Osterholz-Scharmbeck. Zusammen sind sie fast 120 Jahre im Amt. Allein der bisherige Vorsitzende des 1. Budo-Clubs Osterholz-Scharmbeck, Volker Marahrens hat den Verein 50 Jahre lang an erster Stelle geleitet, wenn man von einer kleinen Unterbrechung absieht. Marahrens ist seit der ersten Stunde dabei. „Dabei habe ich nie Judo betrieben“, sagt er. Und auch später war er in keiner der Abteilungen aktiv. Als Vorsitzender blieb er aber unentbehrlich. Bis jetzt. Im Jubiläumsjahr wollte er die Geschicke des Vereins, den er mitbegründet hat, endgültig in jüngere Hände legen. „Das habe ich bereits vergangenes Jahr angekündigt“, erinnert der Worpsweder. Und salopp fügt er hinzu: „Für mich ist die Zeit abgelaufen.“ Natürlich nur, was die Vorstandsarbeit angeht.
Tatsächlich konnte ein Nachfolger gefunden werden: Yves Buddrus tritt in die großen Fußspuren seines Vorgängers. Er wurde einstimmig auf der Jahreshauptversammlung im DLRG-Gebäude gewählt. Noch will er keine Aussagen über die Arbeit des Vorstands machen. Zu frisch sind die Wahlen und der Umbruch im Verein. Und der fällt, zumindest was die Erfahrung angeht, heftig aus. Denn auch der zweite Vorsitzende Werner Buddrus und Kassenwart Andreas Waschkowski schlossen sich Marahrens an und machten den Weg frei für eine Verjüngung im Verein, der rund 100 Mitglieder hat. Der Altersdurchschnitt im Vorstand sinkt rapide. Josef Schmitz wird Buddrus als zweiter Vorsitzender zur Seite stehen. Reinhard Jacob und Andreas Boger komplettieren den Vorstand als Schriftführer und Kassierer. Kein offizielles Vorstandsmitglied ist Julia Rosner. Sie wird dessen Arbeit aber als Medienbeauftragte unterstützen.
Bei 50 Jahren Vereinsarbeit ist ein Rückblick durchaus erlaubt – zumal die Geschichte des Kampfsport-Vereins relativ ungewöhnlich erscheint. „Ich war in der offenen Jugendarbeit tätig“, berichtet Volker Marahrens. 1968 sei im damaligen Freizeitheim, das im jetzigen Gemeindehaus der St.-Willehadi-Kirche beheimatet war, die Idee für ein zusätzliches Freizeitangebot entstanden. Im August wurde bereits der „Judo-Verein Freizeitheim“ gegründet. Marahrens übernahm die Leitung als erster Vorsitzender. Er wollte das Amt nur vorläufig wahrnehmen. Im Januar 1969 wurde die erste Matte geliefert und das Training begonnen. Einen Monat später wurde Hans Kracke zum Vorsitzenden gewählt. Doch bereits im Sommer musste Marahrens wieder einspringen. Dabei wollte er das eigentlich nicht. Er sah seinen Platz immer bei der Jugendarbeit. „Ich habe immer versucht, das Amt abzugeben“, bemerkt er. Das ist ziemlich schief gegangen, zumindest bis jetzt.
Feudeln vor dem Training
Zunächst wurde in den Räumen des Jugendheimes trainiert. Vor dem Training musste erst gefeudelt werden und Duschen gab es auch nicht. Im November 1972 stieß schon Werner Buddrus zum Verein, der bis dahin eine lose Gruppe Karate-Sportler trainierte. Vier Jahre später übernahm Buddrus das Amt des zweiten Vorsitzenden. Das Training fand fortan in der Turnhalle an der Lindenstraße statt. Die Umbennung in „1. Budo-Club Osterholz-Scharmbeck“ sollte verdeutlichen, dass mindestens zwei Kampfsportarten angeboten werden.
Aktuell kann der Verein Aikido, Karate und Kickboxen offerieren. Gerade in der Sportart der ersten Stunde, Judo, kränkelt der Verein aber derzeit. Grund: Es gibt keine Übungsleiter. Marian Wieckowski und Rainer Luer sind seit Jahrzehnten tätig und haben ihre Judolaufbahn beendet. Der Vorstand ist aber optimistisch, dass sich das bald wieder ändern wird. Einige Judoka haben den Verein verlassen, andere versuchen es in einer anderen Abteilung. Im Gegensatz dazu erlebt Karate im Verein derzeit einen Aufschwung. Insgesamt ist der Verein sportlich gut aufgestellt. „Wir haben fast mehr Kinder als Senioren“, freut sich Yves Buddrus. Obwohl Sportler an Wettbewerben teilnehmen, fühlt sich der Verein im Bereich Breitensport heimisch. Das älteste aktive Mitglied ist 75 Jahre alt und hat erst mit 60 Jahren begonnen. Der neue Vorstand will die Breite weiter entwickeln.
„Ich muss mich erst mal zurechtfinden und bitte um etwas Geduld“, sagt Yves Buddrus. Volker Marahrens überreichte ihm zwei Umzugskartons mit Unterlagen und Material. Buddrus nennt aber zwei Ziele: bessere Ausstattung für das Training und breitere Darstellung in sozialen Medien. Noch immer habe der Kampfsport ein schiefes Bild in der Öffentlichkeit. Er könne durchaus als Gesundheitssport betrieben werden. Und es gehe auch in einem Verein.
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