Landkreis Osterholz. Bei den Einschulungen im Elbe-Weser-Raum wird in den nächsten fünf bis sechs Jahren ein neuer Tiefststand erreicht. Das geht aus einer neuen Studie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Stade hervor. Demnach wird der Landkreis Osterholz vom Rückgang der Schülerzahlen ganz besonders betroffen sein: Im Sommer 2019 werden nach den IHK-Berechnungen voraussichtlich 19 Prozent weniger Kinder eingeschult werden als noch im Jahr 2010.
In ihrem sogenannten Schulatlas simulieren die Forscher der IHK die demografische Entwicklung; sie wollen damit Politik und Verwaltung auf den Handlungsbedarf auch im Sekundarbereich I hinweisen. Dort seien die Hauptschulen von den sinkenden Schülerzahlen stärker betroffen als die Realschulen. Während sich die Zusammenfassung in Oberschulen bewährt habe, seien die Gymnasien noch am wenigsten tangiert. Gesamtschulen tauchen in der Untersuchung allenfalls mittelbar auf; in der Studie wird festgestellt, dass jede neue Schulform zu Lasten der bestehenden gehe. Vor Ort solle daher die systematische Ergänzung der Schultypen gefördert werden, nicht die gegenseitige Aushöhlung.
Von den Grundschulen im Kammerbezirk sei unterdessen nicht einmal die Hälfte demografiefest, jedenfalls wenn man die derzeitigen Klassenteilungsgrenzen zu Grunde legt. Vor allem im Norden und Westen drohten daher Schulschließungen, so die IHK. Ziel müsse es sein, die Sollstärken und andere Landesvorgaben so zu fassen, dass die Schulen im ländlichen Raum überleben können. Dabei müsse viel mehr träger-, kreis- und gemeindeübergreifend zusammengearbeitet werden. Auch neue Unterrichtsformen wie virtuelle Klassenzimmer könnten zum Erhalt vielfältiger Schulangebote in der Fläche beitragen
"Von entscheidender Bedeutung ist es, die Bürger vor Ort rechtzeitig einzubinden", so Bodo Stange, IHK-Geschäftsführer für Aus- und Weiterbildung. Er ist überzeugt, dass in den Landkreisen Cuxhaven, Osterholz, Rotenburg, Verden und Stade die Schulbezirke und -strukturen so verändert werden können, dass jede Grundschule in zehn Autominuten oder weniger erreichbar bleibt. Die wenigsten Gebietsüberschneidungen ergäben sich noch im südlichen Landkreis Cuxhaven, sodass eine Standortschließung dort besonders gravierend wäre.