Osterholz-Scharmbeck Mobbing im Internet: Viele Kinder betroffen

Osterholz-Scharmbeck. Cyber-Mobbing, sprich Mobbing im Internet – davon sind viele Kinder und Jugendliche betroffen. Der Bremer Erziehungswissenschaftler Sebastian Wachs berichtete dem Kreiselternrat von diesem Problem.
19.04.2013, 05:00 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Von Angelika Meurer-Schaffenberg

Osterholz-Scharmbeck. Cyber-Mobbing, sprich Mobbing im Internet – davon sind viele Kinder und Jugendliche betroffen. Der Bremer Erziehungswissenschaftler Sebastian Wachs berichtete dem Kreiselternrat von diesem Problem.

Fünf Prozent aller Kinder und Jugendlichen werden laut einer Studie des Bremer Erziehungswissenschaftlers Sebastian Wachs wöchentlich in der virtuellen Welt des Internets gemobbt; im persönlichen Kontakt fühlen sich weitere zehn Prozent gemobbt. Das berichtete Wachs in der jüngsten Sitzung des Kreiselternrates, die dem Thema "Cybermobbing" gewidmet war. Ratsmitglied Detlev Hansing hatte den Kontakt hergestellt und neben der Bremer Kommunikationswissenschaftlerin Iren Schulz auch Axel Prigge vom Präventionsteam der Polizeiinspektion Verden/Osterholz eingeladen.

"Oft trauen die Kinder sich nicht, ihren Eltern von den Attacken zu erzählen, weil sie befürchten, dann nicht mehr ins Internet zu dürfen", so Wachs. Die Jugendlichen würden sich aber in der Welt des Internets genauso ausprobieren wollen und soziale Kompetenzen erlernen wie in der Realität mit direktem persönlichen Kontakt.

Vielen Eltern fehle das Verständnis für dieses Erleben. "Ich wünsche mir von den Erwachsenen etwas mehr Besonnenheit statt Panik", sagte Axel Prigge. Das Internet berge Gefahren, aber es sei keine Lösung, sich der Entwicklung zu verschließen. "Informieren Sie sich als Eltern und holen Sie sich gegebenenfalls Hilfe. Besuchen sie Veranstaltungen wie diese heute Abend", ermunterte er. Wenn ein Kind im Internet belästigt oder gemobbt werde, könne man zum Beispiel über die Tastatur einen so genannten Screenshot machen, also ein Abbild des Computerbildschirms. Hilfreich sei auch, eine Person als Zeugen hinzuzuziehen, wenn man die Angriffe als Straftat zur Anzeige bringen wolle.

Das Präventionsteam versuche mit der Aktion "Wir sind stark" die Jugendlichen dafür zu sensibilisieren, dass nicht nur körperliche Angriffe wie ein Faustschlag Gewalt bedeute. "Wir bestärken die Kinder darin, sich gegenseitig zu unterstützen und sich Hilfe zu holen. Aber das ist ein dickes Brett zu bohren. Solche Prozesse müssen nachhaltig angelegt sein und dazu brauchen wir die Eltern", betonte Prigge. Insofern habe die geforderte Medienkompetenz viel mit Sozialkompetenz zu tun.

Auch Abschalten ist Kompetenz

Genau dies ist auch die Meinung der Kommunikationswissenschaftlerin Iren Schulz von der Universität Bremen. Kindern und Jugendlichen fehle es nicht an Wissen, aber an einem größeren Verständnis und kritisch reflektierenden Fähigkeiten. "In der Erziehung müssen wir noch mehr den Schwerpunkt auf Fragen nach respektvollem und ethischem Handeln legen", forderte sie. Sie betonte, dass die heranwachsende Generation die neuen Medien und das Internet brauchen, um im Leben klarzukommen. Angesicht der immer größeren Anzahl von Geräten wie Smartphones, mit denen man ständig in Kontakt und erreichbar sein, bedeute Medienkompetenz aber auch, "abschalten" zu können.

Beim der Nutzung des Internets gehe es den Jugendlichen oft um soziale Kontakte und Emotionen. "Wir müssen ihnen das Vertrauen beibringen, dass ihre Freunde und sozialen Kontakte morgens um sieben Uhr noch da sind, auch wenn sie abends zuvor das Smartphone oder den Computer ausgeschaltet haben", so Schulz. Auch wenn das Thema neu sei, funktioniere Erziehung immer noch nach Prinzipien, die immer hilfreich waren: "Haben Sie ein offenes Ohr für das, was Kinder begeistert und interessieren Sie sich dafür. Machen Sie Regeln wenn möglich gemeinsam aus und nutzen Sie Ihre Kinder auch als Experten, wenn es um Chancen und Gefahren des Internets geht." Der Kreiselternrat bleibt am Thema dran: Er hat für Anfang Juni Moritz Becker aus Hannover vom Verein Smiley zu einem Vortrag eingeladen.

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