Grasberg. Sie drängen sich hektisch aneinander und klettern übereinander. Jeder in dem piepsenden Knäuel will unter der wärmenden Rotlichtlampe stehen. Noch sieht nur ein Fachmann wie Hermann Wilkens, wer von diesen drei Wochen alten Küken einmal eine Henne und wer ein Hahn wird. Aber eines ist schon klar. Die Knirpse werden bei der 33. Küken-, Zuchtstamm- und Bruteischau des Nutz- und Rassegeflügelzuchtvereins (GZV) Grasberg die Großen unter den Kleinen sein.
Mit etwas Glück schlüpfen am Sonntag, 25. März, im Vereinsheim in der Wörpedorfer Straße 17 zur Ausstellungszeit zwischen 8 und 12 Uhr hinter der Glasscheibe des Schaubrüters ein paar Küken. Das hofft Pressesprecherin Christine Arens. Für Kinder soll es "Hühner-, Enten- und Gänseküken zum Anfassen" geben in der österlich geschmückten Halle, für Interessierte Fachinformationen rund um die Geflügelzucht.
Mehrer hundert Küken zu sehen
Die Mischung aus kalter Luft und Aufregung lässt das kleine Federvieh beim Fototermin zittern. Darum dauert die Schau nur vier Stunden. Mehr Stress wollen die Vereinsmitglieder ihrem gefiederten Nachwuchs nicht zumuten, wie Hermann Wilkens erklärt. Seit über 50 Jahren gehört er zum GZV, seit dem Beginn seiner Hühnerzucht ist er der Rasse Australorp treu geblieben. Die Australorps sehen nicht nur hübsch aus. Als Nutzrasse liefern sie Fleisch und Eier. Wie der Name ahnen lässt, stammt die Hühnerrasse aus Australien. Einfach zu züchten sei sie, sagt der Pensionär, der seine Hühner-Leidenschaft mit Enkel Luis teilt. "Ich finde Hühner toll", sagt der Neunjährige und fischt behutsam ein Tier aus dem Gewusel von Australorp-, Amrock- und Silberhals-Welsumer-Küken.
Weil der Großvater Hühner besitzt, wollte Luis auch welche haben. Inzwischen kümmert er sich schon rund vier Jahre um seine Zwerg-Welsumer und gehört der Jugendabteilung des Geflügelzuchtvereins an. Diese zähle derzeit zwölf junge Leute zwischen acht und 15 Jahren, sagt Jugendleiter Andreas Otten. Tendenz: steigend.
Der Wunsch nach dem eigenen Huhn liege weiter im Trend, bestätigt Pressesprecherin Christine Arens. Wer wissen will, zu welch stattlichem Federvieh die Küken heranwachsen, der kann auf der Schau auch die ausgewachsene Tiere bestaunen. Das mache den Vormittag für die ganze Familie interessant, sagt Otten. Wobei der Niedlichkeits-Bonus wohl an die Küken geht. "Einige Hundert" sollen zu sehen sein, erzählt Otten. Genauer ließe sich das nicht planen. Traditionell findet die Ausstellung am Sonntag vor Ostern statt. Diesmal sei das eben sehr früh. Dazu das kalte Wetter. Hermann Wilkens nickt. Das sei nicht das perfekte Schlüpfwetter. Aber in seinem Brutschrank ist es kuschelig warm. Nach 21 Tagen schlüpfen dort die Küken. Kleine glitschige Häufchen mit großen Augen hocken da neben gerade erst aufbrechenden Eierschalen.
"Ziel ist es, eine Rasse zu erhalten", sagt Andreas Otten. Er hat sich für Zwergseidenhühner entschieden und wie Wilkens nie die Rasse gewechselt. Sind das nun Urzwerge oder ist es eine verzwergte Großrasse? Wenn sich Geflügelzüchter unterhalten, geraten sie in ein Fachvokabular, das sich Interessierte am Sonntag erklären lassen können. Der Eintritt kostet zwei Euro, für Kinder ist er frei.