Worpswede. „Wie schnell ist nichts passiert“ heißt einer der zahlreichen Songs, die Stefan Stoppok in der Worpsweder Music Hall spielt. Dass der Titel als Motto für ein Konzert mit dem Musiker, der für einige Jahre in Worpswede lebte, nicht taugt, wird denjenigen Besuchern, denen das nicht schon vorher schwante, umgehend klar. Abende mit Stoppok, vor allem dann, wenn er allein auf der Bühne steht, beziehungsweise sitzt, sind ein Garant dafür, dass mit allen Beteiligten eine ganze Menge passiert. Denn der Musiker hat das Talent eines Entertainers, der sehr genau das richtige Maß aus Nonsens, Botschaft und Gefühl trifft. Stoppok lässt nicht Einstudiertes spontan wirken, er studiert offenbar einfach nichts ein. Sein Worpsweder Konzert findet außerhalb regulärer Touren statt, eigentlich arbeite er an seinem neuen Studioalbum „Jubel“, verrät er.
So entsteht zwar der eine oder andere Texthänger – in der Zugabe spielt er deswegen zwei Stücke gar nicht zu Ende –, dafür bekommt das Konzert aber eine Atmosphäre, die es einzigartig macht. Das Publikum, das so textsicher ist, dass es möglicherweise auch hätte aushelfen können, erlebt einen Musiker, der sein Werk lebt. Stoppok ist kein Bilderstürmer und kein Protestsänger, sondern vor allem ein Geschichtenerzähler. Er schüttet sein Herz aus, ohne dass es pathetisch oder kitschig würde. Dabei aber macht er seine Positionen unmissverständlich deutlich: Von Oberflächlichkeiten, verquerem Zeitgeist und Gefühlslosigkeit hält er gar nichts. Das wiederum geht mit der musikalischen Umsetzung seiner Lieder Hand in Hand. Stoppok ist tief im Blues verwurzelt, spielt ihn aber in einer so eigenen Weise, dass es völlig selbstverständlich wirkt. Hier und da mischen sich ein paar Folkelemente dazu und mit seiner Cajon gibt er seinem Gitarrenspiel ein extrem rhythmisches Fundament. So kann er auch alleine rocken, genauso aber ganz ruhige Töne finden, wie etwa in „Leise“. Die Ballade hatte er einst zusammen mit Astrid North aufgenommen, die im Juni dieses Jahres gestorben ist. Ihr ist das Lied gewidmet, und es markiert in seiner schlichten Direktheit den Höhepunkt des Abends. Bei allen spaßigen Stücken wie dem „Spezialisten Blues“, „Ärger“ oder „Scheiße am Schuh“ wird oft die poetische Ader Stefan Stoppoks übersehen. Die aber sticht gerade bei seinen Solokonzerten hervor und ist perfekt eingebettet in einem mit Pause fast dreistündigen Programm, für das es vorher kein Drehbuch gab. „Wie es kommt und auf welche Weise, weiß man nicht“, singt Stoppok in „Leise“ – und das könnte viel eher als Thema des Abends herhalten.