Imposant kommt er daher – der Nachbau der Marienhütte von Gnarrenburg. Das Modell ist aus Holz und mitteldichten Holzfaserplatten im Maßstab 1 zu 160 gebaut und bringt es auf eine Größe von 120 mal 200 Zentimeter. Es zeigt das Werk im Jahr 1911 – so wie es damals ausgesehen haben könnte. Jetzt hat Dagmar Burmester, Leiterin der Modellbauabteilung der Hochschule 21 in Buxtehude, das Modell an Peter Fröhlich überreicht. Er ist der Vorsitzende des Fördervereins der Glasmuseums Marienhütte.
Bei der kleinen Feier in Gnarrenburg bedankte sich Fröhlich für „die tolle Unterstützung“ durch verschiedene Stiftungen und Förderer. Nur durch ihre finanzielle Hilfe sei der Bau des Modell möglich geworden. Fröhlich hofft, dass dieses Highlight von den Besuchern des Museums gut angenommen werde und dadurch weitere Besucher nach Gnarrenburg kämen. „Dieses Modell wird das Museum noch lebendiger und spannender machen. Das Gefühl der historischen Bedeutung der Gnarrenburger Glasindustrie für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung werde jeden Besucher bewegen“, sagte Fröhlich.
Im Kreisarchiv gesucht
Burmester schilderte, sie habe sich am Anfang einige Gedanken gemacht, ob sie in der Lage sei, dieses Modell so hinzubekommen, da von der ehemaligen Glasfabrik mittlerweile nur noch wenig erhalten geblieben sei. Zum Glück habe sie im Archiv des Landkreises in Bremervörde etliche Pläne gefunden. „Die Recherchen zum Modellbau haben Monate gekostet. Die Bauzeit betrug etwa sechs bis sieben Wochen, unterstützt wurde ich dabei von Annabelle Schnackenberg, einer Studentin“, so Burmester.
Ortsbürgermeister Ralf Rimkus sagte, man könne Dinge manchmal besser begreifen, wenn man sie ergreifen könne. Das Modell der Glashütte sei ein Hingucker. Auch Bürgermeister Axel Renken stellte fest, dass es umso wichtiger sei, von Gebäuden wie der Glashütte ein Modell zu erstellen, je weniger Informationen auch durch Zeitzeugen es dazu gebe. Das Modell der Marienhütte in Gnarrrenburg ist aus Sicht von Axel Renken daher etwas Besonderes. Er richtete seinen Dank nochmals an die Stiftungen und an Sponsoren.
Insgesamt dauerte die wechselvolle Geschichte der größten Glashütte in Gnarrenburg 130 Jahre. Die Marienhütte bestimmte die Entwicklung Gnarrenburgs entscheidend. Die Blütezeit der Glashütte begann mit ihrer Übernahme durch Hermann Lamprecht im Jahre 1876. Er stellt die anfängliche Tafelglasproduktion auf Hohlglas um.
Der Sprung auf den Weltmarkt gelang dem Betrieb mit der Erfindung des Tropfenzählers. Mit ihm konnte man erstmals exakt Tropfen zählen, was besonders in der Medizin wichtig war. Dieser Tropfenzähler wurde seinerzeit in alle Teile der Welt verschifft. Bald folgten medizinische Gläser jeder Art. Später konnte das immer wieder erweiterte Sortiment, wie zum Beispiel die Maggiflaschen, Parfümfläschchen für Tosca 4711, Kümmerlingflaschen, Einweggläser und vieles mehr nur durch Zukauf von zwei weiteren Werken in Immenhausen bei Kassel und Breitenstein im Harz bewältigt werden.