Herr Ölge, wie sieht Ihr neuer sportlicher Alltag aus, und in welchen Bereichen vermuten Sie persönlich die größten Schwierigkeiten?
Mustafa Ölge: Wir haben jetzt drei Trainingseinheiten hinter uns, immer am Sonntag. Zusätzliches Training unter der Woche lohnt sich unserer Meinung nach noch nicht, da wir ja noch gar nicht in der richtigen Vorbereitung stecken und bis zur erfolgten Absage hauptsächlich das Pokalhalbfinale gegen Grasberg im Blick hatten. Seit dieser Woche dürfen wir auch wieder die Umkleidekabinen und Duschen benutzen. Das ist schon ein großer Fortschritt, so kann man im Anschluss auch mal in Ruhe mit den Kollegen schnacken. Insgesamt kommt man sich durch das Abstandhalten fast fremd auf dem Platz vor. Nicht mal dem Trainer kann man vernünftig „Hallo“ sagen. Wenn es wieder richtig losgeht, dürfte die Ausdauer das größte Problem, nicht nur bei mir, werden. Die Fitnessstudios hatten ja auch geschlossen, und ich habe privat nicht viel gemacht.
Wie sehen Sie die derzeitigen Lockerungen?Ich finde, es könnte definitiv alles noch lockerer werden. Ich hätte mir bei unserem guten Gesundheitssystem in Deutschland gewünscht, dass wir in der Lage sind, dass sich alle Bürger regelmäßig freiwillig testen lassen können. Dann hätte man es vielleicht geschafft, dass lediglich die Infizierten zu Hause bleiben müssen. Mittlerweile bin ich mir aufgrund der geringen Fallzahlen gar nicht mehr so sicher, ob die Krankheit überhaupt noch bei uns in der Region existiert. Obwohl ich starker Asthmatiker bin, habe ich aber gar keine Angst vor dem Virus.
Ich bin ein riesengroßer Borussia-Dortmund-Fan, und die Stadionbesuche fehlen mir schon sehr. Normalerweise schaue ich viele Spiele auch mit Freunden in einem Wettbüro in Oslebshausen. Meine Eltern und meinen Bruder habe ich damals auch nicht besucht, ich wollte einfach nichts falsch machen. Ansonsten fühlte ich mich nicht so eingeschränkt. Mit 32 und als dreifacher Familienvater hat man ohnehin nicht mehr so den Drang, nachts raus oder in die Kneipe zu gehen. Viel schwieriger war es, die Kinder bei Laune zu halten, denen man erklären musste, dass wir nicht spontan ins Einkaufszentrum und „JUMP House“ gehen können. Ehrlich gesagt habe ich versucht, nichts in dieser Zeit zu ändern, sodass ich auch nichts Neues für mich mitgenommen habe.
Persönlich gar nicht mehr, ich lebe ganz normal weiter. Nur auf der Arbeit gibt es noch die Maskenpflicht. Ich bin bei einem großen Automobilhersteller im Inneneinbau tätig, wo wir die Maske lediglich in der Pause abnehmen dürfen.
Das Gespräch führte Frank Mühlmann.Heute von:
Mustafa Ölge, 32 Jahre alt, Innenverteidiger des Fußball-Kreisligisten Barisspor Osterholz
Weitere Informationen
Der Trainingsbetrieb ist vereinzelt gestartet. In unserer Serie „Der neue Alltag“ lassen wir Sportlerinnen und Sportler aus unserem Verbreitungsgebiet über die nun eingeführten Lockerungen berichten.
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