Landkreis Osterholz. „Wenn man den Kopf in der Sauna hat und die Füße im Kühlschrank, sprechen Statistiker von einem angenehmen Mittelwert.“ Mit diesen Worten soll Bayerns damaliger Ministerpräsident Franz-Josef Strauß ein Phänomen beschrieben haben, das Georg Sandkühler aus Osterholz-Scharmbeck zurzeit besonderen Ärger bereitet. Mit dem Mittelwert der verfügbaren Internetgeschwindigkeit seines Anschlusses ist unser Leser nämlich ganz und gar nicht zufrieden. „Nach langer Recherche haben wir jetzt einen Anschluss gefunden, der in guten Zeiten acht MBit pro Sekunde hergibt, in ungünstigen aber auch schon mal nur vier.“
Tatsächlich ergibt eine Nachforschung im Internet für Sandkühlers Adresse an der Straße Hinter dem Bach eine verfügbare Bandbreite von maximal 16 Mbit pro Sekunde. Theoretisch. Auf dem Papier. Das weiß unser Leser auch. Dennoch wurmt es ihn, dass sein Straßenzug bei der nächsten Ausbaurunde leer ausgehen soll. Wie berichtet, will die Kreisverwaltung in diesem Jahr mithilfe von Bundes- und Landesmitteln für schnelles Internet in den dünn besiedelten Dörfern sorgen, die bisher als unterversorgt gelten. Und genau da liegt das Problem.
Die Grundstücke an der Straße Hinter dem Bach gelten nach den Förderrichtlinien bereits als ausreichend versorgt, erklärt Landkreis-Sprecherin Jana Lindemann auf Nachfrage. Für einen bezuschussten Ausbau gelten nach den Worten von Kreisdezernent Werner Schauer folgende Kriterien: Förderung nur dort, wo aktuell keine Bandbreiten von 30 Mbit/s und mehr möglich sind. Die Telekommunikationsunternehmen müssen erklärt haben, dass sie auch in den kommenden drei Jahren dieses Tempo nicht ohne Förderhilfe hinbekommen.
Für die Straße Hinter dem Bach gilt Lindemann zufolge, dass EWE einen eigenwirtschaftlichen Ausbau auf mindestens 30 Mbit pro Sekunde bis zum Jahr 2020 angekündigt habe. Darüber hinaus könnte nach Informationen aus dem Kreishaus die Möglichkeit bestehen, ans TV-Kabel anzuschließen, was Sandkühler aber verneint. Werner Schauer hatte bei der Bekanntgabe der Ausbaupläne erklärt, auch in den kommenden Jahren müssten weiter größere Bandbreiten geschaffen werden; die öffentliche Hand sei dabei aber stets auf die Angaben der Telekommunikationsunternehmen angewiesen.
Georg Sandkühler weiß, dass die tatsächliche Geschwindigkeit bei der VDSL-Technik auch durch Dämmung und Dämpfung sowie Abstände zum Verteiler stark variieren kann. Die ungleiche Verfügbarkeit von Leitungskapazität bleibe aber ein echtes Problem, findet der Kreisstädter. „Unsere Nachbarn rechts und das Haus gegenüber kommen immerhin auf 30 Mbit, der Nachbar auf der anderen Seite ist noch schlechter dran als wir.“ Dabei wohne er doch „praktisch im Ortskern“. Dass nun bald die entlegenen Moordörfer schneller surfen können als er, sei „extrem frustrierend“.