Schräg gegenüber vom evangelischen Kindergarten Im Bruch entsteht bald eine weitere Kindertagesstätte Kirche bekommt den Zuschlag

Lilienthal. Das Außengelände des evangelischen Kindergartens St. Marien in der Straße Im Bruch lädt zum Spielen und Toben ein.
12.04.2016, 00:00 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Von Michael Wilke und Timo Sczuplinski

Das Außengelände des evangelischen Kindergartens St. Marien in der Straße Im Bruch lädt zum Spielen und Toben ein. Bäume und Sträucher schirmen das Areal vom Parkplatz des Ärztehauses ab. Schön groß ist der Spielplatz, er reicht bis zu der Ecke, an der auf der anderen Straßenseite eine zweite Kindertagesstätte (Kita) entstehen soll: im ehemaligen Diabeteszentrum, in dem der Internist Bernhard Braune früher seine Praxis hatte. Praxis und Wohnräume stehen leer. Sie bieten Platz für zwei Kita-Gruppen. Besitzer Michael Timm ist seit Monaten im Gespräch mit der Gemeinde. Dass in der schmalen Straße eine Kita entstehen soll, zeichnete sich in den vergangenen Wochen immer klarer ab. Die Frage war nur noch: Wer soll sie betreiben? Antwort: die Kirche.

„Wir haben den Zuschlag bekommen“, bestätigt Pastor Tilman Heidrich. Die Lage ganz in der Nähe des vorhandenen Kindergartens freut den Pastor. Die neue Kita werde fast wie eine Außenstelle des großen Nachbarn sein. „Das erleichtert die Zusammenarbeit natürlich ungemein.“

Jahr für Jahr bekomme man viele Anfragen nach Betreuungsplätzen im bestehenden Kindergarten Im Bruch, berichtet Heidrich. Es gibt Wartelisten für die Kita in dem alten Fachwerkhaus. Laut Heidrich musste die Kirchengemeinde in den vergangenen Jahren etliche Absagen erteilen. Wegen der starken Nachfrage ergebe eine Erweiterung des Angebots Sinn. In der Immobilie des Friseurs Timm könnten nun neue Kapazitäten geschaffen werden.

Michael Timm bestätigt, dass die Kirche den Zuschlag für die Trägerschaft bekommen hat. Allerdings sei noch nichts unterschrieben. Man sei aber auf einem guten Weg in Richtung Vertragsabschluss, der noch in dieser Woche zustande kommen könne. Nach Informationen der Redaktion wird ein mittelfristiger Mietvertrag angestrebt. Eine Krippengruppe soll im alten Praxisbereich untergebracht werden, eine Kindergartengruppe im Wohnbereich. Zudem gibt es noch den Außenbereich mit Garten auf der Rückseite des Hauses. Der Betrieb, so lautet das Ziel, soll nach Möglichkeit schon zum neuen Kindergartenjahr starten. „Zeitnah mit Beginn des Kindergartenjahres“, erklärt Andreas Cordes, Fachbereichsleiter im Rathaus. Geplant sind nach seinen Worten eine Krippengruppe mit zehn Plätzen und eine Kindergartengruppe mit 25 Plätzen.

Auch die Lebenshilfe war am Betrieb des neuen Kindergartens Im Bruch interessiert, hat dann aber abgewunken. „Als wir unseren Hut in den Ring geworfen haben, war mir die unmittelbare Nähe zum evangelischen Kindergarten gar nicht so bewusst“, erklärt Olaf Bargemann, Geschäftsführer der Lebenshilfe. Allein sei ein Kindergarten mit zwei Gruppen schwer zu führen. „Das ist beim evangelischen Kindergarten kein Problem. Wenn jemand ausfällt, können die die Kinder sogar rüberholen. Besser kann man’s gar nicht haben.“ Den Gruppenleiterinnen der anderen Lebenshilfe-Kindergärten hat Bargemann die Leitung der neuen Kita Im Bruch angeboten, immerhin ein Schritt nach oben auf der Karriereleiter. Doch die winkten ab.

Die Lebenshilfe hat Erfahrung mit einem Zwei-Gruppen-Kindergarten. Ihre Kita im Schoofmoor betreut auch nur zwei Gruppen. Lange standen die ziemlich isoliert da. Zwar betreibt die Lebenshilfe eine Kita in der Ostlandstraße. Doch bis dahin sind es knapp 700 Meter, die Entfernung ist nicht zu unterschätzen. „Ich weiß, wie schwer das ist, einen Kindergarten mit zwei Gruppen zu führen“, sagt Bargemann. „Die Erfahrungen sind nicht positiv.“ Dass die Gemeinde drei Krippengruppen in der angrenzenden Christoph-Tornéeschule untergebracht hat, hilft auch der Lebenshilfe. Doch das ist ein Spiel auf Zeit. 2017 kommen die ersten Schüler der IGS-Oberstufe in die Tornéeschule. 2018 müssen die Krippengruppen raus, wie Fachbereichsleiter Cordes der Redaktion nach Gesprächen mit dem Kreis erklärt.

Die Lebenshilfe plant schon eine Erweiterung ihres Schoofmoor-Kindergartens um drei Gruppen. „Wir wollen am bestehenden Altbau ein Gebäude für drei Gruppen errichten“, sagt Bargemann. „Ich kriege diese Woche die Architektenpläne auf den Tisch.“ Der Geschäftsführer denkt schon weiter: Sollte die Gemeinde einen Betreiber für eine weitere zentrale Kita suchen, „werden wir uns dafür bewerben.“

Gemeinde spricht mit Unternehmer

Die Aussicht auf neue Kita-Plätze kommt bei Elternvertretern gut an. Oliver Blau, Vorsitzender des Gemeindeelternrats für Kindertagesstätten, ist froh über die Lösung Im Bruch. Aber das sei noch keine Lösung für das generelle Betreuungsproblem in Lilienthal, findet Blau. Es fehlten weitere Gruppen. Darum hofft er, dass die Gemeinde bald auch Positives in Sachen Moorhauser Landstraße vermeldet. Dort hat der Unternehmer Paul Hayman, Eigentümer der Firma Out of the Blue, angeboten, eine Kindertagesstätte zu bauen und langfristig zu vermieten (wir berichteten). Auf dem Grundstück beim Baugebiet Am Goosort wäre Platz genug für eine große Kita. Blau hofft, dass die Gemeinde die Chance nutzt, nicht nur die heute nötigen Betreuungsplätze zu schaffen, sondern auch gleich einen Puffer für die Zukunft.

„Wir haben Gespräche mit dem Investor geführt und führen Ende Mai / Anfang Juni weitere Gespräche“, sagt Cordes. Vorrangig ist nach seinen Worten die Einrichtung der zwei Gruppen Im Bruch und die Nutzung der Grundschulen Seebergen und Frankenburg, die aufgelöst werden. In Seebergen soll der Kindergarten in die Schule umziehen und um eine Krippengruppe ergänzt werden (wir berichteten). In Frankenburg wäre Platz für vier Gruppen. Doch hat die Mehrheit der Politiker signalisiert, dass in der Schule auch ein Dorftreff eingerichtet werden soll. Dann bliebe nur noch Platz für zwei Gruppen. Am 28. April berät der Sozialausschuss über das Kita-Thema.

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