Ritterhude. Er ist tatsächlich ein Problem, der schweigende Mann. Der so stark erscheinen will, aber dann, wenn frau ihm ihre Probleme klagt, nur einfach fragt „Wie meinste das denn jetzt? Gib mal `n Beispiel…“
Genau auf diese Art Mann hat es die „Höhlenfrau“ abgesehen, und sie gibt ihren Artgenossinnen stets praktische Tipps zur Haltung und Pflege eines beziehungstauglichen Partners. Das Stück „Cavewoman“ beleuchtet seit 2005 mit wechselnden Darstellerinnen der Heike auf drastische Weise den Beziehungsalltag in deutschen Wohnzimmern. In Ritterhude war nun Konstanze Kromer zu Gast, deren komisches Talent dort ebenso voll zur Entfaltung kam wie ihre Fähigkeit, einen Draht zum Publikum aufzubauen und zu improvisieren.
„Heike“ hat nämlich gerade, einen Tag vor der Trauung, ihren Verlobten Tom rausgeschmissen. Der ist einfach gegangen, als sie gesagt hat „Hau ab!“. Und jetzt muss sie feststellen, dass das ganze Wohnzimmer voller Leute ist (dem Publikum), die Tom, der für die Einladungen zuständig war, einen Tag zu früh zur Hochzeit eingeladen hat. Daraus ergeben sich herrliche „Mitspiel-Spiel mit mir-Situationen“, die sowohl dem Publikum als auch der Protagonistin erhebliche Freude bereiten.
Von Adams Komplexen
Etwa die Geschichte, dass bis heute fälschlicherweise erzählt wird, Adam sei das erste von Gott erschaffene Wesen gewesen. Umgekehrt wird ein Stöckelschuh daraus! Es war das Weib, das zuerst erschaffen wurde, aber bei der Telefon-Hotline zur Göttin einfach nicht die richtige Sprachnachricht eingeben konnte und dann so hinnehmen musste, was da eben kam. Knackig war er ja schon, der gute Adam. Aber bereits damals hatte er Komplexe, eine Frau als „Vorgesetzte“ zu haben und überredete Eva, überall herumzuerzählen, dass er zuerst erschaffen worden war. Und irgendwie klingt das logisch.
Doch „Cavewoman“ ist keineswegs ein verallgemeinernder Großangriff auf die männliche Spezies. Im Gegenteil. Es ist vielmehr ein augenzwinkernder Blick auf das Zusammenleben zweier ganz unterschiedlicher Spezies, die sich einen Planeten, ein Land, eine Stadt, und, schlimmer noch, eine Wohnung und ein Bett teilen müssen. Dabei kommt „Heike“ zu dem Schluss, dass Männer toll sind. Aber sie müssen auch repariert werden. Sie rät daher ihren Geschlechtsgenossinnen, mit leicht verständlichen Kommandos zu beginnen. Sie selbst habe eine App entwickelt, mit der sie jetzt auch Toms Einkaufsverhalten korrigieren könne. Kurz vor Anfahrt an der Kasse rufe sie Tom an, der ihr dann den Inhalt des Einkaufswagens kurz vorlesen könne. Das einzige, was an dieser „App“ störend sei: Tom empfinde sie als Kontrolle.
Sehr schön funktionierte auch die Interaktion mit dem Publikum und sorgte für viele Lacher. Etwa, als „Heike“ verblüfft fragte, weshalb so viele Menschen in ihrem Wohnzimmer säßen. Prompt kam aus dem Publikum die Antwort: „Wir sind die Trauzeugen. Tom konnte sich nicht entscheiden.“
„Cavewoman“ Heike nahm nicht nur die Männerklischees auf die Schippe, auch die Frauen bekamen ihr Fett weg – oder auch eben nicht: Wenn „Heike“ etwa etwa optimistisch ein Brautkleid in Größe 36 bestellt und sich dann motiviert, sie habe ja noch einen Tag Zeit… Auch für das Problem der Unterhosen-Verschmelzung des Mannes fand „Heike“ eine Lösung: „Akzeptieren und loslassen“, wobei sie das „loslassen“ als Wegwerf-Bewegung hinter die Couch demonstrierte. Frau wächst eben mit den Herausforderungen.
Und dann kam die Erleuchtung. Die Punkte, die Frauen an Männern so stören, dieses Rülpsen, Pupsen und Schnarchen, sind eigentlich alles nur Ausdruck für eine Sache: Der Mann fühlt sich wohl und sicher in der Nähe dieser Frau. Es ist seine Art zu sagen, dass er sie liebt. Gleichzeitig sind das Herumnörgeln und die Reparaturversuche der Frau nichts als ein ebensolcher Ausdruck der Liebe, der besagt, „du bist es wert, repariert zu werden!“. In diesem Sinne konnten beide Spezies an diesem Abend nach einem ausgiebig langen Applaus und mehreren Vorhängen, wenn sie denn da gehangen hätten, äußerst vergnügt nach Hause gehen.