Ritterhude. Mit dem Fahrrad zur Arbeit: Heino Vajen genießt das. Denn er kennt es auch anders. Sechs Jahre ist der Osterholz-Scharmbecker täglich mit dem Zug nach Verden gependelt, wo er im Präventionsbereich der Polizeiinspektion eingesetzt war. Nun liegen zwischen Wohnort und Arbeitsplatz nur noch wenige Kilometer, die für den Ausdauersportler keine Distanz darstellen: Der 56-jährige Hauptkommissar hat die Nachfolge von Michael Schulze angetreten und leitet seit Februar die Polizeistation Ritterhude.
„Vor Verden war ich meist in Osterholz, ein halbes Jahr auch in Ritterhude“, geht Vajen auf seinen Werdegang ein. Er sei in so vielen verschiedenen Dienstbereichen eingesetzt worden, dass er sie kaum noch aufzählen könne. Die Präventionsarbeit habe ihm auch viel Spaß gemacht. „Aber der Stationsdienst stand schon ganz lange auf meiner Wunschliste.“ Er wollte quasi zurück zur echten Polizeiarbeit.
Bei der Polizei könne man sich sehr gut spezialisieren, bemerkt sein Vorgänger Michael Schulze im gemeinsamen Pressegespräch. „Das Besondere am Standortdienst ist, dass er alle Bereiche abdeckt: den Einsatz- und Ermittlungsbereich, den Präventionsbereich und auch den Kontaktdienst und den Präsenzdienst.“ Wer es vielseitig mag, sei dort richtig.
Große Aufgabenvielfalt
Der 62-jährige Hauptkommissar im Ruhestand hat diese Aufgabe 32 Jahre lang ausgeübt. Langweilig sei ihm dabei nie geworden: „Denn der Stationsdienst ist der vielfältigste Dienst, den es bei der Polizei gibt.“ Auch in Ritterhude sei die Arbeit sehr abwechslungsreich gewesen. Bevor er dort die Station übernommen hatte, war Schulze als Dienstabteilungsführer im Schichtdienst in Bremervörde tätig. „Für den Stationsdienst hatte ich mich beworben, weil er mich interessierte.“
Auf seine Zeit als Stationsleiter in Ritterhude angesprochen, fällt Michael Schulze nur Positives ein. „Wir haben hier ein sehr gutes Team; ein Spitzenteam“, lobt er seine ehemaligen Kollegen. Auch die Zusammenarbeit mit der Gemeinde und der Feuerwehr sei immer sehr gut gewesen. Schulze: „Wenn es um die Sicherheit geht, ziehen hier alle an einem Strang.“ Diese Zusammenarbeit weiter zu pflegen, sei übrigens einer der Tipps gewesen, die Michael Schulze ihm gegeben habe, wirft Heino Vajen ein.
Dass nicht alles Gold war, räumt Ruheständler Schulze allerdings ein. Die Probleme beträfen aber die gesamte Polizei, seien nicht Ritterhude-spezifisch, betont er: „Es gibt da leider dieses Wort Personalmangel.“ Den hätten sie auch in Ritterhuder gespürt. Dadurch hätten sie Prioritäten setzen und manchmal Bereiche vernachlässigen müssen. „Beim Stationsdienst ist der Haupteinsatzbereich mit 60 bis 70 Prozent der Ermittlungsbereich“, erklärt Michael Schulze. Weil sie nicht genügend Leute gehabt hätten, hätten sie da manchmal etwas zurückstecken müssen.
„Das hat mich persönlich geärgert.“ Denn das habe dazu geführt, dass sie oft nur reagieren, statt selbst agieren konnten. „Aber das ist halt überall der Fall, nicht nur in Ritterhude“, so Schulze, der nun seinen Ruhestand mit Faulenzen genießt. „Aber nur jetzt am Anfang“, wie er versichert. Auf lange Sicht sei das nichts für ihn, nur rumzusitzen. „Mein Frau klebt schon überall Zettel mit Aufträgen für mich hin“, schmunzelt er. Sein erstes Projekt hat er bereits ins Auge gefast: „Ich will mir einen Hund zulegen.“ Alles Weitere lasse er auf sich zukommen.
Irgendwie trifft das auch auf seinen Nachfolger zu. „Hier ist alles gut bestellt“, sagt Vajen über die Polizeistation. Die Arbeit lebe sehr davon, dass die Kollegen in der Regel schon sehr lange vor Ort sind und Land und Leute kennen. „Der Laden läuft extrem gut“, hat Vajen erkannt. Auf die Frage nach Herausforderungen nennt er das Hamme-Fest: „Das wird mich beschäftigen.“ Ihm liege viel daran, dass bei der Feier alles vernünftig laufe und im Nachgang alle sagen könnten, es sei ein friedliches und schönes Fest gewesen.
„Und wir haben die Discothek Arena“, merkt Michael Schulze an. Tausend Leute würden die am Wochenende besuchen. „Da ist immer mal was“, ist seine Erfahrung. Auch wenn es dort im Augenblick ruhig sei: „Den Brennpunkt muss man im Auge behalten“, gibt er seinem Nachfolger als Tipp mit. Wobei: „Er braucht gar keine Tipps“, betont Michael Schulze.