Ritterhude. Dass man mit 16 Jahren für seine Interessen eintreten und Gehör bei denen finden kann, die an den entscheidenden Stellen sitzen, das stellt Klimaaktivistin Greta Thunberg gerade weltweit unter Beweis. Die beiden Ritterhuder Marten König und Moritz Rauch sind ebenfalls 16 Jahre alt. Zwar spielen sie in einer anderen Liga als die Schwedin, aber auch sie wollen Dinge bewegen, wollen etwas ändern. Und das auf politischem Weg: Sie haben deswegen die Ritterhuder Ortsgruppe der „Grünen Jugend“ gegründet.
„Uns war es zu langweilig, jeden Monat zum Stammtisch der Grünen in Ritterhude zu gehen“, erklärt Moritz Rauch. Den besuche schließlich eine andere Altersgruppe. Sie wollten ihre eigene Generation erreichen und motivieren. Ideen für Aktionen hätten sie. Und neu erfinden mussten sie das Rad auch nicht: „Grüne-Jugend-Gruppen gibt es bereits in vielen Gemeinden“, sagt Marten König.
Die Weichen in Richtung politisches Engagement und Engagement in Sachen Umweltschutz sind bei den beiden schon in der Grundschule gestellt worden. „Da haben wir bei Projekten mitgemacht, mit denen Geld für bedrohte Arten gesammelt wurde.“ Klimaschutz sei damals ebenfalls thematisiert worden, erinnert sich Marten König. Mit der frisch gegründeten Ortsgruppe der Grünen Jugend würden sie daher auch Aktionen von „Fridays for Future“ unterstützen; etwa durch das Verteilen von Flyern und das Aufhängen von Plakaten. Ihr Interesse beschränke sich aber nicht auf den Naturschutz, bemerken sie. Neben Klima-, Tier- und Umweltschutz wollen sie sich auch gegen rechte Gewalt einsetzen. „Mit diesen Themen finden wir uns bei den Grünen schon gut aufgehoben“, sagt Marten König.
Tatsächlich sind die beiden in ihrer Klasse nicht die einzigen politisch engagierten Jugendlichen. „In der Klasse sind sehr viele aktiv“, sagt König. Drei Klassenkameraden von ihnen seien Mitglieder in der Jungen Union. Entsprechend heftig fiel mancher verbaler Schlagabtausch im Unterricht aus. Zumindest zwischen den beiden politischen Gruppen.
Mit 14 Jahren haben König und Rauch begonnen, politische Veranstaltungen der Grünen zu besuchen, waren damals zum Beispiel auf einem Bundesparteitag. Auf Einladung des auf Ritterhuder und auf Kreisebene aktiven Grünen Wolfgang Goltsche seien sie auch zu einer Parteiveranstaltung nach Hannover gefahren. Im Vorlauf zu den jüngsten Kommunalwahlen hätten sie außerdem beim Wahlkampf in Ritterhude mitgeholfen. Sie engagierten sich beim Sommerfest gegen Rechts und luden zum veganen Grillen ein. Eine Diskussionsrunde zum Thema Tierschutz haben die zwei jungen Grünen ebenfalls auf die Beine gestellt. Unterstützung fanden sie dafür bei den Mitgliedern der Grünen in Ritterhude und auf Kreisebene. „Durch den Stammtisch sind wir mit den Älteren vernetzt“, erklärt Moritz Rauch. Mit den Jüngeren hielten sie über eine Whats-App-Gruppe Kontakt, würden aber auch Treffen organisieren. Die Zahl der Teilnehmer reiche von sechs bis 15 Leuten. „Wir sind ja auch noch am Anfang“, so Marten König.
Wollen Stimme der Jugend sein
„Wir haben den Gemeinderat besucht, waren im Bundestag und im Europaparlament“, berichtet Moritz Rauch. Dabei hätten sie gemerkt, wie spannend politische Abläufe seien und wie interessant sie selbst Politik finden, fügt Marten König hinzu. Inzwischen sagen die beiden 16-Jährigen sogar: „Bei den nächsten Kommunalwahlen wollen wir selbst in Ritterhude kandidieren.“ Denn, so findet Moritz Rauch: „Es müssen mehr junge Leute in die Politik.“
Der politische Weg, die politische Bühne ist für König „der beste und effektivste Weg, unsere Themen umzusetzen; es gibt in der Politik viele Möglichkeiten etwas zu bewegen – besser noch als mit Demonstrationen“. „Und das ganz besonders auf der kommunalen Ebene“, merkt Rauch an. „Wenn wir im Gemeinderat sitzen, können wir am ehesten etwas erreichen“, stimmt ihm König zu. Rauch meint: „Dann wollen wir die Stimme der Jugend sein.“
Themen, die für sie dabei wichtig sind, betreffen zum Beispiel eine bessere Anbindung von Ritterhude an die Region mithilfe des Öffentlichen Personen Nahverkehrs. Auch die Situation der Radfahrer, der Zustand von (Rad-)Wegen beschäftigt die 16-Jährigen. Die Pläne für die neue B 74 betrachten sie indes in Zeiten des Klimawandels als verkehrtes Zeichen.
Ihre Freunde hätten auf ihr politisches Engagement und die Gründung der Grünen Jugend in Ritterhude unterschiedlich reagiert, erzählen sie. „Einige unterstützen uns, andere können damit gar nichts anfangen und finden es schrecklich“, sagt Moritz Rauch. Ihre Eltern würden sie jedoch unterstützen, obwohl sie selbst politisch nicht aktiv seien. Und da sich ihre Söhne bereits seit der Grundschule für Projekte stark gemacht hätten, „waren unsere Eltern auch nicht von unseren Plänen überrascht“, bemerkt Marten König. Moritz Rauch nickt.
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