Hambergen. Hermann Wieters setzte zu einem emotionalen Gegenschlag an und versuchte die Ausführungen des Samtgemeindebürgermeisters Reinhard Kock in der Sitzung des Samtgemeinderates zu stoppen, wurde aber selber vom stellvertretenden Vorsitzenden, Uwe Böttjer, abgewürgt. Während der Sitzung seien keine Äußerungen von Zuschauern gestattet. Böttjer ermahnte zugleich Kock, nicht persönlich zu werden. Die Diskussion zum Seniorenbeirat geriet trotzdem zu einer Auseinandersetzung zwischen einigen Politikern und Hermann Wieters, dem derzeitigen Vorsitzenden des Seniorenbeirates. Kock macht Wieters mitverantwortlich für das Scheitern des aktuellen Seniorenbeirates. „Das erfüllt mich mit Traurigkeit und Enttäuschung“, erklärte er. Seit der Gründung habe es eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Rat, Seniorenbeirat und Verwaltung gegeben. Kock: „Sie hat sich bewährt.“ Personen außerhalb der Politik hätten oft eine andere Sicht auf die Dinge.
Jetzt sei die Mitgliederzahl des Seniorenbeirats auf zwei geschrumpft. Laut Richtlinien besteht er aus sieben Mitgliedern und ist damit aus Sicht der Verwaltung nicht mehr handlungsfähig. Die Aufnahme von neuen Mitgliedern, wie Wieters es zunächst vorgeschlagen hatte, sehen die Richtlinien nicht vor. Dieser Schritt ist demnach nur direkt nach einer Wahl möglich, wenn Mitgliedsgemeinden durch den Wahlausgang nicht ausreichend im Seniorenbeirat repräsentiert sind. Gewählte Nachrücker gebe es nicht.
Nur zwei Mitglieder übrig
Ute Hoffmann war bereits Anfang des Jahres aus persönlichen Gründen zurückgetreten. Wolfgang Tutlies zieht weg und scheidet deshalb aus. Vor einigen Wochen erklärten dann Margrit Kluge, Gerhard Müller und Roger Milford ihren Rückzug. Kluge und Milford benannten als Grund das Verhalten des Vorsitzenden Hermann Wieters, das sie nicht mehr hinnehmen wollten. Bisher hatten sie in der Öffentlichkeit nicht darüber reden wollen. Inzwischen haben sie Kock aber autorisiert, ihre Gründe zu benennen. Sie kritisieren Wieters Art und Weise, wie er mit Politikern, Verwaltungsvertretern und vor allem Ehrenamtlichen umgehe. Dabei spielt auch Wieters Internetseite bei Facebook eine Rolle. Unter dem Namen Hamberger Klönschnack schreibt Wieters über verschiedene Themen. Die Gewichtung und Auswahl der dargelegten Informationen wird von Politikern und einigen Bürgern als einseitige Stimmungsmache gewertet (wir berichteten).
„Herr Wieters, ich will nicht über Facebook kommunizieren“, sagte Kock. Schärfere Worte fand Gerd Brauns (SPD): „Es herrscht blanke Wut über die Gründe der Rücktritte. Es ist schade, dass der Seniorenbeirat gegen die Wand gefahren wurde.“ Und: "Der Ruf des Seniorenrates ist nicht mehr so gut, fürchte ich."
Hermann Wieters rechtfertigte sich später, jetzt gefasster, in der Einwohnerfragestunde. Er pochte auf sein Recht auf eigene Meinung, die ihm auch als Vorsitzendem des Seniorenbeirates nicht verwehrt werden dürfe. Und er richtete Fragen an die Ratsmitglieder, ohne auf Antwort zu bestehen. Jeder könne sich seine eigene Meinung bilden. „Wussten Sie, dass sich zwei Mitglieder des Seniorenbeirates von Friedhelm Lütjen beraten ließen, wie sie mich loswerden können?“, war eine der Fragen. „Sie können selber urteilen, ob das okay ist“, fügte Wieters an.
„Meine Tür steht für jeden offen. Wer zu mir kommt, bekommt einen Rat“, erwiderte der erste Samtgemeinderat, der nach eigenen Worten eigentlich nichts sagen wollte. Es habe sich um eine rechtliche Frage gehandelt. Kluge und Milford wollten von ihm wissen, ob eine Abwahl des Vorsitzenden möglich sei. Er habe dazu festgestellt, dass dieses möglich sei. "Ich habe aber auch darauf hingewiesen, dass eine weitere Zusammenarbeit schwierig sein könnte", erklärte Lütjen weiter. Jetzt, wo Lütjen sich doch geäußert hatte, schloss er sich der Kritik an. "Ich halte es für bedenklich, wie Sie manche Dinge vorbringen", erklärte er in Richtung Wieters. Eine Abstimmung gab es nicht. Die Neuwahlen sollen erst im März kommenden Jahres stattfinden. Bis dahin soll um Kandidaten geworben und sollen möglicherweise die Richtlinien verbessert werden.
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