Aschwarden. Im Streit zwischen dem Bauernhof-Kindergarten Aschwarden und der Gemeinde Schwanewede um Geld zeichnet sich eine Einigung ab. Ein Vorschlag liegt auf dem Tisch. Er sieht unter anderem Kürzungen von Personalstunden und Urlaubstagen für die Kindergarten-Mitarbeiter vor. Im Gegenzug würde die Gemeinde die Zahlungsfähigkeit des Bauernhof-Kindergartens sicherstellen.
Die Regelungen sind ein Vorgriff auf einen Vertrag zur künftigen Finanzierung der Betreuungseinrichtung, den Gemeinde und Kindergarten aushandeln wollen. Wie berichtet hat die Gemeinde der Einrichtung das monatliche Budget gekürzt, ab August erhält der Bauernhof-Kindergarten 5000 Euro weniger Zuschüsse. Der Kindergarten sieht seine Existenz bedroht. Der Betreiber-Verein habe Überschüsse von 19 000 Euro nicht zurückgezahlt, außerdem Gelder für politisch nicht bewilligte Projekte ausgegeben, begründete die Kommune ihr Vorgehen.
Julia Bahr, Mitarbeiterin im Kindergarten und zuständig für die Finanzen, bestätigt auf Nachfrage: „2019 haben wir in unserem Haushalt 19 000 Euro weniger ausgegeben, als wir an Zuschüssen erhalten haben.“ Im Kindergarten ist man allerdings der Meinung, die Überschüsse nicht mehr zurückzahlen zu müssen, weil sie schon zurückgezahlt seien. „Aufgrund unserer Überschüsse wurden uns die Zuschüsse für den Haushalt 2020 gekürzt. 207 000 Euro hatten wir beantragt, 178 000 Euro wurden bewilligt“, sagt Bahr. Sie bestätigt auch, dass der Verein Geld für politisch nicht bewilligte Projekte ausgegeben hat. Ein Zugteil einer neuen Kutsche und Nebenkosten für den Ankauf einer Weide seien damit finanziert worden. „Wir haben uns mit der Gemeinde inzwischen geeinigt, dass wir das Geld zurückzahlen“, erklärt Julia Bahr. Es geht um 5600 Euro.
Die Gemeindeverwaltung hat den Paritätischen Wohlfahrtsverband, in dem der Bauernhof-Kindergarten Mitglied ist, um Vermittlung im Konflikt mit dem Kindergarten gebeten. Der Verband sollte klären, wie der Kindergarten künftig wirtschaftlicher geführt werden kann. „Der Vermittler hat der Gemeinde jetzt einen Vorschlag gemacht, den wir akzeptiert haben“, sagt der stellvertretende Bürgermeister Jens Bunk.
Der Vorschlag soll Grundlage sein für einen künftigen Vertrag zwischen Gemeinde und Kindergarten. „Wir werden für das Kita-Jahr 2021/22 einen komplett neuen Vertrag mit dem Bauernhof-Kindergarten aushandeln. Das braucht Zeit. Einige Kernelemente wollten wir als Gemeinde aber vorab festgelegt wissen“, erklärt Bunk. In dem Vorschlag geht es nach seinen Angaben unter anderem um die künftige Personalausstattung des Bauernhof-Kindergartens. Einzelheiten wollte Bunk nicht nennen. Eine Regelung betreffe die Zahl der Urlaubstage für die Mitarbeiter. 30 Tage, wie in kommunalen Kindergärten, sollen es künftig sein. „Der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst soll künftig auch für den Bauernhof-Kindergarten gelten. Der Tarifvertrag setzt Obergrenzen für die Bezuschussung der Mitarbeiter-Gehälter durch die Gemeinde“, nennt Bunk einen weiteren Punkt aus dem Vorschlag.
Kita spart Personalstunden
„Stimmt der Vorstand des Betreibervereins dem Vorschlag verbindlich zu, werden wir die Liquidität des Kindergartens sicherstellen“, erklärt Jens Bunk. Der Verwaltungsausschuss werde am 27. November dazu beraten. Bettina Mittendorf ist die Leiterin des Bauernhof-Kindergartens. Sie sagt, dass der Kindergarten bereit sei, Personalstunden einzusparen. „Schon jetzt haben wir die Stundenzahl von 117 auf 110 reduziert. Ab Sommer reduzieren wir auf 101 Stunden.“ Was an Stunden wegfällt, könne vielleicht durch verstärktes ehrenamtliches Engagement oder mehr Elternhilfe aufgefangen werden. „Es wird aber auch mehr auf meinen Schultern lasten“, meint die Leiterin.
Auch bei der Personalbesoldung hat sich der Verein nach ihren Angaben zu Einsparungen durchgerungen. „Bisher haben wir unsere studierten Kräfte adäquat eingestuft. Das werden wir in Zukunft ändern. Wir werden sie nicht mehr ihrer Qualifikation angemessen bezahlen.“ Neben Mittendorf, selbst Sozial- und Heilpädagogin sowie Waldorf-Erzieherin, beschäftigt der Bauernhof-Kindergarten nach ihren Angaben derzeit zwei weitere pädagogische Kräfte. Darunter eine Kindheitspädagogin mit einer Waldorf-Zusatzqualifikation. „Solche qualifizierten Kräfte zu finden ist schon heute nicht selbstverständlich“, sagt Bettina Mittendorf. Ihre Befürchtung: Mit reduzierten Personalkosten werde es noch schwieriger. Ausgaben für Fortbildungen sollen nach ihren Worten ebenfalls reduziert werden.
Für seine Zugeständnisse erwartet der Kindergarten auch etwas. „Vom zukünftigen Vertrag erhoffen wir uns eine Gleichstellung mit anderen Kindergärten in der Gemeinde. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass wir durch unsere Tiere Mehrkosten haben“, sagt Bettina Mittendorf. „Für den Kindergarten werden die Änderungen an vielen Stellen Einschnitte bedeuten“, meint Julia Bahr. Von dem noch auszuhandelnden Vertrag verspricht sich der Verein nach ihren Worten aber, was er jetzt nicht hat: Planungssicherheit. „Künftig wird klar geregelt sein, wie viele Stellen und Personalstunden uns zur Verfügung stehen und wie hoch der Zuschuss der Gemeinde ist. Wir müssen nicht mehr jedes Jahr aufs Neue bangen, ob wir die Gelder, die wir beantragen, auch bewilligt bekommen.“