Schwanewede. Diesen Schreck muss Henning Schomann erst einmal verdauen. Zweieinhalb Wochen vor dem Saisonstart in der Handball-Oberliga der Männer wurde sein Kader glatt um 30 Prozent rasiert. Dem Trainer der HSG Schwanewede/Neuenkirchen fallen mit Christian Schwarze, Niko Ahrens, Malte Hamsch, Cedric Scharnke, Tizian von Lien und Julius Timm sechs Spieler aus dem 20-köpfigen Aufgebot teilweise sehr langfristig aus. Der Zeitpunkt hätte kaum schlimmer sein können, das Team stellt sich damit für die Heimpremiere am Freitag, 2. Oktober, gegen die HSG Hunte-Aue Löwen fast von selbst auf.
„Das Ganze trifft vor allem die verletzten Spieler, uns hätte es aber wohl auch kaum viel härter treffen können„, stellt Henning Schomann fest. Zwei seiner Akteure verabschiedeten sich bei der jüngsten 19:38-Testspielniederlage beim Drittligisten ATSV Habenhausen ins Lazarett. Bei der hatten die „Schwäne“ ohnehin schon eine unterirdische Leistung geboten. „Das war mit Abstand unser schlechtestes Spiel“, kritisierte der HSG-Coach, „einfach nur gruselig.“
Als wäre das schon nicht genug, erwischte es Tizian von Lien nach 35 Spielminuten, als er am Trikot eines Gegenspielers hängenblieb und sich dabei die rechte Schulter auskugelte. Ausgerechnet die Seite, an der er Ende des vergangenen Jahres wegen eines Teilabrisses der Gelenklippe schon einmal operiert worden war. „Das ist für ihn äußerst tragisch“, betont Henning Schomann. Von Liens Schulter wurde im Krankenhaus wieder eingerenkt. Der für die Saison 2019/20 aus Elsfleth Gekommene hat noch kein Punktspiel für die HSG Schwanewede/Neuenkirchen bestritten, was sich nun auch in der Serie 2020/21 nicht ändern dürfte. „Die Entscheidung über meine eigene sportliche Zukunft ist im Kopf schon gereift, ich möchte aber noch die in den nächsten Tagen anstehenden Untersuchungen abwarten„, gibt Tizian von Lien zu verstehen. „Tizian war dicht an der Startsieben dran, ich möchte ihn jetzt auf jeden Fall gerne in den Trainerstab mit einbinden“, hat Henning Schomann weitere Pläne mit dem spielintelligenten Mittelangreifer.
90 Sekunden vor dem Abpfiff gegen Habenhausen erwischte es außerdem den Torwart-Neuzugang Julius Timm, als der nach einem abgewehrten Ball auch noch den Nachwurf parieren wollte. Der vom HC Bremen gewechselte Schlussmann verdrehte sich dabei das Knie und wurde gestern vom Arzt Matthias Muschol untersucht. „Es ist noch nicht ganz sicher, wie stark der Meniskus oder die Innenbänder betroffen sind oder ob es vielleicht doch nur eine Mega-Reizung ist„, verrät Julius Timm auf. Um das endgültig zu klären, folgt demnächst eine MRT-Untersuchung. „Sein Saisonstart ist damit stark in Gefahr“, mutmaßt Henning Schomann.
Meniskuseinriss bei Scharnke
Auch die vorangegangene 29:34-Testspielniederlage beim OHV Aurich war für die HSG Schwanewede/Neuenkirchen unter keinem guten Stern verlaufen, obwohl die Gäste gegen den nicht bis in die Haarspitzen motivierten Drittligisten über 20 Minuten gut verteidigt rund 30 Minuten gut angegriffen hatten. Nach dieser Begegnung schwoll das Knie des Neuzugangs Cedric Scharnke an, mittlerweile wurde bei ihm ein Meniskuseinriss diagnostiziert. Wie lange der vom A-Jugend-Bundesligisten HC Bremen Zurückgekehrte ausfallen wird, ist noch offen, bei der HSG plant man mit seinem Comeback jedoch nicht vor November. „Er hatte sich bis zu seiner Verletzung toll entwickelt", lobte Henning Schomann.
Der musste schon vorher sehr leidensfähig sein, als bei seinem Linksaußen Malte Hamsch im Training ohne gegnerische Einwirkung das Kreuzbandriss riss. Es war das, an dem er schon vor sieben Monaten operiert worden war. „Ich muss einfach mal gucken, was die nächste Reha so mit sich bringt„, will Malte Hamsch die Handballschuhe noch nicht endgültig ausziehen. „Die brauche ich ja auch für die Reha!“, scherzt er. Schließlich wird bei den „Schwänen“ Christian Schwarze aus gesundheitlichen Gründen wohl erst im kommenden Jahr wieder im Teamtraining erwartet, Niko Ahrens nimmt sich zurzeit aus familiären Gründen eine Auszeit. „Zur Not kann ich auf die Leistungsspitze unserer zweiten Mannschaft zurückgreifen“, hat Henning Schomann noch ein paar Reserven in der Hinterhand.
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