Borgfeld (dek).
Mit einem Glas Sekt oder Saft stießen die Mitglieder des Bürgervereins Borgfeld auf die neue Texttafel vor dem ehemaligen Borgfelder Bahnhof am Borgfelder Deich an. Seit gestern hängt in 1,90 Meter Höhe die 16. Texttafel zur Geschichte Borgfelds, die der Bürgerverein im Laufe der vergangenen zehn Jahre im Ortsteil aufgehängt hat. Der erste Vorsitzende Hermann Kothe weihte den Hinweis ein. Aus Furcht vor Vandalismus und zum Schutz der Fahrradfahrer musste das neue Schild in luftiger Höhe von fast zwei Metern an der Kreuzung Borgfelder Deich/ Jan-Reiners-Weg angebracht werden.
Mit der neuesten Tafel erinnert der Bürgerverein an die Geschichte der Schmalspur-Kleinbahn Jan Reiners, die – aus Bremen kommend – auch Station in Borgfeld machte. Genehmigt wurde sie 1898, und bereits nach zwei Jahren an Planungs- und Bauzeit wurde Eröffnung gefeiert. „Das war ungeheuer schnell im Verhältnis zum Bau der heutigen Linie 4“, stellte Jan-Wilhelm Klatte, Sponsor von Schild und Befestigung, augenzwinkernd fest.
Die Idee zur Aufstellung einer Texttafel am ehemaligen Borgfelder Bahnhof beruht auf der Initiative von Gerd von Lingen, Mitglied des Bürgervereins Borgfeld und Bewohner des Borgfelder Deichs. Entworfen wurde die Tafel von Heiko Wagener. Von Lingen erinnerte sich an diesem Tag an die Zeit, als Jan Reiners noch von Bremen nach Tarmstedt fuhr. „Wenn es ein großer Zug war, ragte er über den Deich hinaus.“
„Wir sind noch nicht ganz fertig“, so Johannes Rehder-Plümpe, zweiter Vorsitzender des Bürgervereins, und kündigte weitere Maßnahmen an, um die Geschichte Borgfelds zu dokumentieren. So ist geplant, mit „Graffitis“ an der Rückwand des jetzigen Wetterhäuschens an die Kleinbahn zu erinnern. Da Studenten der Hochschule für Künste Bremen erst im nächsten Jahr für dieses Projekt Zeit finden, hofft der Bürgerverein auf Sprayer, die vom Bürgerverein erstellte Vorschläge umsetzen. „Dann ist die Geschichte von Jan Reiners auch für vorbeiradelnde Radfahrer nachzuvollziehen“, so Johannes Rehder-Plümpe. Interessenten können sich unter der Telefonnummer 0421/271209 melden.
Die neue Texttafel klärt nicht nur über die Geschichte der Schmalspur-Kleinbahn von der Eröffnung 1900 bis zu deren Stilllegung 1956/57 auf, sondern erinnert auch an ihre Bedeutung für Personenbeförderung und den Transport von landwirtschaftlichen Produkten. Nicht vergessen wurde bei der Dokumentation die Bedeutung von Jan Reiners in der Nachkriegszeit bei „Hamsterfahrten“. Auch für Ausflüge war die Kleinbahn ein beliebtes Transportmittel.
Seit 38 Jahren lebt Julian Kühmstedt, dessen Familie 1975 das Bahnhofsgebäude erwarb, im ehemaligen Borgfelder Bahnhof. Eigentlich sei er mehr eine Haltestelle als ein Bahnhof gewesen, so Kühmstedt. Immerhin wurde er 1901 mit dem Bahnhofsrestaurant aufgewertet, Auch konnten Fahrkarten erworben werden. Heute weist nur noch die Holzvertäfelung im Wohnzimmer auf die Geschichte der alten Bahnhofsgaststätte hin, die die Mitglieder des Borgfelder Bürgervereins unter dem Namen „Zur Wasserkante“ in Erinnerung haben.
Schon im September hatte der Bürgerverein das Bahnhofsschild „Borgfeld“ als weiteren Meilenstein der Bahnhofsgeschichte am Jan-Reiners-Weg aufgestellt.
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