Lilienthal. Die Kindertagesstätte Schoofmoor der Lebenshilfe wächst, die Bauarbeiten gehen voran. Vergangene Woche wurden die Fenster eingesetzt, bald soll der Erweiterungsbau winterfest sein. Doch es wird Monate dauern, bis die sanierte und erweiterte Kita bezugsfertig ist. So lange bleiben die fünf Krippen- und Kindergartengruppen in der benachbarten Christoph-Tornée-Schule. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn die Gemeinde Zeit hätte, in Ruhe abzuwarten. Hat sie aber nicht.
Über 30 Krippenkinder warten jetzt schon auf einen Platz, und die Liste wird länger. Heute ist bereits absehbar, dass Raum für mindestens 40 Ein- bis Dreijährige geschaffen werden muss. Das liegt daran, dass die Lebenshilfe in ihrer Schoofmoor-Kita nicht vier, sondern drei Krippengruppen einrichten will. Statt dessen soll eine zweite Kindergartengruppe geschaffen werden.
So blieben in Lilienthal vier Krippengruppen unversorgt. Die Zehnergruppen müssten notfalls in Containern untergebracht werden, um Bauphasen zu überbrücken. Es gibt in Lilienthal schon eine Krippengruppe im Mobilbau: auf dem Gelände des Trupermoorer Kinderkahns.
Andreas Cordes ist ein viel beschäftigter Mann. Im Rathaus hat der für Schulen und Kindertagesstätten zuständige Fachbereichsleiter eine Menge um die Ohren. Die Nachfrage nach Krippenplätzen steigt in Lilienthal so schnell wie nirgends sonst im Kreis. Eltern haben einen Rechtsanspruch auf die Betreuung ihrer Kleinen. Inzwischen pochen in Lilienthal 80 Prozent der Mütter und Väter darauf. Bei den Kindergärten ist die 100-Prozent-Quote fast erreicht. Dazu kommt: Ständig ziehen junge Familien in Lilienthals Baugebiete. So kommen immer mehr Kinder dazu (wir berichteten).
Cordes arbeitet an einem Plan. Im gelben Klinkerbau der Christoph-Tornée-Schule hinter dem Hallenbad sollen zehn bis zwölf Krippen- und Kindergartengruppen untergebracht werden, dazu eine Hortgruppe für Grundschüler. Momentan spielen und lernen im umgebauten Trakt der ehemaligen Förderschule sechs Gruppen: fünf Kitagruppen und eine Hortgruppe.
Der Fachbereichsleiter im Rathaus denkt daran, die Tornée-Schule Schritt für Schritt umbauen zu lassen, bei laufendem Betrieb der sechs Gruppen, die schon drin sind im Gebäude. „Es müssen ja zwei getrennte Einrichtungen werden“, sagt der Fachbereichsleiter der Redaktion. Mammut-Kindergärten mit zehn Gruppen sind in Niedersachsen tabu. Nach dem Kita-Gesetz des Landes darf eine Einrichtung höchstens fünf Gruppen haben, in begründeten Ausnahmefällen sechs. Abgeschlossene Einheiten müssen es sein, mit eigenen Eingängen und Personalräumen.
Cordes denkt daran, am Ende des fertigen Trakts eine dicke Mauer zu ziehen und dahinter mit dem Umbau des angrenzenden Gebäudeteils zu beginnen. Das ist mit Olaf Bargemann nicht zu machen. Bargemann ist Geschäftsführer der Lebenshilfe, die die Kindertagesstätte Schoofmoor betreibt, zu der die fünf Kitagruppen im Klinkerbau der benachbarten Tornéeschule gehören.
Baustelle stört den Schlaf
„Der Umbau kann erst stattfinden, wenn alle Kinder raus sind“, sagt Bargemann der Redaktion. „Man kann kleinen Kindern keine Baustelle zumuten. Die Krippenkinder müssen mittags schlafen. Da kann man nicht nebenan mit dem Presslufthammer arbeiten.“ Ruhe bräuchten auch die drei- bis sechsjährigen Kindergartenkinder nach dem Mittagessen, betont der Lebenshilfe-Geschäftsführer. Dass die Bauarbeiten schonend und leise ablaufen, glaubt er nicht. „Die Christoph-Tornée-Schule ist ein schönes Gebäude mit einer sehr guten Bausubstanz, aber es ist 35 Jahre alt. Da muss einmal klar Schiff gemacht werden.“ Alle Bäder und Klos müssten sowieso raus, kein Bad sei kindgerecht.
„Wir erstellen ein Raumkonzept für zwei getrennte Kitas“, sagt der Mann von der Lebenshilfe. Die Kinder brauchen nicht nur Ruheräume und Bewegungsräume, sondern auch Differenzierungsräume für Kleingruppen. „Im Kindergarten haben wir 25er-Gruppen. Da müssen Sie auch mal mit vier oder fünf Kindern in einen Nebenraum gehen können, um ihnen besondere Angebote zu machen“, erklärt Bargemann. Schließlich gebe es in den Gruppen auch Kinder mit Behinderungen und andere, die die Sprache noch nicht verstünden.
Bargemann hat einen anderen Zeitplan im Blick als Cordes, der Fachbereichsleiter. Die Erweiterung der Kita Schoofmoor neben der früheren Schule ist nach seinen Worten frühestens im späten Frühjahr fertig. Der Umzug soll auf jeden Fall vor den Sommerferien passieren. Die Tornée-Schule soll bis zum 1. Januar 2019 umgebaut und fertig eingerichtet sein. „Das ist mein Ziel“, sagt Bargemann. Spätestens dann müssen beide Kindertagesstätten in der ehemaligen Sonderschule im Schoofmoor fertig sein. Denn dann müssen die Kinder aus der Schatzkiste raus. Die Schatzkiste an der Ostlandstraße ist die andere Kita der Lebenshilfe. Wie berichtet, will der Landkreis auf deren Gelände die Oberstufe für die Integrierte Gesamtschule (IGS) bauen. Also wird die Gemeinde die Schatzkiste an den Landkreis verkaufen und dem Kreis im Gegenzug die viel größere Tornée-Schule abkaufen, das ist der Deal (wir berichteten).
Oliver Blau, der Kita-Experte der SPD-Fraktion, hat ebenfalls mit dem Lebenshilfe-Geschäftsführer gesprochen. Ihn ärgert, dass die Gemeinde keinen Plan B hat. „Das ist eine Fehlplanung mit Ansage“, schimpft Blau. „Man geht immer vom Best-Case-Szenario aus. Wenn der Plan der Verwaltung nicht aufgeht, gibt es Riesenprobleme.“ Besser wäre es in seinen Augen, sich jetzt schon Gedanken über Mobilbauten für Kita-Gruppen zu machen.