Lilienthal. Die Lostrommel dreht sich, erst langsam, dann schnell. Gelbe Kugeln fliegen umher, jede von ihnen ist mit einer Zahl bedruckt. Für Timo Ullrich geht es um viel Geld: Spuckt die Trommel eine Kugel mit ungerader Ziffer aus, gewinnt er eine Million Euro. Die Trommel rotiert wieder langsamer, schließlich rollt eine Kugel ein durchsichtiges Rohr entlang. Sie prallt auf, dreht sich ein letztes Mal und bleibt liegen – die Nummer neun. Ungerade! Dank ihr hat der Worphauser im April im hessischen Kronberg das SKL Millionen-Event gewonnen.
Millionär zu sein, das ist für Ullrich ein "unwirkliches Gefühl", wie der 43-Jährige mit etwas mehr als zwei Wochen Abstand später sagt: "Eigentlich habe ich es immer noch nicht richtig fassen können." Überhaupt an dem Event teilzunehmen – schon dafür standen die Chancen äußerst gering: Bei einer Auflage von drei Millionen Losen hatte Ulrich mit seiner Losnummer zu jenen 20 SKL-Spielern gehört, die per Zufall als Kandidaten ausgewählt wurden, bei dem Millionen-Event teilzunehmen. Dort schieden die Kandidaten dann Runde für Runde aus, und für Ullrich erhöhte sich die Gewinnsumme immer ein bisschen mehr, bis er nach fünf Auslosungen als Sieger feststand.
Seiner Frau und den beiden Töchtern schickte der Worphauser kurz nach dem Gewinn mit dem Smartphone ein Foto, auf dem er einen Scheck mit der eingetragenen Gewinnsumme hochhält. Auch bei seinen Liebsten dauerte es einen Moment, bis sie begriffen hatten, was ihr Mann und Vater soeben gewonnen hatte, erzählt er. "Meine Frau hat dann im Scherz gesagt, wie schade es ist, dass der nächste Tag ein Sonntag sei, da sie dann ja gar nicht richtig shoppen gehen kann." Im Anschluss blieb er noch mit einigen der anderen Kandidaten in der Hotelbar, wo sie auf seinen Gewinn anstießen.
Haus, Garten, Reise
Dass er seinen Millionärsstatus immer noch nicht realisiert hat, könnte auch daran liegen, dass er wegen einer Verschwiegenheitsklausel bis Montag nur dem engsten Familienkreis von dem Gewinn berichten durfte. Nicht jeder aus seinem Bekanntenkreis habe sich damit zufrieden gegeben, erzählt Ullrich lachend: "Manche Menschen sind wirklich hartnäckig." Die Klausel einzuhalten, war daher nicht immer einfach. Ullrich antwortete stets, dass er ganz zufrieden mit dem sei, was er gewonnen habe, und die finale Summe bald mitteilen werde.
Pläne, wofür er seinen Gewinn nutzen wird, gibt es mehrere. So möchte Ullrich mit dem Geld etwa sein Haus abbezahlen, das er neben dem Elternhaus gebaut hat. Auch der Garten soll verschönert werden, unter anderem mit einem Gewächshaus. Vorerst steht der Rasen im Fokus, in den ein Maulwurf einige Unebenheiten gegraben hat. "Da muss noch viel angeglichen werden", sagt Ullrich, der ebenso eine Reise plant: Mit seiner Mutter möchte er in die USA fliegen, wo Verwandte der Familie leben. Er selbst war schon zweimal dort, seine Mutter noch nicht. Auch an seine Teamkollegen – der 43-Jährige spielt Fußball in der Seniorenmannschaft des TSV Worphausen – hat er gedacht: "Denen werde ich wohl einen ausgeben müssen", sagt Ullrich.
Am meisten ersehnt er jedoch etwas, dass es mit Geld nicht zu kaufen gibt: mehr Zeit zu haben. Denn Ullrich ist Kfz-Mechaniker und arbeitet im Bremer Daimler-Werk in der Nachtschicht. Morgens um sechs Uhr hat er Feierabend – das möchte er ändern, indem er in eine Tagesschicht wechselt oder nur noch Teilzeit arbeitet.
Dass es überhaupt zu dem Gewinn kam, verdankt Ullrich auch seiner Hartnäckigkeit: Seit rund 20 Jahren ist er SKL-Spieler, hat aber nie größere Summen gewonnen, weshalb seine Frau vorschlug, doch damit aufzuhören. Ullrich aber setzte sich durch. "Das war dann ja auch ganz gut so", sagt der Worphauser, der nicht der Einzige aus seiner Familie ist, dessen SKL-Lose sich bezahlt machten: Schon sein Großvater hat einmal mit einem einzigen Los 120 000 D-Mark gewonnen. Das Glück scheint also in der Familie zu liegen.