Worpswede. Worpswede ist schon immer ein wenig anders gewesen. Das zeigt auch die Worpsweder Interpretation des Weltgästeführertags 2019. Zum zweiten Mal luden die Gästeführer Worpswede-Teufelsmoor zu einem Staffellauf mit sieben Stationen ein. Die erweisen sich nicht nur wegweisend für die Architekturstile Worpswedes, sondern verweisen zum Start in die neue Saison auch häppchenweise auf das Programm der Gästeführungen 2019.
Es ist ein richtiger Künstlerpinsel, der stellvertretend für den Staffelstab während des Weltgästeführertags von Gästeführer zu Gästeführer und von Station zu Station gereicht wird. Bundesweites Thema ist das Bauhaus. Aber „nicht jeder Ort hat Spuren des Bauhaus“, sagt Kathrin Widhalm. Daher habe man sich darauf geeinigt, während der Führung auf verschiedene Architekturstile hinzuweisen. Und davon hat Worpswede als ehemaliges Bauerndorf auf seinem Weg zum Künstlerort so einige erhalten.
Den Faden der unterschiedlichen Architekturstile nimmt auch das neue Gästeführerprogramm unter dem Oberthema „130 Jahre Künstlerkolonie Worpswede“ auf. Mit im Programm sind eine vierstündige Kulturwanderung durch das Dorf und über den gesamten Weyerberg mit einer Laufstrecke von zehn Kilometern. Hier ist im Gegensatz zur Führung anlässlich des Weltgästeführertags ein Besuch in einem der sechs Museen mit inbegriffen. Dem Kennenlernen Worpsweder Künstler widmet sich die Führung „Tradition und Gegenwart“ mit einer Kombination aus Museumsbesuch und Atelierbesuch bei einem zeitgenössischen Künstler.
Erlebnisse trotz Einschränkungen
Zentrales Thema des Programms 2019 sind Führungen für Menschen mit Einschränkungen, kündigt Kathrin Widhalm an. Für den Spaziergang „Worpswede erfassen für Sehbehinderte und Blinde“ hat sich Iris Pott-Sehnke Gedanken gemacht, auf welche Weise Worpswede fühlbar und greifbar zu machen ist. Entstanden ist ein zweieinhalbstündiger Gang zu den schönsten Berührungsmöglichkeiten im Künstlerdorf, der mit einem Museumsbesuch abschließt. Die Gästeführerin kopiert für diese Führung Gemälde und konturiert sie mit einer Spezialfarbe, um die Bilder für Sehbehinderte und Blinde fühlbar zu machen. Etliche Skulpturen im öffentlichen Raum werden angesteuert, die im Rahmen dieser Spezialführung intensiv beschrieben werden und befühlt werden dürfen. In den Themenbereich gehört ebenfalls die Führung „Worpswede - Slow Motion“, die Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit anspricht. Sie richtet sich auch an Menschen mit Gehhilfen und Rollatoren. Hier werde auf kurzen Wegen verstärkt inhaltlich gearbeitet, so Widhalm. Bilder erzählen Geschichten von der Entwicklung des Bauerndorfs zum Künstlerort.
Neu im Programm ist der informative Spaziergang zu Kunst im öffentlichen Raum „Der Skulptur auf der Spur“. Worpswede ist reich an Skulpturen, wie viele es wirklich sind, das weiß Kathrin Widhalm jetzt noch nicht. Besucht werden die Skulpturen, die nicht so direkt am Wegesrand liegen unter anderem Arbeiten von Bernhard Hoetger, Waldemar Otto und Christoph Fischer.
Während der Führung anlässlich des Weltgästeführertags steuert Kathrin Widhalm mit der Vogeler-Villa in der Bergstraße das erste Etappenziel des Staffellaufs an. Viele Künstler haben das Ortsbild mit geprägt. An Heinrich Vogeler geht kein Weg vorbei. Am Café Central übernimmt Vogelers Urenkelin Daniela Platz den Staffelstab und damit die Besuchergruppe. An diesem Ort gibt es mehrere Gebäude mit interessanter Geschichte, sagt sie. In Anlehnung an die Bauhaus-Geschichte hatte auch der 1903 gegründete „Verschönerungsverein Worpswede“ die Absicht, regionales Bauen zu befördern, um die Gleichförmigkeit der Architektur und das Hineindrängen städtischer Bauweisen in das dörfliche Ortsbild zu koordinieren. Alle zum Weltgästeführertag angesteuerte sieben Stationen sind vielversprechende Kulturhäppchen, die sich im neuen Programm der Gästeführer in einer intensiveren Form wiederfinden.