Landkreis Osterholz. Eis braucht kein Mensch. Diese Denkweise, die zu Zeiten seiner Firmengründung vorherrschte, hat Eckhard Ahrens ordentlich auf den Kopf gestellt: Seit 1996 stellt sein Betrieb „Ice Ecki“ Würfel-, Scherben- und Crushed-Ice her – seit Jahresbeginn neu in der ehemaligen Betriebsstätte von Starke Bäcker in Neuenkirchen gleich gegenüber der Kirche. Allerdings ruht sein Firmenumbau, weil ihm die Kunden in diesem Jahrhundertsommer das Eis nur so aus den Händen gerissen haben und für anderes als die Produktion keine Zeit blieb.
„Früher hattest du nach einer Woche Hitze auch mal eine Woche Regen und konntest dich erholen und nachproduzieren. Aber dieser Sommer ging für uns praktisch am 1. April los und hat seitdem gar keine echte Pause gemacht“, sagt Eckhard Ahrens lächelnd. Er spricht von einem einzigen Traum für die Gastronomie und insbesondere für Wirte mit Außenbereichen: „Wir haben tatsächlich auch eine ganze Menge an Kunden dazugewinnen können, weil die mit ihren eigenen Eismaschinen einfach nicht mehr nachkamen und es mit unserer Lieferung für sie natürlich auch bequemer wird.“
Der Brokser Heiratsmarkt ist ein typisches Beispiel für die zusätzliche Kundengewinnung: „Da haben wir vor Jahren mal einem Gastronomen aus der Klemme geholfen. Das hat sich herumgesprochen, und in diesem Jahr haben wir alle, die da waren, mit Eis versorgt.“ Das Auslieferungsgebiet ist nach dem Umzug des Betriebes von Vollersode nach Neuenkirchen noch einmal gewachsen. Die fünf Fahrzeuge stehen selten gleichzeitig vor der Zentrale, weil immer mindestens eines unterwegs ist. Ab sechs Uhr morgens wird hier gearbeitet, besonders am Wochenende. Ahrens: „150 Kunden beliefern wir wöchentlich, und das geht bis ins nördliche Niedersachsen an die Grenze Hamburgs, im Süden bis Walsrode und auf der anderen Seite bis Norderney. Die Insel hat sich ja zu Deutschlands Mallorca entwickelt.“
Eis ist nicht gleich Eis
Als Endkunde kennt man das Eis aus Neuenkirchen aus den Gefrierschränken an Tankstellen und in Getränkemärkten: Meist gibt es die Sorten Crushed-Eis und Würfeleis, die Zwei-Kilo-Tüte zu 2,49 Euro, der Fünf-Kilo-Beutel zu 4,99 Euro. Ahrens: „Die Aral-Tankstelle Schmolke in Osterholz-Scharmbeck beliefern wir seit fast 20 Jahren. Aber unsere allererste Tankstelle war die Esso am Stern in Bremen.“ Die Idee zur Firmengründung kam dem gelernten Landwirt durch eine mobile Cocktailbar, mit der er damals unterwegs war: „Dafür haben wir unsere erste Eismaschine angeschafft. Und dann fragten Kollegen: Du Ecki, kannst du mir mal mit ein paar Beuteln Eis aushelfen?“ Ecki konnte und machte ein Geschäft aus der Eisproduktion.
„Wir haben seitdem viel gelernt und eigentlich sogar viel auf dem Sektor der Eisproduktion richtig neu erfunden. Denn Eis ist nicht gleich Eis.“ Eckhard Ahrens läuft in seine minus 25 Grad kalte Schatzkammer mit der Zwölf-Kubikmeter-Eisreserve, die er inzwischen hortet. Er hält die glänzenden kleinen Glaskuben gegen das Neonlicht, das blau von der Decke strahlt: „Da sehen sie keine Lufteinschlüsse. Wir produzieren hier Volleis.“ Dagegen hat er zu Demonstrationszwecken auch immer ein paar Eistüten der Konkurrenz aus den Discountern auf Lager: Er zerbröselt einen kleinen Eiskubus ohne große Anstrengungen in seinen Händen: „Mit solch einem Eis kriegen sie schon beim Transport Probleme. Das macht sich praktisch unterwegs selbst klein. Beim Kühlen habe ich dann später kurz eine große Wirkung, die aber nicht lange hält.“
Ahrens hat viel ausprobiert, bevor der Weg zum perfekten Eiswürfel für ihn feststand: Er wechselt durch eine Kälteschleuse mit einem dicken transparenten Kunststoffvorhang in die Fünf-Grad-Abteilung des Unternehmens und weiter in die 19-Grad-Halle mit den acht mannsgroßen Eiswürfelmaschinen. Der 50-jährige Unternehmer zieht einen großen Kunststoffbehälter auf Rollen unter einer Maschine hervor. Sekündlich ploppen hier die Eiswürfel hinterher: „Oben wird das Eis aus der Form heraus abgetaut, rausgespült und dann umgehend mit minus 25 Grad kalter Luft gefriergetrocknet. Das ist entscheidend für die Qualität. Das Eis muss trocken bleiben.“
Über die Jahre ist „Ice Ecki“ auch den Geheimnissen der Fleischer und Bäcker auf die Schliche gekommen. Eckhard Ahrens zeigt auf das extra angefertigte Scherbeneis, in dem Eisscherben praktisch neu miteinander verbunden sind: „Das geben Schlachter beispielsweise in die Blutwurst, damit das Eiweiß in der Wurst nicht gerinnen kann. Bäcker verwenden es, um die Gärung im Teig zu kontrollieren.“
Beim Thema Crushed-Eis zeigt Eckhard Ahrens auf die glänzende Struktur, die an Riesenbeutel voller Diamanten erinnert: „Da haben sie wiederum im Vergleich zum Discounter-Eis bei uns nur einen ganz kleinen Schneeanteil, weil wir das Crushed-Eis vor dem Verpacken sieben.“ Das nehme zwar Gewicht, sei aber für die Qualität unerlässlich. Mit solchen Demonstrationen hat Ahrens auch Kunden wie Rewe oder Edeka überzeugt, und es sollen noch mehr werden. „Ice Ecki“ will eine halbe Million Euro allein in die neue Verpackungsanlage am Standort investieren. Danach soll in Neuenkirchen eine prozessorgesteuerte, fast vollautomatische Produktion den Jahresausstoß an Eis von jetzt 2000 Tonnen Eis auf mindestens 3000 Tonnen anheben.
Eckhard Ahrens: „Am Ende kann auch eine Verdoppelung der Produktion stehen. Das werden wir sehen. Und in Sachen Autos und Personal werden wir dann nachsteuern, wenn wir so weit sind.“ Jetzt arbeiten sechs Personen für „Ice Ecki“, wobei er in diesem Hitzesommer auch den Opa, seine Frau und die Kinder mit eingespannt hat: „Bei 38 Grad mussten alle mit ran. Das ging nicht anders.“
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!