Hambergen. „Ich hoffe, dass der Baum über viele Generationen stehen bleibt“, erklärte Baumpate Dieter Schloen nach der Pflanzung einer Robinie in Hambergens Ortsmitte. Mit dieser Aktion fand ein weiterer „Baum des Jahres“ seinen Platz in der Samtgemeinde. Projektleiter Julian Fischer sagte, er bedauere die Rahmenbedingungen, unter denen die Robinie jetzt an der Einmündung Bahnhofstraße/Garlstedter Straße gepflanzt wurde. „Wir haben den Teilnehmerkreis und den Ablauf coronabedingt deutlich reduzieren müssen“, berichtete Fischer in seiner Kurzansprache. „Denn die Gesundheit geht vor."
Fischer lobte den von Schloen gewählten Standort im Ortskern; zu seinen Zuhörern zählten Samtgemeindebürgermeister Reinhard Kock und etwa zehn Gäste, die eher zufällig am Pflanzort vorbeigekommen waren. „Wird die Robinie als ,Corona-Baum' in die Geschichte eingehen?“ fragte Fischer und betonte, dass diese Art „ein Zukunftsbaum“ sei, da sie mit den künftigen Klimabedingungen gut zurechtkomme. Der Projektleiter aus Hambergen dankte allen bisherigen Spendern für ihr Engagement; bedauerlich sei die mehrfache Zerstörung des Schaukastens am Kreisel, der über die Baumpflanzaktivitäten informiert. Fischer versprach die Fortsetzung der alljährlichen Radtouren im kommenden Jahr.
„Das ist ein schnittiger Baum“, fand auch Projektinitiator Heino Hüncken und lobte, die Holzqualität der Robinie eigne sich für den Bau hochwertiger Möbel und Spielgeräte. „Dennoch ist der Baum nicht unumstritten“, setzte er hinzu: Früchte und Rinde seien giftig für Weidetiere. „Man spürt die Spannung, die von einer Robinie ausgeht“, fuhr der damalige Ideengeber fort und bezeichnete die Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia), die auch Scheinakazie genannt wird, als eine letztlich invasive Baumart.
Nicht unumstritten
„Der Baum des Jahres 2020 ist einerseits Hoffnungsträger im klimabedingten Waldumbau, andererseits bedroht er durch seine immense Ausbreitungsfähigkeit die hiesige Flora“, heißt es dazu von der Berliner „Stiftung Baum des Jahres“. Mit ihren zarten Fliederblättern und duftenden weißen Blüten gilt die Baumart als ein schöner Farbtupfer in Deutschlands Parks, Gärten und Wäldern. Zudem sei sie ungewöhnlich widerstandsfähig, so die Stiftung weiter.
Schon am Vortag der Pflanzaktion war in der örtlichen Rabatte ein Loch mit 80 Zentimeter Durchmesser gegraben worden. So konnten Projektleiter, Initiator und Baumpate das etwa sechs Meter große Exemplar in die Erde setzen. Nach der Kraftanstrengung wurde der Wurzelballen verdichtet und reichlich gegossen. Drei Rundhölzer geben dem langen Stamm der Robinie Halt, bis sie fest im Boden verwachsen ist. Wie schon bei den anderen bisher fünf „Bäumen des Jahres der Samtgemeinde Hambergen“ ziert auch dieses Mal eine Erinnerungstafel den Pflanzort.
Obwohl nicht mehr in Hambergen tätig, gilt Heino Hüncken als Impulsgeber des Baum-Projekts. Als Auktionator hatte er jahrelang durch die Holzauktion geführt. „Im Rahmen dieser Tätigkeit habe ich veranlasst, dass am Auktionsplatz immer ein Baum des Jahres gepflanzt wurde“, erinnerte sich Hüncken: „als Zeichen der Nachhaltigkeit innerhalb der Holz-Ernte“. Wegen des für Neupflanzungen ungünstigen Winterwetters habe man ab 2015 darauf verzichtet, aber noch im selben Jahr das eigenständige Projekt gestartet.
Im Januar 2015 war zuletzt ein Feld-Ahorn am Waldrand im Windhorn in einer buchstäblich windigen Aktion gepflanzt worden. Auch die damalige Deutsche Baumkönigin Claudia Schulze war dabei. „Nach einem stürmischen Start steht das zehnjährige Projekt unter einem guten Zukunftsstern“, hatte Hüncken seinerzeit erklärt. Denn schon damals meldeten sich für kommende Aktionen elf weitere Baumpaten, darunter Landrat Bernd Lütjen, Samtgemeindebürgermeister Reinhard Kock und Hambergens Bürgermeister Gerd Brauns. Herausragend war gleich im März 2015 die Pflanzung eines Ginkgo als Jahrtausendbaum vor der KGS Hambergen.
Fürs kommende Jahr hoffen die Projektverantwortlichen auf weniger Corona-Einschränkungen. Im Frühjahr wollen die Baumpaten Wolfgang Starke und Uwe Bokelmann den Baum des Jahres 2021 in Wallhöfen pflanzen. Welche Art das sein wird, gibt die Berliner Stiftung am Dienstag bekannt.