Osterholz-Scharmbeck. Mit der Sommersaison rückt für viele Kinder im Landkreis Osterholz auch der Schulbeginn näher. Damit den Schulanfängern auf dem Weg zum Unterricht nichts passiert, gaben ihnen der Landkreis und die Polizeiinspektion Verden / Osterholz beim diesjährigen Verkehrssicherheitstag Ratschläge rund um das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Unter dem Motto „Zur Schule – Aber sicher!“ konnten sich die Besucher an unterschiedlichen Informationsständen zu Themen wie der Schülerbeförderung und Kindersicherung beraten lassen.
„Das oberste Ziel für uns ist, dass die Schüler ihren Schulweg sicher und selbstständig zu Fuß, per Rad oder Bus bewältigen können“, sagte Landrat Bernd Lütjen. Kinder seien anders als Erwachsene neugierig und abgelenkt. Oft liefen sie los, ohne vorher zu überlegen. Das bestätigte auch der Leiter der Polizeiinspektion Verden / Osterholz, Uwe Jordan, der regelmäßig den direkten Kontakt mit den jungen Verkehrsteilnehmern in der Schule sucht. „Wir möchten mit dem Verkehrssicherheitstag vor allem die Öffentlichkeit und damit alle Verkehrsteilnehmer, auch die Eltern, auf die Wichtigkeit der Schulwegsicherheit hinweisen“, fügte Jordan hinzu.
Übung im Überschlagsimulator
Im Puppentheater vermittelte die Polizei in ihrem Stück „Geschnallt“ den Kindern spielerisch das richtige Verhalten im Verkehr. „Seid ihr denn während der Fahrt auch immer angeschnallt?“, fragte einer der Beamten in die Runde. Zögerlich meldete sich ein junger Verkehrsteilnehmer zu Wort. „Ja, außer bei sehr kurzen Strecken“, gab er verlegen zu. Daraufhin zeigte die Polizei den Kindern mithilfe einer auf einem Gurtschlitten befestigten Puppe, wie wichtig die Sicherung bei abruptem Bremsen und bei Auffahrunfällen ist.
Auf dem Außengelände des Kreishauses warteten viele abwechslungsreiche Mitmach-Aktionen auf die Eltern und Kinder. So zeigte die Oldenburger Verkehrswacht den Besuchern mit einem Pkw-Überschlagsimulator die ausweglose Lage, in der sich Fahrer häufig nach einem Unfall befänden. „Das ist kein seltenes Szenario. Gerade auf einsamen Landstraßen kann es zu Problemen kommen, wenn eine Person nicht weiß, wie sie sich gefahrlos aus dem Sicherheitsgurt befreien kann“, sagte Thorsten Aden von der Verkehrswacht.
Etwas mulmig zumute setzen sich die Mütter und Väter in den Fahrersitz und suchten den Blickkontakt zu ihren Kindern auf den Rücksitzen. Dann wurde ein seitlicher Überschlag simuliert, sodass das Auto nach der Drehung auf dem Kopf zum Stehen kam. „Die Hände nach oben an den Dachhimmel und mit den Füßen gegen die Windschutzscheibe drücken“, erinnerte Aden. Viele lösten in solchen Situationen umgehend den Sicherheitsgurt, doch das sei gefährlich. „Nach einem Überschlag hängt man mit seinem ganzen Gewicht am Sicherheitsgurt. Es ist daher wichtig, ihn erst zu entlasten, bevor man sich abschnallt“, betonte der Oldenburger. Noch bevor die Erdanziehungskraft beginne, zu wirken, sollten die Fahrer in die Knie gehen und sich abfangen.
Ralf Aumüller und sein sechsjähriger Sohn Lukas nahmen an dem begleiteten Versuch teil. „Viele der Schritte hätte ich nicht bedacht. Ich hätte mich wahrscheinlich direkt abgeschnallt“, gab der Vater zu. Da sein Sohn im Sommer eingeschult wird, wollte er ihn beim Verkehrssicherheitstag für die Gefahren auf dem Schulweg sensibilisieren.
So wie auch Nicole Heuermann, die mit ihrem Sohn Julian an den verschiedenen Mitmachaktionen teilnahm. „Wenn er demnächst in die Schule geht, soll er sich darüber bewusst sein, worauf er achten muss“, so die Mutter. Über die Bedeutung einzelner Verkehrsschilder und die Notwendigkeit, sich beim Überqueren einer Straße vorher umzuschauen, habe sie ihn schon aufgeklärt. Besonderen Eindruck bei ihrem sechsjährigen Sohn hinterließ der Melonentest der Lilienthaler Verkehrswacht, bei dem den Kindern die Funktion eines Helmes gezeigt wurde. Dafür wurde eine Wassermelone einmal jeweils mit Helm und einmal ohne Helm aus zwei Metern Höhe fallen gelassen. Viele Fahrradfahrer verzichteten bei ihren Touren auf die Schutzeinrichtung und vertrauten darauf, dass ihn bisher noch nie etwas passiert sei.
„Auch die Eltern halten sich nicht daran. Dabei sollten sie mit einem guten Beispiel vorangehen“, bemerkte Verkehrswachtmitglied Horst Beiermann. Eine derartig drastische Vorführung sei notwendig, um in den Köpfen der Kinder einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. „Ich denke, mein Sohn wird nun automatisch beim Scooter fahren einen Helm aufsetzen“, sagte Heuermann.
Dieter Grohs von der Verkehrswacht erläuterte die Gefahren des toten Winkels. Dafür bat er die Kinder, sich neben einem Schulbus und einem LKW zu platzieren und ernannte einen der Kinder zum Fahrer. „Du setzt dich jetzt an das Steuer und dann möchte ich von dir wissen, wie viele Personen du im Spiegel siehst. Ich behaupte, du siehst keine“, prognostizierte er. Er behielt recht. Zudem klärte Grohs die Eltern und Kinder über das richtige Verhalten im Schulbus auf. Aktuelle Geschwindigkeitsmessungen hätten ergeben, dass viele Menschen in 30er- ,50er- und 70er-Zonen oft zu schnell fuhren. „Das darf nicht sein, vor allem nicht in der Nähe von Schulen. Auch Anwohner sollten sich daran halten“, sagte Grohs.