Landkreis Osterholz. Die Corona-Pandemie macht auch um die Freiwilligen Feuerwehren keinen Bogen. Kinder- und Jugendfeuerwehren haben ihre Dienste seit März eingestellt, gleiches gilt für Dienste und Ausbildungen der aktiven Kameradinnen und Kameraden. Lediglich „Arbeiten, die der Einsatzbereitschaft der Feuerwehren dienlich sind“, werden noch durchgeführt, so Lilienthals Gemeindebrandmeister Andreas Hensel. Das heißt Fahrzeuge, Atemschutzgeräte und Technik warten. Und bei Einsätzen werden die allgemein geltenden Hygienevorschriften und Abstandsregelungen soweit wie möglich umgesetzt. Gleiches gilt in Grasberg und Worpswede.
„Gefühlt haben wir weniger Einsätze“, berichtet Andreas Hensel für die Lilienthaler Feuerwehren auf Nachfrage. Woran das liege, könne er nicht sagen. Trotzdem werde alles regelmäßig gewartet, damit alles jederzeit einsatzbereit ist. Nur: „Der normale Dienstbetrieb mit regelmäßigen Treffen ist auf Null.“ Eine erste vorsichtige Öffnung wagen seit 11. Mai die niedersächsischen Feuerwehrschulen. Mit stark reduzierten Lehrgängen und ohne Praxisteil, so Hensel. Und im Flyer für die Teilnehmer steht: „Halten Sie Abstand!“
Das versuchen auch die Freiwilligen Feuerwehren in der Region bei ihren Einsätzen einzuhalten. Es gebe die Empfehlung, mit weniger Leuten auszurücken, so Hensel. Doch dieser zu folgen sei nicht immer möglich, vieles sei im Vorfeld nicht absehbar. Beispielsweise könne ein verunfalltes Fahrzeug beginnen zu brennen. Der Gemeindebrandmeister schränkt daher den Einsatz mit weniger Personal auf jene Fälle ein, wo es von vornherein absehbar sei, wie hoch der Personalbedarf an der Einsatzstelle sei.
„Der Schutz der eigenen Kräfte ist enorm wichtig“, betont Hensel. Medizinische Masken sollen Lilienthaler Feuerwehrleute schützen. Diese werden getragen „sobald das Fahrzeug bestiegen wird und bis der Einsatz beendet ist“, so der Gemeindebrandmeister. Der Gedanke dahinter: „Wenn wir nur einen Infizierten im Fahrzeug haben, ist sofort die ganze Fahrzeugbesatzung in Quarantäne.“ Oder schlimmer, eine ganze Ortsfeuerwehr käme in Quarantäne. „Das wäre fatal.“
„Das geringste Risiko“
Bei Einsätzen geht die Feuerwehr daher „das geringste Risiko“ ein. Statt wie bisher der Einsatzleiter und der Fahrzeugführer betrete nur noch eine Person mit Maske das betroffene Gebäude und frage nach, ob jemand von Corona betroffen sei oder ein Verdacht vorliege. Das für Senioreneinrichtungen und die Einrichtungen der Diakonischen Behindertenhilfe geltende explizite Betretungsverbot bedeutet für die Feuerwehr: „Wir dürfen rein, aber wir reduzieren auf ein Minimum, um die Risiken in beiden Richtungen so gering wie möglich zu halten.“ Läge ein Corona-Fall vor, werde das zur Kenntnis genommen, ändere aber nichts am Einsatz. Nur im Nachgang werde anders verfahren, etwa erfasst, zu wem es Kontakt gegeben habe oder wie kontaminierte Kleidung gereinigt werden müsse.
In Worpswede habe sich an der Einsatzzahl und Art der Einsätze bei den Freiwilligen Feuerwehren nichts geändert, so Gemeindebrandmeister Timo Kück. Aber auch er sagt: „Die Durchführung der Einsätze ist anders und schwieriger.“ 1,5 Meter Abstand sei in Löschfahrzeugen schlecht einzuhalten, Masken sollen auch hier dem Eigenschutz dienen.
Bei Einsätzen, wo es nicht auf die Minute ankomme, wie etwa einem Baum auf der Straße, ziehen sich Worpsweder Feuerwehrleute nicht alle zeitgleich im Feuerwehrhaus um und Fahrzeuge werden dann nicht komplett besetzt. Jede Besatzung wird notiert. Denn: „Wir wollen keine Kontaminationsverschleppung“, so Kück. Der Gedanke dahinter: „Mein persönliches Ziel und meine Pflicht ist, dass der Brandschutz in Worpswede aufrecht erhalten wird.“ Gemeinsam mit der Gemeinde Worpswede habe er versucht, persönliche Schutzausrüstungen für die Feuerwehren zu bekommen, 60 FFP-Masken habe er beispielsweise auf die Ortsfeuerwehren aufgeteilt.
Für Grasberg schätzt Gemeindebrandmeister Norbert Blanke das Einsatzaufkommen auch während Corona als normal ein. Die Vorgaben zum Mindestabstand ließen sich nicht immer, aber „weitestgehend“ einhalten. In Grasberger Gruppenfahrzeugen fahren momentan statt neun nur fünf bis sechs Feuerwehrleute zum Einsatz. Je nach Bedarf folgen weitere mit privaten Autos. Und in Grasberg sieht es ähnlich aus wie in Lilienthal: Nur Tanken und Wartungsarbeiten, kein Ausbildungsbetrieb, keine Dienste. Dass das Gelernte vergessen werden könnte, fürchtet Blanke nicht. Aber: „Das sollte sich möglichst nicht über Monate hinziehen.“ Standardtätigkeiten verlerne man nicht. Anders sei das bei selten genutztem Spezialgerät, wie beim Dekontaminationsfahrzeug für Gefahrengut. Auf Ausbildung per Video-Chat sind die Grasberger noch nicht gewechselt.
2000 gespendete OP-Masken
Die Lilienthaler Feuerwehren haben von der Lilienthaler Firma Out of the blue eine Spende von 2000 OP-Masken erhalten. Über den Import aus China habe er sich riesig gefreut, so Gemeindebrandmeister Andreas Hensel. „Weil uns das nicht nur jetzt sofort hilft.“ Er geht davon aus, dass die 1,5-Meter-Abstandsregel und die Pflicht für Mund- und Nasenschutz auch noch gelten, wenn die Feuerwehren ihre Dienste und Ausbildung wieder aufnehmen.