Herr Stanek, wie sieht ihr neuer sportlicher Alltag aus, und in welchen Bereichen vermuten Sie persönlich die größten Schwierigkeiten?
Jürgen Stanek: Alle Mannschaften freuen sich spürbar, wieder trainieren zu dürfen. Im Moment sind wir aber zu 90 Prozent draußen, spielen die Sommer-Variante Beach-Handball und machen dort am Platz auch Kraft- und Koordinationsübungen. Wenn ich an Corona und die Aerosole denke, ist es sicherlich verantwortungsvoll, momentan nur in die Halle zu gehen, wenn es wetterbedingt unbedingt nötig ist. Im Handball beginnt die Saison erst Anfang November, daher ist es charmant, dass wir zeitlich gesehen noch so einen langen Vorlauf haben und erst spät in die Halle umziehen müssen. Wir werden uns dann auf jeden Fall intensive Gedanken über ein Lüftungskonzept machen. Möglicherweise werden die Temperaturen dann auch mal niedriger sein, als es die Sportler gewöhnt sind. Ansonsten sind meine Mitstreiter und ich gerade sehr eingespannt. Die Homepage und der Vereinsshop werden gepflegt sowie Trainingspläne und Hygienekonzepte geschrieben. Corona hat uns sicher nicht auf Eis gelegt.
Wie sehen Sie die derzeitigen Lockerungen?
Ich persönlich kann mich bei dem warmen Wetter bei mir auf dem Land draußen aufhalten, aber ich arbeite in der Stadt und sehe, dass es dort schwieriger ist, beispielsweise die Abstände einzuhalten. Viele Leute tragen die Maske auch nicht mehr so intensiv wie noch vor Wochen. Ich verstehe, dass die Menschen sehr verschieden sind. Allerdings würde ich mich freuen, wenn jeder seine eigene Sichtweise etwas zurücknimmt und sich dem Gemeinwohl unterordnen würde.
Was haben Sie während des Lockdowns am meisten vermisst, und welche Dinge aus dieser Zeit möchten Sie in Ihrem normalen Alltag gerne beibehalten?
Wir sind ohnehin keine Weltreisenden und konnten daher unseren einwöchigen Urlaub an der niederländischen Nordseeküste trotzdem verbringen. Ansonsten nehme ich schon viel am sozialen Leben teil. Gerne mache ich normalerweise eine Kneipentour durchs Viertel, schaue häufig im Kino der „Schauburg“ oder „Gondel“ vorbei und wäre sicherlich auch wieder zum „Hurricane“- und „Deichbrand“-Festival gefahren. Diese persönlichen Aktivitäten kann ich aber eine gewisse Zeit lang hintanstellen. Leid tat es mir schon eher für einen Freund, der seine Hochzeit nicht feiern konnte. Eigentlich habe ich schon einen festen und sehr eng getakteten Wochenendplan. So konnte ich mal runterfahren, ein Buch lesen und hatte auch mehr Zeit für die Familie.
Wie sehr schränkt Sie Corona in Ihrem Leben noch ein?
Es ist schade, dass wir in diesem Jahr keine Vereinsfeste feiern können. Ansonsten fühle ich mich kaum noch eingeschränkt. Auf meiner Arbeit als Lebensmittelkontrolleur hat sich auch inzwischen alles wieder eingependelt. Durch meinen Job habe ich jedoch Einblicke in die Gastronomie und auch andere Branchen. Es tut einfach weh zu sehen, wenn ein seit Jahrzehnten existierender Betrieb plötzlich nicht mehr weiß, ob es ihn in sechs Monaten noch gibt.
Das Gespräch führte Frank Mühlmann.
Heute von:
Jürgen Stanek, 54 Jahre alt, Vorsitzender des Handball-Vereins HSG LiGra
Weitere Informationen
Der Trainingsbetrieb ist wieder am Laufen. In unserer Serie „Der neue Alltag“ lassen wir Sportlerinnen und Sportler erzählen, wie es ihnen geht. Heute: Jürgen Stanek, Vorsitzender der HSG LiGra.