Osterholz-Scharmbeck. Während die Lindenstraße als ARD-Dauerbrenner vor gut einem Jahr das Zeitliche gesegnet hat, herrscht in der „echten“ Lindenstraße Osterholz-Scharmbecks umso lebhafteres Treiben. Mitunter fast zwei Dutzend Bauarbeiter gleichzeitig hantieren mit allerlei Gerätschaften, vor allem mit Baggern unterschiedlicher Gewichtsklassen aus dem vor Ort angesiedelten Fuhrpark. Der enorme personelle und technische Aufwand wird aus gutem Grund betrieben. „Am 20. Juli müssen wir hier fertig sein. Das ist eine Auflage der zuständigen Straßenverkehrsbehörde“, erklärt Jan Birmele, Tiefbau-Sachgebietsleiter im Osterholz-Scharmbecker Rathaus. Dann entsteht schon die nächste Großbaustelle in der Kreisstadt, die sich mit jener in der seit Anfang März zu einem großen Teil gesperrten Lindenstraße nicht überschneiden soll: Die Ortsdurchfahrt in Buschhausen wird nach einjähriger Verzögerung endlich instand gesetzt. Die Landesstraße 149 gehört zwar zum Aufgabenbereich eines anderen Baulastträgers, doch die Stadt widmet sich dort der Erneuerung der Verkehrsführung für Fußgänger und Radfahrer.
Knapper Kostenrahmen
Die Lindenstraße ist in diesem Jahr die größte städtische Straßenbaustelle. Die dort entstehenden Kosten sind mit 70.000 bis 80.000 Euro kalkuliert. Birmele rechnet nicht damit, dass dieser Rahmen gesprengt wird. Insgesamt hält der Haushalt 2021 für Straßen- und Wegesanierungen einen Etat von 450.000 Euro vor. In der Lindenstraße dockt die Stadt gegenwärtig an ein Projekt der Stadtwerke an, die dort Kanalbaumaßnahmen in Angriff genommen haben. Im Rahmen des städtischen Generalentwässerungsplans, erläutert Sprecher Jürgen Möller, investiert das Energieversorgungsunternehmen etwa eine halbe Million Euro, um vom Bereich der Kreuzung Bahnhofstraße/Osterholzer Straße bis hinauf zur Einmündung der Straße Auf dem Paß in die Lindenstraße die Niederschlagskanäle durch Rohre mit größerem Durchmesser zu ersetzen (120 statt 30 Zentimeter). Herzstück des Projekts ist ein 26 Tonnen schwerer Schacht aus Beton, der dazu dienen soll, größere Regenwassermengen aufzunehmen. Die Konstruktion ist so angelegt, dass bei einem Starkregenereignis, so Möller, „das aus Richtung Mühle kommende Wasser nicht einfach durchrauscht, sondern gestaut wird“.
Vier Meter tiefe Grube

Am 20. Juli müssen die Arbeiten erledigt sein.
Für den Schacht musste eine vier Meter tiefe Grube ausgehoben werden. Am Montag wurde das Mammut-Bauteil mit einem Schwerlaster angeliefert und von einem mächtigen Kran an den Bestimmungsort im erwähnten Kreuzungsbereich gehievt. Die Stadtwerke erneuern auf einer Strecke von 250 Metern zudem Strom-, Erdgas und Trinkwasserleitungen. In Teilabschnitten auch den Schmutzwasserkanal. Nicht zuletzt werden außerdem die Rohre platziert, in denen das Glasfaserkabel verlegt wird.
Buckelpiste
Die Stadt lässt gewissermaßen im Windschatten der Stadtwerke ihre Straßensanierung durchführen. Denn die sechs Meter breite Fahrbahn der Lindenstraße war mit ihren Hebungen und Senkungen im Laufe der Zeit zu einer regelrechten Buckelpiste verkommen. Und da die Pflasterung bei der Entstehung der Baugrube ohnehin größtenteils aufgenommen werden musste, hat sich eine komplette Neuverlegung angeboten. Die Erneuerung der Straßenoberfläche auf ganzer Fahrbahnoberfläche, heißt es in einer Vorlage der Verwaltung für die Bauausschusssitzung am Dienstag, 4. Mai, biete die Chance, den Abschnitt so zu gestalten, dass er den Bedürfnissen aller Verkehrsteilnehmer „hinsichtlich Ebenheit und Griffigkeit des Untergrundes“ gerecht wird. Fußgänger sollen die Fahrbahn an bestimmten Stellen barrierefrei überqueren können.
Arbeit an den Wochenenden

Die Stadtwerke erneuern auf einer Strecke von 250 Metern zudem Strom-, Erdgas und Trinkwasserleitungen. In Teilabschnitten auch den Schmutzwasserkanal.
Sämtliche Gewerke werden von der Firma Stehnke ausgeführt. Auf der Hälfte der Distanz, bis auf Höhe Johannesstraße, sind die Kanalarbeiter in der Lindenstraße bereits vorangekommen. Es fehlen nur noch etliche Hausanschlüsse. Daher rechnet Birmele für die nächste oder übernächste Woche mit dem Beginn der Pflasterarbeiten. Die Männer vom Rathaus und von den Stadtwerken staunen über Logistik, Koordinierung und Fortschritt der Arbeiten. Trotzdem, glaubt Birmele, bleibe es eine sportliche Herausforderung, sie bis zum Beginn der Sommerferien abzuschließen. „Ich glaube schon, dass die zur Verfügung stehende Zeit auch in Anspruch genommen werden muss.“ Möller bedankt sich schon vorweg bei den Anwohnern, die Geduld bewiesen hätten, aber auch sehen könnten, dass auf ein möglichst schnelles Ende der unvermeidlichen Beeinträchtigungen hingearbeitet werde. „Es ist sogar an zwei Wochenenden gearbeitet worden.“
Plan für die sanierte Fahrbahn
Die Lindenstraße ist auch Thema der nächsten Sitzung des städtischen Bau- und Umweltausschusses. Am Dienstag, 4. Mai, soll nach einem entsprechenden Antrag der SPD-Fraktion über die Gestaltungsmöglichkeiten beraten werden, die sich durch die Sanierung der Fahrbahn ergeben. Die sich in diesem Zusammenhang bietende „einmalige Gelegenheit“ muss nach Ansicht der SPD-Fraktion unbedingt genutzt werden, um zeitnah mit der Umsetzung der im neuen Verkehrsentwicklungsplan und im Radverkehrskonzept formulierten Ziele zu beginnen. Mit der im Anschluss an die Baumaßnahmen vorzunehmenden Wiederherstellung werde der Charakter und die Funktionalität dieser Straße „für die nächsten Jahrzehnte festgeschrieben“. Darüber hinaus solle die Baumaßnahme genutzt werden, um die Straße durch Baumpflanzungen in gestalterischer und ökologischer Hinsicht aufzuwerten beziehungsweise den Charakter der alten - mit Bäumen bestandenen - Lindenstraße wieder herzustellen.
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