Vollersode. Angela Greff kann als der Prototyp eines bodenständigen Menschen durchgehen. Nach ihrer Ausbildung zur Köchin machte sie zwar auf dem zweiten Bildungsweg ihr Abitur und studierte anschließend. Aber die Zeit an den Universitäten in Bonn und Bremen inspirierte die heute 53-Jährige nicht wirklich. Sie erhoffte sich von einem Praktikum im Büro des ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Arne Börnsen mehr Input. Und den gab‘s auch: Angela Greff kehrte der Hochschulwelt den Rücken, arbeitet seither wieder in ihrem Lehrberuf und trat überdies in die SPD ein.
Da passte es gut, dass die Partei von August Bebel und Ferdinand Lassalle damals gerade verstärkt auf der Suche nach jungen Leuten war. Angela Greff wurde erst Mitglied des Ortsvereins Hambergen, bekam dann jeweils Mandat im Gemeinderat von Vollersode und im Samtgemeinderat von Hambergen. Und im Jahr 2001, also seit fast 20 Jahren, ist Angela Greff nun schon Bürgermeisterin von Vollersode. „Ich mag das ganz gerne“, sagt sie bescheiden.
Vor allem der Kontakt zu den Menschen vor Ort, in den Vereinen und Verbänden sei ihr wichtig. In der Tat: Angela Greff ist unkonventionell und doch auf dem Teppich geblieben. Sie macht nicht viel Aufhebens aus ihrer Person – doch die sprichwörtliche Butter vom Brot lässt sie sich nicht nehmen. Für all das sorgt sicherlich auch der Umstand, dass Vollersode der Heimatort der Bürgermeisterin ist.
Angela Greffs Biografie ist typisch für die Generation der Spät-60er-Jahre. „Ich habe mich immer ehrenamtlich engagiert“, erinnert sie sich. Viel Freizeit habe sie in der Kirchengemeinde und dem dortigen Kirchenvorstand, aber auch als Gewerkschaftsvertreterin verbracht. Und viel gereist ist Angela Greff dabei auch. „Das alles hat mich sehr geprägt“, weiß sie heute. "Der Weg bis zur Bürgermeisterin war ein ziemlich langer Prozess.“
Kommunalpolitik in einer Samtgemeinde zu machen, das ist grundsätzlich ein anderer Schnack als sich für eine Einheitsgemeinde ins Zeug zu legen. Teilweise doppelte Strukturen in der Verwaltung, Kommunalpolitiker, die in den Mitgliedsgemeinden anders ticken als die Vertreter der Samtgemeinde – das alles kennt Angela Greff nur zu gut. Aber sie kann damit leben. Grinsend betont sie das Gemeinsame: „Wir versuchen schon zusammenzuarbeiten.“ So hätten sich die Bürgermeister der Samtgemeinde Hambergen auf eine für alle Mitgliedsgemeinde gültige Friedhofssatzung verständigt. Geht doch.
Debatten mit Zündstoff
Aber dass es zahlreiche Reibungspunkte gibt, ist Angela Greff auch klar. „Ich nenne das Diskussionspunkte.“ Einer betraf zuletzt die Versorgung mit Kita- und Krippenplätzen. Die Vollersoderin nennt das Thema ohne Umschweife „ein heißes Eisen“. Vor allem wegen der unterschiedlichen Zuständigkeiten: Um die Krippen kümmert sich die Samtgemeinde, um die Kitas jede Mitgliedsgemeinde für sich. Dabei spiele es in der öffentlichen Diskussion nur eine untergeordnete Rolle, dass Kindertagesstätte und Krippe am Ende wieder an einer Stelle der Verwaltung im Hamberger Rathaus zusammengeführt werden.
Gleichwohl möchte Angela Greff von Konstrukt der Samtgemeinde nicht abrücken: „Solange man Leute für den Gemeinderat findet, bist du damit näher dran an den Menschen“, begründet sie ihre Einstellung. Dadurch, dass jede Mitgliedsgemeinde einen eigenen Rat habe, ließen sich auch solche Leute in die Kommunalpolitik einbinden, „die bestimmt nicht für ein größeres Konstrukt kandidieren würden". Im Vollersoder Rat sind derzeit 13 Mitglieder aktiv. Ihr sei es wichtig, dass jede Ortschaft der Gemeinde vertreten ist.
Und doch zweifelt Angela Greff manchmal: Es werde immer schwieriger, Kandidaten zu finden, die sich in ihrer oftmals knapp bemessenen Freizeit mit auf den ersten Blick so banalen Themen wie Vereinsförderung und Straßenunterhaltung befassen wollen. Die Samtgemeinde ein Auslaufmodell? Wenn die Zahl derer schrumpft, die sich nicht in der Kommunalpolitik engagieren, „wird es sich irgendwann überleben“, meint Angela Greff.
Und welches sind die Themen, die der Bürgermeisterin selbst am Herzen liegen? Da muss Greff nicht lange überlegen. Die ehemaligen Geschäftshäuser an der B 74 seien ihr ein Dorn im Auge. Sie seien irgendwann mal verkauft worden, doch einen Ansprechpartner gebe es für die Gemeinde nicht. Im Gegenteil: die einstmals schönen Häuser verfallen.