Hambergen. Voller Eifer und guter Laune machen sich drei Klassen der siebten Jahrgänge der KGS Hambergen zusammen mit Moorprojektleiter Thomas Köhring schon früh morgens auf den Weg ins Springmoor in der Ortschaft Holste. Eltern organisieren Fahrgemeinschaften zum Treffpunkt am Springmoorweg. Als sich die Wintersonne über den Horizont schiebt, rücken die Moorpaten an: mit Sägen und Astscheren.
Seit 15 Jahren übernehmen Schüler der siebten Jahrgänge schon Moorpatenschaften für die Hamberger Moorgebiete Heilsmoor und Springmoor. So lange besteht auch eine Kooperation mit der Nabu-Ortsgruppe Hambergen, die alljährlich die Arbeitseinsätze zum Entfernen der unerwünschten Bäume und Sträucher auf den Moorflächen, das Entkusseln, fachkundig begleitet. Vorab, im Naturwissenschaftsunterricht, haben die Mädchen und Jungen den Sinn dieser Aktion erfahren: Ließe man alles wachsen, wäre das Moor in wenigen Jahren ausgetrocknet, würde sich der Wald immer weiter ausbreiten. Dabei haben Moore eine wichtige Klimaschutzfunktion. Sie speichern riesige Mengen schädlichen Kohlenstoffs (CO2).
Im vergangenen Jahr war das Heilsmoor am Rande der Ortschaft Wallhöfen an der Reihe, diesmal geht es dem unerwünschten Birken- und Kiefernbewuchs im rund 100 Hektar großen Springmoor an den Kragen. Mit Sägen und Astscheren befreien die Jugendlichen unter Anleitung der erfahrenen Nabu-Mitglieder und einiger KGS-Lehrer die Moorflächen vom Baum- und Strauchbewuchs. Vor allem kleine und größere Kiefern haben sich schon üppig im „Patenschaftsrevier“ am Rande des Giehler Baches ausgebreitet.
Ronja und Letizia aus der Klasse 7.3. berichten stolz: „Wir haben gerade einen vier Meter hohen Baum gefällt.“ Und: Es sei eine schöne Abwechslung, beim Entkusseln zu helfen. „Weil die Bäume das Wasser aus der Erde ziehen, müssen wir sie entfernen“, weiß der zwölfjährige Thore. „Wir tragen alle abgeschnittenen Äste und Bäume aus dem Moor raus“, erzählen Anjana, Lydia, Julia und Leonie in der Pause – notfalls auch zu zweit, wenn die Bäume schon größer sind. „Das macht viel Spaß.“
Mit Sägen und Scheren zu arbeiten, das gefällt auch Mark aus der Klasse 7.3. „Ich liebe Handwerk“, sagt der Zwölfjährige, lässt sich aber weiter nicht ablenken und sägt an einem Kiefernstamm munter drauf los. Sein Klassenkamerad Bjarne setzt noch hinzu, dass die Moore für den Klimaschutz ganz wichtig seien. „Und wir können hier was beitragen.“
Auch Claus-Dieter Lüken, ehemaliger Lehrer an der KGS, befreit mit der Klasse 7.1. einen Teilbereich des Springmoores von jungen Bäumen. Lüken ist seit Beginn der Moorpatenschaften dabei und freut sich über das „Super-Winterwetter“ an diesem Tag. „Wir hatten schon bittere Tage mit Regen und Sturm.“ Mit seiner Klasse 7.4. arbeitet sich Moorprojektleiter Thomas Köhring ebenfalls mit Sägen und Scheren durch den starken Kiefernbewuchs. „Alles was wir heute nicht schaffen, wird morgen von zwei weiteren siebten Klassen entkusselt“, so Köhring.
Beachtliche Berge von Kiefernzweigen und Bäumen türmen sich bis zur Pause nach zweieinhalb Stunden Arbeitseinsatz an mehreren Sammelplätzen im Springmoor. Einige Mütter bringen den fleißigen Naturschützern heiße Getränke und kleine Snacks. Einige Jugendliche strecken sich auf den angehäuften Kiefernzweigen genüsslich aus und entspannen etwas nach der ungewohnten Arbeit im Moor. Aber alle sind sich einig: Der Wechsel von der Schulbank ins Moor gefällt.
Und er zeitigt Erfolge: Jürgen Röper von Nabu weiß, dass das Springmoor über einzigartige Sandheideflächen mit idealen Lebensräumen für Ringelnatter, Kreuzotter, Eidechsen und Moorfrosch verfügt. Auch Besenginster und Sonnentau profitieren von der Aktion: Sie breiten sich hier wieder vermehrt aus.