Jugendliche packen mit an Gäste lassen Garlstedt glänzen

45 Teilnehmer eines internationalen Jugendaustauschs sind jetzt zusammen mit einigen Garlstedtern durch die Straßen des Dorfes gezogen, um die Schilder und Hinweistafeln im Ort zu säubern.
28.08.2018, 16:26 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Von Friedrich-Wilhelm Armbrust

Osterholz-Scharmbeck. Der 24-jährige Kroate Mislaw Zivkovic und seine 44 Mitstreiter haben in Garlstedt jetzt fleißig geputzt und gewienert. Die junge Menschen sind zwischen 16 und 27 Jahre alt; sie stammen aus Luxemburg, Spanien, Kroatien, Mazedonien, Zypern, Deutschland und der Ukraine. Jetzt zogen sie mit Schrubbern, Wischtüchern und Wassereimern durch die Ortschaft. Ziel der Seminarteilnehmer aus dem neuen Kulturhaus Hinterm Horn war es, die Info-Tafeln zur Garlstedter Historie sowie Orts- und Straßenschilder von Schmutz und Dreck zu befreien.

Auch acht Angehörige und drei Betreuer der örtlichen Jugendfeuerwehr machten beim Putz mit. In vier Gruppen zogen die Jugendlichen, begleitet von einigen wenigen Garlstedtern, durch die Straßen und brachten die Schilder zum Glänzen. „Die Frage der Reinigung der Straßenschilder ist bei uns am Runden Tisch angesprochen worden“, erinnerte sich Ortsvorsteherin Marie Jordan. „Da hat sich sofort Branimir Suk bereit erklärt, sich mit einer Seminargruppe daran zu beteiligen.“

Suk sei beim Runden Tisch dabei gewesen, um sich und das Konzept seines Vereins Natur-Kultur vorzustellen. Der Verein übernahm kürzlich den ehemaligen Pfauenhof, der jetzt den Namen Kulturhaus trägt (wir berichteten). Der 30-jährige Kroate arbeitet als Jugendreferent bei Natur-Kultur und betreute die 45-köpfige Gruppe im Kulturhaus mit seinem Kollegen Darko Mitevski, einem 36-jährigen Mazedonier, der zugleich Vereinsvorsitzender von Natur-Kultur ist. Vier Tage lang weilten die internationalen Gäste in Garlstedt, Bremen und Wiefelstede.

Die Putzaktion passte nach den Worten des Jugendreferenten ausgezeichnet in das Konzept des Vereins. Das sehe nämlich vor, „etwas Gutes für seine eigene lokale Gemeinde zu machen“. Dementsprechend war das Seminar eben nicht nur theoretisch angelegt, sondern auch praktisch, wie die Putzaktion beweist. Im Reinigen besaß die Gruppe schon Übung: Zuvor hatte sie bereits das Kulturhaus auf Vordermann gebracht und Straßen- und Wegeränder bepflanzt.

Natur-Kultur ist laut Darko Mitevski ein Verein für Jugendarbeit, der sich im Nordwestdeutschen Raum engagiert. Man wolle nach den Worten des 36-Jährigen entsprechend dem Vereinsnamen die physische und lebendige Umwelt mit allen Lebewesen zu Lande und im Wasser sowie die Gesamtheit sozial vermittelter Verhaltensweisen, Kultur, Glauben, Institutionen, Werte und anderen Hervorbringungen menschlichen Denkens und Handelns zusammenbringen.

Ziel sei es, die Verbindung zwischen Mensch und Natur harmonisch zu gestalten, so der Vorsitzende weiter. Umgesetzt werde dies auf internationaler Ebene und mit dem Austausch junger Menschen aus verschiedenen Ländern. Die jüngste Begegnung war Mitevski zufolge die letzte von vier unterschiedlichen Aktivitäten. Jede habe einen anderen Schwerpunkt gehabt: Umwelt, soziales und bürgerliches Engagement, Menschenrechte und Jugend. Daran hätten insgesamt mehr als 160 Jugendliche in Kayl in Luxemburg, Wiefelstede, Berne, Bremen und Garlstedt teilgenommen.

Der 24-jährige Kroate Mislaw Zivkovic hatte sich, wie er sagte, von den Zielen und dem Konzept des Vereins ansprechen lassen. Zuvor nahm er auch an dem Projekt in Luxemburg teil. „Das ist hier gut organisiert“, lobte er. Es werde viel in Workshops gearbeitet. „Das mag ich und fördert die Zusammenarbeit im und als Team.“ Laut Zivkovic ging es bei diesem Austausch in den ersten zwei Tagen um Teambildung und die Frage, nach welchen Regeln man zusammenleben wolle. „Unsere eigenen Werte und Kultur verschwinden dabei nicht. Unsere Unterschiedlichkeit ist unser Reichtum.“

Zum gegenseitigen Kennenlernen habe gehört, dass jeder Teilnehmer ein gutes Beispiel aus der Jugendarbeit seines Landes vorgestellt habe. Konflikte seien friedlich und konstruktiv zu regeln, betonte Zivkovic. Die Begegnung im Ausland mit Menschen aus anderen Ländern schenke ihm einen „neuen Blick“, so der Student. Der sorge dafür, sich dann wieder zu Hause um Verbesserungen zu kümmern. Beeindruckend an Deutschland finde er das soziale System und die Architektur.

„Die Methoden, mit denen wir arbeiten, sind Rollenspiele, Wandern und sich an der Kletterwand beweisen“, erklärte Referent Branimir Suk. „Wir unterhalten uns über Werte, reflektieren viel. Das ist interkulturelles Lernen.“ Das Gemeinsame bestehe darin, sich darin einig zu sein, für die Gemeinde vor Ort etwas Gutes zu tun. Die Verständigungssprache ist Englisch.

„Da war in den Gruppen eine total gute Stimmung“, hatte Ortsvorsteherin Jordan beobachtet. „Die haben sogar die Hydranten geputzt“, lobte sie das Engagement der Putzgruppen. Sie hatte die jungen Menschen zunächst beim Dorfgemeinschaftshaus in Empfang genommen. „Ich selbst bin noch nie im Ausland gewesen, um Verkehrsschilder zu putzen“, gestand sie. „Ich finde das deshalb einfach großartig, dass ihr das heute machen wollt.“

Die internationalen Austauschprojekte in Deutschland und anderen Ländern, die zwischen vier und 20 Tage dauern, beschäftigen sich nach den Worten von Mitevski mit aktuellen Themen der Gesellschaft. Dort können Jugendliche viele wichtige Fähigkeiten und Fertigkeiten für ihr gesamtes Leben lernen - ohne formale Zwänge, die man in institutionalisierten Kontexten sonst hätte, so der Vorsitzende.

Die Projekte des Vereins werden laut Mitevski von Erasmus-Plus unterstützt. Erasmus-Plus ist ein Programm für Bildung, Jugend und Sport der Europäischen Union. Das auf sieben Jahre angelegte Förderprogramm soll Kompetenzen und Beschäftigungsfähigkeit verbessern, die Modernisierung der Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung und der Kinder- und Jugendhilfe voranbringen.

Die Putzaktion fand am Kühlhaus ihren Abschluss. Dort hatten die Garlstedter den Grill angeheizt und servierten krosse Bratwürste mit Kartoffelsalat und Getränken. So gestärkt, wanderten die Seminarteilnehmer zurück ins Kulturhaus.

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