Wird die Gangart im Verfahren um eine Deponie in Driftsethe-Weißenberg härter? Diese Schlüsse lassen sich aus der Pressemitteilung der Bürgerinitiative (BI) M.U.T. ableiten.
Nachdem auf der Driftsether Ortsratssitzung bekannt wurde, dass in dem Gebiet um die geplante Deponie ein Uhu nachgewiesen sei, hörten in den folgenden Tagen mehrere Spaziergänger dort laute Schüsse oder Knallkörper. „Könnte es sein, dass jemand versucht den Uhu gezielt zu vertreiben?“, fragen sich die M.U.T.-Vorstandsfrauen Karla Mombeck und Gitta Brede.
Der Uhu sei nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Vergrämungsversuche würden eine Straftat darstellen. Es sei bereits eine Anzeige bei der Polizei gemacht worden. „Schützt den Uhu“, ruft die BI die Spaziergänger und Anwohner auf, auf ähnliche Vorkommnisse zu achten und der Polizei zu melden.
Bei der Hagener Ratssitzung sprach auch Bürgermeister Andreas Wittenberg (parteilos) die Knaller-Vorfälle an. Die Deponie stand auf der Tagesordnung der Sitzung, da die Gemeinde innerhalb des Planfeststellungsverfahrens eine Stellungnahme zu den Deponieplänen abgeben soll. „Das wird jemand mit Absicht machen“, vermutete Wittenberg. Die Gemeinde habe der Naturschutzbehörde im Landkreis das Uhu-Vorkommen gemeldet, das in einer Bürger-Stellungnahme gegen den Deponiestandort angeführt und dadurch bekannt wurde.
Landkreis prüft Uhu-Vorkommen
In der Umweltverträglichkeitsstudie der Antragstellerin Firma Freimuth wird der Uhu nicht in der Liste der vorgefundenen Vögel aufgeführt. „Wenn der Uhu in dem Gebiet lebt, muss bei Planungen auf sein Brut- und Nahrungshabitat Rücksicht genommen werden“, sagte Nina Teetz vom Planungsbüro Instara. Das Büro war von der Gemeinde für die Ausarbeitung der Stellungnahme eingeschaltet worden.
Der Uhu-Hinweis der Gemeinde Hagen sei eingegangen, bestätigte der Naturschutz-Amtsleiter Werner Rusch. „Unsere Mitarbeiter sind dabei, den Sachverhalt zu sondieren und zu klären, wer wo was gesehen hat.“ Recherchen der Redaktion haben ergeben, dass gezielte Tötung oder Vertreibung von gesetzlich geschützten Wildtieren keine Seltenheit sind, wenn sie Interessen im Wege stehen. Ihr Vorkommen kann Bauvorhaben blockieren oder ihre Ausführung erschweren.
So beobachtete eine Spaziergängerin Anfang März im Raum Kührstedt (Kreis Cuxhaven) drei staatliche Forstarbeiter, die in der Nähe eines Seeadler-Horstes Knallkörper zündeten. Jäger und Naturschützer brachten den Vorfall zur Anzeige. Im Lebensraum des Seeadler-Paares ist der Windpark Kührstedt-Alfstedt geplant. In einem Waldstück bei Preetz in Schleswig-Holstein wurde in diesem Frühjahr gar eine Eiche mit Seeadler-Horst fachmännisch gefällt. Auch dort wird vermutet, dass die Tiere einem Windkraftprojekten im Weg standen.
Ein weiteres Uhu-Paar in der Gemeinde Hagen könnte Industrievorhaben stören. So dokumentieren Fotos und der Todfund eines Jungtieres in 2013, dass die Vögel bei Bramstedt in einem Gebiet brüten und leben, in dem Windenergieanlagen (WEA) geplant sind. Trotzdem hat der Landkreis das Gebiet in der Gakau-Niederung in seinem neu aufgelegten und noch nicht abgeschlossenen Raumordnungsprogramm nicht gestrichen. Die Gemeinde Hagen, die keinen Hinweis auf das Paar hatte, bekam die Änderung ihres Flächennutzungsplane in „Sondergebiet WEA“ 2014 durch den Landkreis genehmigt.