Zum Muttertag bekommen deutsche Frauen meist Blumen. In der Dominikanischen Republik und in der Ukraine bleibt es nicht bei floralen Grüßen. Dort ist der Muttertag ein wirklich besonderer Tag, erzählen zwei Frauen aus diesen Ländern.
Osterholz-Scharmbeck. In Deutschland steht der Muttertag seit den 1920-er Jahren auf dem Kalender – er wurde von deutschen Blumenhändlern aus den USA importiert. Emilia Beuchel stammt aus der Dominikanischen Republik, lebt seit 2007 in Osterholz-Scharmbeck und steht so gar nicht auf Blumen zu besonderen Anlässen: "Blumen kann jeder schenken ohne sich Gedanken zu machen."
Am Geburtstag, Valentinstag oder Muttertag sollte der Schenkende genau wissen, was die Beschenkte brauchen kann und worüber diese sich wirklich freut, findet die 33-Jährige. "Es muss nun wirklich nichts Teures sein, aber ich möchte, dass sich Gedanken gemacht worden sind", sagt Emilia Beuchel und denkt dabei hauptsächlich an ihren Mann.
Von ihrem Sohn José wird sie zum Muttertag wahrscheinlich etwas Selbstgebasteltes bekommen.
In ihrer Heimat habe der Muttertag schon eine andere Dimension als in ihrer Wahlheimat Deutschland, erzählt die Dominikanerin voller Begeisterung: "In unserer Schule wurde ein Hymne zum Muttertag gesungen. Am Nachmittag kamen die Mütter alle zusammen und es gab Aufführungen rund um die Mutter." In der Dominikanischen Republik finde dieses Fest am letzten Sonntag im Mai statt.
"Eigentlich ist jeden Tag Muttertag", sagt Emilie Beuchel und schmunzelt. Sie ist Mutter aus tiefster Überzeugung. Ihr Sohn José ist ein lang gehegter Traum. Jedoch fehlt ihr etwas zum Glück: "Am liebsten würde ich nebenbei arbeiten gehen. Mit der Ausbildung aus meinem Heimatland fällt es mir schwer, hier Fuß zu fassen." Hinzu kommt, dass sie die familiäre Unterstützung vermisst. "In der Dominikanischen Republik ist immer jemand da, der auf die Kinder aufpasst, wenn einer arbeiten geht. In Deutschland haben die Großeltern meistens eigene Sachen zu tun."
Iryna Amrein ist 27 Jahre alt, stammt aus der Ukraine und würde ebenfalls gerne arbeiten. Die relativ kurzen Krippenzeiten stünden ihr im Weg, sagt sie. "In unserem Dorf in der Ukraine sind die Kinder von sieben bis 18 Uhr in einem Kindergarten untergebracht. Das ist auch nötig, da jede Mutter arbeitet und auch häufig noch Tiere wie Schweine oder Kühe zu versorgen hat."
Iryna Amrein sagt, dass ihre Mutter sich sehr für sie und die Familie aufgeopfert hat – und sie ist ihr sehr dankbar. Seit sie ihren Sohn Alexander habe, verstehe sie viel besser, was Muttersein bedeute, betont Iryna. "Ich spiele sehr viel mit ihm, zum Beispiel Memory oder Fußball. Gleichzeitig kommt noch die Hausarbeit dazu."
In der Ukraine schon am 8. März
Für ihren Sohn wünscht sich die junge Ukrainerin, was sich auch deutsche Eltern für ihren Nachwuchs wünschen: Gesundheit und eine gute Ausbildung. "Da wird es später sicher auch mal zu Konflikten kommen; so wie bei mir und meiner Mutter", sagt sie und lacht. Mittlerweile hätten sich die Mutter-Tochte-Konflikte gelegt, verstehe sie sich mit ihrer Mutter wie mit einer Freundin, sagt Iryna.
"Ich denke häufig an sie. Am 8. März, dem Muttertag in der Ukraine, habe ich sie angerufen und ihr gratuliert. Schon allein, dass sie mich geboren hat, ist ein Grund, ihr zu danken."
In Irynas Amreins Heimatland wird am Muttertag in den Schulen ebenfalls ein großes buntes Fest gefeiert. Dann werde gesungen, getanzt, und zum Ende würden Blumen an die Mütter verschenkt, erzählt die 27-Jährige.
Würde sie sich ein solches Fest auch in Deutschland wünschen? "Das wäre schön, dann kommen noch mal alle zusammen", sagt sie.
Iryna Amrein und Emilia Beuchel sind sich einig: Mütter sind überall auf der Welt sehr wichtig. Und ebenso wichtig sei es deshalb, dass Müttern Dank und Anerkennung entgegengebracht werden, finden die jungen Frauen. Und zwar nicht nur am Muttertag.