Worpswede. Viel Platz ist eigentlich nicht mehr. Aber dann wird eben welcher geschaffen. In einem Museum darf und muss Veränderung ab und zu einfach sein. Und so wird Sigrun Kaufmann demnächst ein paar Bilder abhängen und zur Seite legen oder ihnen andere Positionen zuweisen. Denn die Inhaberin des Museums am Modersohn-Haus will auf einem Teil der Ausstellungsfläche eine besondere Künstlerin würdigen und deren Werk zur Geltung bringen: Ab April will Kaufmann Arbeiten der Worpsweder Malerin Lisel Oppel zeigen.
Normalerweise sollen in ihrem Museum die Künstlerinnen und Künstler der sogenannten ersten Worpsweder Generation im Mittelpunkt stehen, Heinrich Vogeler zum Beispiel, Hans am Ende oder Fritz Overbeck. Auch Otto Modersohn und Paula Modersohn-Becker haben einen festen Platz in diesem Museum. Und das liegt auch nahe, denn beim Modersohn-Haus in der Hembergstraße 19 handelt es um sich das Gebäude, das Otto gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Paula mehrere Jahre lang bewohnt hat. Und es ist das Haus, in dem Paula 1907 nur zwei Wochen nach der Geburt der gemeinsamen Tochter starb.
Die Geschichte dieser Menschen erzählt Sigrun Kaufmann den Besuchern ihres Museums immer wieder. Ihr Mann Wolfgang Kaufmann hatte das Haus 1993 erworben, die beiden haben das Gebäude daraufhin auf das anliegende Grundstück erweitert. 1997 eröffneten die beiden das Museum am Modersohn-Haus. Sie füllten es mit der Sammlung Bernhard Kaufmanns, Wolfgangs Vater. Das historische Hauptgebäude trägt seitdem viele Arbeiten Paulas sowie etliche Gegenstände, die die Künstlerin zeitlebens gesammelt hatte, darunter ein Schreibpult, einen Leuchter, aber auch einen Teppich und Vorhänge aus Paulas Zeit in Paris.
Sohn gab den Anstoß
In den Anbauten finden sich die Werke anderer Vertreter der ersten Worpsweder Künstlergeneration wieder, etwa 130 Stücke müssen es sein, rechnet Kaufmann vor. Zudem hält sie ebenso viele Arbeiten der zweiten Generation vor. Im Untergeschoss ist Platz für Sonderausstellungen wie jene, die Kaufmann nun zu Ehren Lisel Oppels veranstalten möchte. Den Impuls, erzählt Kaufmann, habe Oppels Sohn Claudio gegeben, der in der Region lebt.
Lisel Oppel wurde in Bremen geboren und starb dort vor 60 Jahren im Alter von 62. Trotz des Bremen-Bezugs machte sie Worpswede zu ihrer Wahlheimat. Und auch in künstlerischer Hinsicht wurde Oppel maßgeblich von ihren Vorgängern im Künstlerdorf, aber auch vom Worpsweder Leben geprägt. Ihre Arbeiten bilden vielfach den Alltag des Landlebens ab, die Landschaften, die Feste und auch die Menschen. Auffällig in ihren Bildern sind die Kinder, deren Leben auf dem Land sie in unterschiedlicher Weise darstellte: beim Spielen am Weyerberg, beim Schlittenfahren, beim Laternelaufen.
Mit der Ausstellung will Sigrun Kaufmann nun an dieses Werk erinnern. Ein halbes Jahr lang, vom 1. April bis zum 31. Oktober, soll im Untergeschoss des Museums am Modersohn-Haus ein Ausschnitt aus Oppels Schaffenszeit gezeigt werden. Einige Bilder hat Kaufmann schon beisammen, darunter acht eigene und rund 20 Leihgaben. Sie ist aber auch an weiteren Werken aus Sammlerhand interessiert, die während des halben Jahres der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen. Die Ausstellung organisiert Sigrun Kaufmann, die das Haus seit dem Tod ihres Mannes gemeinsam mit ihrem Sohn führt, eigenständig. Das Museum am Modersohn-Haus ist privat und autonom und auch nicht Teil des Museumsverbundes, in dem sich mit dem Barkenhoff, der Großen Kunstschau, der Kunsthalle und dem Haus im Schluh vor Jahren die großen Häuser Worpswedes zusammengefunden haben. Diese vier stimmen sich seitdem konzeptionell untereinander ab und profitieren auch von einer gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit.
Sigrun Kaufmann erledigt diesen Job allein und hofft nun auf Anrufe ausstellungsinteressierter Oppel-Liebhaber. „Wir wollen nicht nur das zeigen, was man in Worpswede schon kennt und wir möchten uns überraschen lassen, was noch so kommt“, sagt Sigrun Kaufmann. Wer Fragen zur Ausstellung hat, die im Sommerhalbjahr ab April täglich geöffnet sein wird, oder sich mit einer Oppel-Leihgabe daran beteiligen möchte, kann Kaufmann unter der Telefonnummer 04794/ 354 anrufen oder an info@museum-modersohn.de mailen. Denn noch ist im Unterschoss des Museums ein bisschen Platz.
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