Worpswede. Ostendorf, das ist vor allem alteingesessenen Worpswedern ein Begriff, Gäste von anderswo können wenig mit der Ortsbezeichnung anfangen. Selbst der Landrat tut sich schwer mit der korrekten Aussprache und der Betonung auf dem ganz langen O am Anfang. Barkenhoff ist nicht nur prägnanter, es ist auch ein Fingerzeig auf das, was Besucher, die mit dem Bus anreisen, in Worpswede möglicherweise suchen. Der Ausstieg soll den Ankommenden einladender gemacht werden – und so ist die Haltestelle Ostendorf an den Buslinien 670 und 611 nun in Barkenhoff umbenannt worden.
Aber beim neuen Namen allein soll es nicht bleiben, auch die Gestaltung soll der Bezeichnung gerecht werden. Dabei setzt der Zweckbau Haltestelle – nicht nur als architektonische Miniatur – enge Grenzen. Bürgermeister Stefan Schwenke und Thorsten Kayser, Geschäftsführer des Omnibusbetriebs von Ahrentschildt und Leiter des Geschäftsbereichs Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) der Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser betonen, mehr als gestaltete Folien gingen nicht. Und auch die nur an der linken und der Rückseite des Glasunterstands. Die rechte Seite muss frei bleiben, damit der Fahrer schon von Weitem erkennen kann, ob Fahrgäste warten.
Tatsächlich ist die Idee, Haltestellen zu gestalten, nicht neu. Barkenhoff-Leiterin Beate Arnold verweist auf Dokumente aus dem frühen 20. Jahrhundert, als Heinrich Vogeler dem Worpsweder Verschönerungsverein vorsaß und ebenfalls schon überlegte, wie man Gäste ins Dorf am Weyerberg lockt.
Der ÖPNV spiele dabei heute eine immer wichtigere Rolle, macht die Museumsleiterin deutlich, viele Gäste nutzten die direkte Verbindung aus Bremen. Sie kommen dann zwar auf der gegenüberliegenden Straßenseite und nicht am zukünftig gestalteten Häuschen an, dennoch verspricht Arnold sich von der Umbenennung Orientierungshilfe. Oft habe sie bislang angekündigte Gäste von der Haltestelle abgeholt, nun sei klar, wo man aussteigen muss, wenn man zu einer der meist besuchten Attraktionen des Ortes will. Nicht zufällig zeigt auch das Hinweisschild auf der Autobahn 27 an der Abfahrt Richtung Worpswede den Barkenhoff, der eine starke Symbolwirkung hat.
Keine Angst vor Vandalismus
Die Idee der Umbenennung hat Matthias Jäger vom Museumsverbund aufgeworfen und damit bei Schwenke und Landrat Bernd Lütjen, die beide auch im Kuratorium der Barkenhoff-Stiftung sitzen, offene Türen eingerannt. Lütjen ist zudem Vorsitzender des Zweckverbands Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen, die Wege sind also kurz. Auch er betont, die Haltestelle soll nicht „08/15“ sein und freut sich mit den anderen Protagonisten darauf, dass es nun einen künstlerischen Gestaltungswettbewerb für das Glashäuschen am Straßenrand gibt.
Dieses könnte durchaus auch ein Pilotprojekt für die anderen 21 Wartehäuschen im Gemeindegebiet sein, sagte Schwenke. Man wolle sehen, wie der freie Wettbewerb, den er auch als kleinen Beitrag zur Künstlerförderung in schwierigen Zeiten sieht, angenommen werde und wie dann das Ergebnis, das sich auf den Barkenhoff oder Vogeler beziehen soll, ankomme. Deshalb ist die Gestaltung erst einmal auf ein Jahr begrenzt und könnte dann gegebenenfalls verlängert werden. Angst vor Zerstörung habe man übrigens keine, versichern die Beteiligten: Erfahrungen hätten jedenfalls gezeigt, dass gepflegte und gestaltete Haltestellen seltener von Vandalismus betroffen seien als andere.
1500 Euro Preisgeld
Für den Gestaltungswettbewerb der neu benannten Haltestelle Barkenhoff sind alle Künstler und Gestalter, die ihren Wohnsitz im Landkreis Osterholz haben, teilnahmeberechtigt. Sie müssen ihre Vorschläge bis zum 30. April 2021 bei der Barkenhoff-Stiftung, zu Händen Mirjam Kreber, Ostendorfer Straße 10 in 27726 Worpswede, einreichen. Die Jury, bestehend aus Landrat Bernd Lütjen, Bürgermeister Stefan Schwenke und Beate Arnold von der Barkenhoff-Stiftung, entscheidet im Laufe des Monats Mai über den Gewinner. Das Preisgeld in Höhe von 1500 Euro stiften Gemeinde und Landkreis. Die Umsetzung ist bis Ende Juni geplant. Ansprechpartnerin ist Mirjam Kreber unter 04792/ 951 94 08 oder kreber@worpswede-museen.de. Die Wettbewerbsausschreibung ist unter www.worpswede-museen.de veröffentlicht.
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