Landkreis Osterholz. Noch regieren die Handwerker in Haus 1. Das 35-Betten-Haus der kreiseigenen Bildungsstätte Bredbeck soll ab 9. Oktober fertig saniert sein und wieder Seminar-Gäste aufnehmen. Es riecht nach frischer Farbe, die Möbel sind noch nicht da und es fehlen einige Lampen, aber Jens Engel ist zuversichtlich. „Wir schaffen das“, sagt der stellvertretende Bredbeck-Leiter, während sich der Kreistagsausschuss auf der Baustelle umsieht.
Klempner, Maler und Elektriker wuseln über die Flure. Derweil stecken die Abgeordneten die Köpfe in den modernisierten Hörsaal sowie in die Gästezimmer, die nun allesamt eigene Badezimmer haben. Das ist längst Standard in solchen Häusern. Das Tagungshaus, das lange in finanziellen Schwierigkeiten steckte, löst mit einem Schlag den Investitionsstau auf und schafft nebenbei auch noch fünf neue Übernachtungsplätze: Helle Flure statt dunkles Holz, Behinderten-WC statt Gemeinschaftsdusche, dazu eine komplett neue Elektroverteilung, W-Lan inklusive, mit modernen Brandschutzvorrichtungen auf der Höhe der Zeit.
Riesiger Warmwasser-Speicher
Die Energie liefert das hauseigene Blockheizkraftwerk. „Früher waren bei voller Belegung die Duschen schon vor dem Frühstück kalt“, sagt Engel und deutet im Technikraum auf den riesigen neuen Zwischenspeicher fürs Warmwasser. Die Abgeordneten nicken anerkennend. Sie wissen: Für die Auslastung der mittlerweile anerkannten Heimvolkshochschule ist Haus 1 eine wichtige Säule; darauf lässt sich aufbauen. Bredbeck zielt auf jährlich 12 000 Teilnehmertage – das ist die Anzahl der Teilnehmer multipliziert mit den Tagen ihrer Teilnahme.
„Wir schaffen das“, hat auch Kirsten Dallmann zuvor im Sitzungsraum gesagt. Dort hatte die Leiterin der Bildungsstätte ihren Halbjahresbericht mit den aktuellen Belegungszahlen präsentiert. Die Sanierung von Haus 1 unterliegt demnach einem strengen Controlling; der Landkreis verwendet dafür Mittel aus dem Kommunalinvestitionsprogramm sowie ein langfristiges Darlehen von 450 000 Euro. Ähnlich will Engel im kommenden Jahr weitermachen: Im Haus 2 soll ab dem Sommer die energetische Sanierung fortgesetzt werden.
Heimvolkshochschule, das bedeutet mehrtägiges Lernen in Gruppen mit Unterkunft und Verpflegung. Kirsten Dallmann informierte über einen neuen Kooperationspartner (Airbus schickt neuerdings 60 Azubis regelmäßig nach Bredbeck) und über mehrere neue Projekte, die auf die Integration von Geflüchteten zielen. Seit September etwa läuft das sogenannte Grundbildungsjahr für junge Erwachsene, ein Landesprogramm, für das eine Honorarkraft eingestellt wurde. Sie begleitet 15 Teilnehmer, die an zwei Tagen pro Woche im Rechnen, Schreiben und Lesen unterrichtet werden und die die übrigen drei Tage Praktika absolvieren, um Lebensweggestaltung und Arbeitsmarkt-Zugänge kennenzulernen.
Ähnlich gelagert ist das Projekt von Neziha Ciftci, das seit August aus Bundesmitteln gefördert wird und das sich an 15- bis 27-Jährige mit Fluchterfahrung richtet. Bis Ende 2018 bietet die Bremer Gymnasiallehrerin insgesamt 30 Tages-Workshops und 13 dreitägige Blockseminare an, die sich mit „arbeitsweltbezogener Beratung und Begleitung“ der Jugendlichen und jungen Erwachsenen befassen. Für die Tagesseminare sucht Ciftci die Teilnehmergruppen an deren Schulen und Treffpunkten auf, die Blockseminare sollen in Bredbeck laufen.
„Es geht dabei um Empowerment, also Selbstermächtigung“, so die Cousine des Kreispolitikers Mizgin Ciftci. Sie wolle der Zielgruppe trotz des prekären Aufenthaltsstatus' Zugänge zum Arbeitsmarkt aufzeigen und für Mitbestimmung und Teilhabe sensibilisieren. Mehrfachteilnahmen seien ebenso möglich wie Einzelanmeldungen. Das Ganze sei dank der Bundesmittel für die Teilnehmer kostenlos.
Das nächste Projekt ist Kirsten Dallmann zufolge auch schon in der Pipeline: Ab Herbst 2018 erhält die Bildungsstätte Bredbeck eine Trainee-Stelle für die internationale Jugendarbeit. Damit sollen die schwer überschaubaren Angebote der Träger und Kommunen im Kreisgebiet besser miteinander vernetzt werden.