Landkreis Osterholz. Das Projekt verfehlt seine Wirkung nicht: Über 600 Teilnehmer haben seit dem Start von „Jung im Museum“, kurz Jim, im November 2015 ihre Spuren hinterlassen und die sind – durchaus gewollt – auch in der Großen Kunstschau in Worpswede zu sehen. Nicht nur, dass dort regelmäßig Schülergruppen arbeiten, sie haben auch einen eigenen Ausstellungsraum, in dem immer wieder unterschiedliche Werke aus diesem Projekt zu sehen sind.
Das alles kostet Geld, zudem eine der Grundideen von Jim ist, die Hürden zwischen Klientel und Kunst so gering wie nur möglich zu halten. Dazu gehört, dass für die Gruppen, die in die Große Kunstschau kommen, auch durch die Anreise keine Kosten entstehen. Denn selbst an zwei Euro für ein Busticket könnte schon der Museumsbesuch scheitern, weiß Matthias Jäger, Geschäftsführer des Museumsverbunds. Umso mehr ist er zusammen mit den beiden Initiatoren von Jim, Hildegard Armerding und Gabi Tausendpfund, froh, dass auch für 2018 die Finanzierung gesichert ist. Die Stiftung der VGH Versicherungen hat dafür eine Spende in Höhe von 3500 Euro bereit gestellt. Mit Dirk Wurzer, Vorstandsmitglied der Öffentlichen Versicherung Bremen (ÖVB) und in dieser Funktion zuständig für die VGH im Landkreis Osterholz, überbrachte jemand die Zusage, der im Haus kein Unbekannter ist: Er ist gleichzeitig der stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende der Kulturstiftung des Landkreises Osterholz.
Wie genau Jim funktioniert, konnten Initiatoren und Geldgeber dann vor Ort sehen. Zu Gast war eine 9. Klasse der IGS Lilienthal. Die Schülerinnen und Schüler nahmen sich Motive aus der aktuellen Sonderausstellung „Schöne neue Welt“ mit Großstadt-Fotografien von Jürgen Strasser vor und zeichneten diese ab. Sie wurden dabei von ihren Lehrern und dem Künstler Hartmut Balke unterstützt. Zum Konzept gehört, dass Jugendliche mit Künstlern zusammentreffen, wann immer möglich geben diejenigen, mit deren Werken sich die Klassen beschäftigen, selber eine Einführung.
Material wird gestellt
Bewusst setzt Jim nicht Pädagogen ein, denn die sind ja schon von Seiten der Schulen im Boot. Zu jeder neuen Ausstellung gibt es für die kooperierenden Schulen eine Einführung. Die Lehrer können dann sehen, wie sie das Angebot in ihre Lernpläne und -inhalte integrieren. Form und Technik sind nicht vorgegeben, das jeweils benötigte Material wird gestellt, die Ideen zur Umsetzung müssen die Pädagogen selbst entwickeln – übrigens nicht nur für den Kunstunterricht: Es haben auch schon Deutschlehrer das Format der Bildbeschreibung in der Großen Kunstschau erarbeitet.
Genauso gibt es bei dem Projekt keine festgelegte Schulform oder Altersstufe, von Grundschul-Kindern bis zu Absolventen der Berufsbildenden Schulen können alle teilnehmen. Gerade diese enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Schulen habe das Projekt vorangebracht, so Gabi Tausendpfund, die als Künstlerin viele der Gruppen selber betreut. So sei eine Breitenwirkung entstanden, die sie so gar nicht erwartet hatte. Hildegard Armerding, die auch Vorsitzende des Trägers des Projekts, der Worpsweder Gesellschaft für Kunst, Kultur und Wissenschaft, ist, sagt, die Nachfrage habe sie geradezu überrollt. „Jim ist eine Marke für Kunstvermittlung geworden“, sagt sie. Viele Kinder und Jugendliche seien seit dem Auftakt vor gut zwei Jahren schon zwei- oder dreimal dabei gewesen.
Jim ist ein klassisches Win-Win-Projekt, darin sind sich die Beteiligten einig: Die Museen kommen ihrem potenziellen Publikum von Morgen näher, die Schüler erwartet spannendes Arbeiten abseits des Unterrichtsalltags, und auch die Schulen können sich als Museumsschule präsentieren und so an Attraktivität gewinnen.
Es gibt aber auch einzelne Veranstaltungen, die den schulischen Rahmen verlassen: Gesa Jürß vom Museumsverbund veranstaltete zum Beispiel schon Graffiti- und Video-Workshops am Barkenhoff und will diese Arbeit für offene Gruppen fortsetzen. Auch Tausendpfund wechselt die Räume, geht mit Gruppen in ihr Atelier, um Skizzen auszuarbeiten, oder mit den Schülern zurück an ihre Schulen, wo sie die Werke dann fertigstellen.