von Luise Bär
Bramstedt. Die Nitratgehalte im Grundwasser sind seit der Intensivierung der Landwirtschaft im Agrarland Niedersachsen stark angestiegen. Im Trinkwassereinzugsgebiet des Bramstedter Wasserwerkes weist das Sickerwasser auf rund einem Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flächen hohe Mengen an Nitrat auf. Mit dem Grundwasser kommt die Fracht nach Jahrzehnten auf unterirdischen Wasserwegen in den Förderbrunnen an. Nitrat hat in sauberem Trinkwasser nichts zu suchen und ist hier ein Schadstoff.
Noch ist das Bramstedter Wasser von bester Qualität. In den Förderbrunnen kommt zurzeit weniger als ein Milligramm Nitrat an. "Das Rohwasser ist super", bestätigt Geologe Dr. Udo Schmidt (Ingenieurgesellschaft Dr. Schmidt, Stade), der im Auftrag des Wasserversorgungsverbandes (WVV) Wesermünde-Süd das Trinkwassereinzugsgebiet untersuchte und den Nitrattransport bis 2060 berechnete. Die Ergebnisse stellte er in der Verbandsversammlung in der Bramstedter Bauernschänke vor.
Die gemessenen Null-Werte von Nitrat in den Förderbrunnen seien nur "die halbe Wahrheit". Denn an Kontrollmessstellen werden hohe Nitratwerte gemessen, teilweise über 120 mg/l. Dass bisher kein Nitrat im geförderten Wasser vorhanden sei, liege an den geologischen Verhältnissen der 120 Meter bis 200 Meter Sanddeckschichten. Das hier vorkommende Mineral Pyrit wirke wie ein Reaktor. In einem biologisch-chemischen Prozess werde das Nitrat entbunden und könne gasförmig entweichen (Denitrifikation). Das Pyrit mit der chemischen Bezeichnung Eisen-Disulfid zerfalle dabei zu Eisen- und Sulfat.
Dringender Handlungsbedarf
Beide Stoffe seien im Bramstedter Rohwasser erhöht vorhanden und weisen auf die stattfindende Denitrifikation hin. Irgendwann werde der Bodenvorrat an Pyrit erschöpft sein. Der Zeitpunkt könne nur äußerst aufwendig berechnet werden, eine Voraussage sei nicht möglich.
Nachweisbar sei, dass ohne das natürliche Vorkommen von Pyrit bereits jetzt Nitratwerte zwischen 12 und 40 mg/l in den Förderbrunnen ankommen würden. Werte, bei denen bei Wittig die Alarmglocken angehen. Der Trinkwassergrenzwert liegt bei maximal 50 mg/l, der Trinkwasserrichtwert bei 25 mg/l.
Mit der Neubeantragung der Wasserentnahmeerlaubnis für das Wasserwerk Bramstedt vor einem Jahr wurde das Einzugsgebiet für die Trinkwasserbildung neu berechnet. Das Gebiet von vorher sechs Quadratkilometer musste auf das dreifache (18,6 km²) korrigiert werden. Die Grundwasserströmung zum Wasserwerk Bramstedt erstreckt sich in einem beidseitig der ehemaligen B 6 verlaufenden Korridor von rund zwei Kilometern Breite von Hoope bis Wittstedt. Besonders auf den südlich neu hinzugekommenen Flächen im Bereich Dorfhagen wurden hohe Nitratwerte im Sickerwasser festgestellt. Tierhaltung und Grünlandumbruch für die Gärsubstratgewinnung für Biogasanlagen führen zu Nährstoffüberschuss, führte Gerold Wittig, Geschäftsführer des WVV, aus. Es bestehe dringender Handlungsbedarf, die Energie-Landschaften über eine Raumordnung zu regeln. Dr. Schmidt gab der Versammlung die Empfehlung, über die Landwirtschaftskammer Kooperationen mit den Landwirten zu treffen. Die entsprechenden Agrarumweltmaßnahmen
werden finanziell gefördert. Im "alten" Wasserschutzgebiet wurden bereits freiwillige Verträge mit den Landwirten gemacht, hier zeigen sich erste Erfolge - die Kontrollbrunnen weisen einen verminderten Nitrat-Eintrag aus.
Weiterer Bodenabbau (Sand) im Raum Wulsbüttel/Hoope/Dorfhagen gefährdet ebenfalls die Reinhaltung des Grundwassers. Dr. Schmidt bestätigte, dass jeder Sandabbau die Schutzschicht schwäche. Generell sei der Sandabbau in Wasserschutzgebieten kritisch zu sehen. Über eine Flächennutzungsplanänderung habe die Samtgemeinde ein wirksames Instrument, auf die Ausweisung von Abbauflächen Einfluss zu nehmen.
Ein entsprechender Antrag des WVV im Sommer 2009 wurde bisher in Gemeinde- und Samtgemeindeparlament nicht abschließend beraten. Wittig warb um die Unterstützung der im Verband vertretenen Gemeinde- und Samtgemeindevertreter.