120 Krippenplätze hat die Gemeinde in den vergangenen sechs Jahren geschaffen, das sind zwölf neue Gruppen für Kleinkinder unter drei Jahren. „Wir haben von allen Kommunen im Landkreis die meisten Krippengruppen“, betonte Andreas Cordes, Fachbereichsleiter für Bürgerdienste im Rathaus. In der letzten Ausschusssitzung vor der Sommerpause ging es im Ratssaal nur um ein Thema: die Situation der Kinderbetreuung in Lilienthal.
Eltern haben einen Rechtsanspruch auf die Betreuung ihrer Kleinen. Die Kommunen müssen dafür sorgen, dass sie zu ihrem Recht kommen. In Lilienthal ist die Nachfrage so hoch wie nirgends sonst im Kreis: Zwei Drittel der Eltern suchen Plätze. Der Durchschnitt liegt im Kreis bei 45 Prozent.
In den letzten Jahren hat die Gemeinde Kindergartengruppen in Krippengruppen umgewandelt. Jetzt steht sie vor dem Problem, dass die Zahl der Kindergartenplätze nicht reicht. „Bisher haben 18 Kinder noch keinen Platz“, erklärte Cordes. Dem stehen neun freie Plätze in den Kindergärten gegenüber. Doch die sind auch nicht so einfach zu besetzen. Mal sind Eltern die Wege zu weit, mal sind die Betreuungszeiten zu kurz für berufstätige Mütter und Väter. Zu den Unversorgten gehören auch fünf Flüchtlingskinder. Das mache die Sache schwierig, denn die Eltern seien nicht mobil, erklärte der Fachbereichsleiter. Nach den Daten des Einwohnermeldeamts steigt die Zahl der nötigen Kindergartenplätze bis August 2016 moderat von 515 auf 522.
Simon rechnet mit steigenden Zahlen
In den vergangenen Jahren gelang es die Gemeinde mit Ach und Krach, genug Krippenplätze zu schaffen. Auf den letzten Drücker wurden im Herbst 2014 drei Zehnergruppen in einem Trakt der Christoph-Tornée-Schule eingerichtet (wir berichteten). Diesmal dürfte es ohne Hau-ruck-Verfahren gehen. „Wir haben in den Krippen im Moment noch ein bis zwei Plätze frei“, berichtete Cordes. Vier Kinder stünden auf der Warteliste für Februar 2016. In den Hortgruppen für die Schulkinder sind nach den Worten des Fachbereichsleiters zwei bis drei Plätze frei.
Der Rat habe beschlossen, die Grundschulen in Frankenburg und Seebergen zu schließen und dort Kitas einzurichten, betonte die CDU-Frau Monica Röhr. „Womit wollen wir die füllen? Mit zehn Kindern, die über sind?“ Der Ratsbeschluss vom 7. Juli fordere die Verwaltung nur auf, zu prüfen, ob in Frankenburg und Seebergen Kitas eingerichtet werden könnten, entgegnete Andreas Cordes.
Ob es eine Zuzugsprognose gebe, wollte Oliver Blau wissen. Er ist stellvertretender Vorsitzender im Gemeindeelternrat für Kindertagesstätten (GEK) und engagiert sich bei den Familienthalern, die ein lokales Bündnis für Familien anstreben. Bei der Gesamteinwohnerzahl gehe man in Lilienthal von einem Plus von 1,5 Prozent aus, sagte Cordes. Die zu erwartende Kinderzahl lasse sich schwer schätzen: „Die Frage ist ja auch: Sind es Jugendliche, Schulkinder oder Kindergartenkinder?“
Die Grüne Erika Simon rechnet fest mit steigenden Kinderzahlen. Im größten Neubaugebiet Goosort könnten 150 Häuser gebaut werden. „Die Kinderzahlen steigen“, sagte Simon. „Die Zahl der Krippenkinder wird steigen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Frankenburg gut gefüllt bekommen mit Krippenkindern.“ In den vier Räumen der Schule könnten 40 Kleinkinder betreut werden. Die Gemeinde müsse auch an die Kosten denken. Der Neubau des Kindergartens Wümmekieker koste sie mehr als 2,3 Millionen Euro. Die Christoph-Tornée-Schule werde in wenigen Jahren nicht mehr nutzbar sein. Der Landkreis plant eine Oberstufe für die Integrierte Gesamtschule (IGS) und hat dabei auch die Tornée-Schule im Blick, in der momentan drei Krippengruppen untergebracht sind.
SPD-Sprecher Jens Erdmann drängte erneut auf längere Betreuungszeiten in den Kitas und sprach damit den Eltern auf den Zuschauerstühlen aus der Seele. Es gebe eine hohe Dunkelziffer von berufstätigen Müttern und Vätern, die wesentlich längere Betreuungszeiten bräuchten, das höre er in Gesprächen immer wieder. Manche Eltern nähmen das so hin und versuchten, die Betreuung privat zu regeln. „Da müssen wir ran“, sagte Erdmann. Bedarfsgerechte Betreuungszeiten gehörten auch zu einer familienfreundlichen Gemeinde. Erdmann erneuerte den SPD-Vorschlag, in Lilienthal eine zentrale Kita mit Betreuungszeiten bis 17 oder 18 Uhr zu schaffen.
Das wichtigste Instrument bei der Planung sei die Bedarfsabfrage, betonte Erdmann. Die Zahlen der ersten Abfrage in allen Kitas präsentierte der Fachbereichsleiter im Sozialausschuss. Der Bedarf an Betreuungszeiten bis 15 oder 16 Uhr habe deutlich zugenommen, erklärte Andreas Cordes. Spätere Zeiten würden von Eltern „nicht in dem Maße nachgefragt, dass wir über weitergehende Öffnungszeiten nachdenken müssen.“