahren zu entbürokratisieren und den Ländern zu überlassen.