Osterholz-Scharmbeck. Das für Osterholz-Scharmbeck erarbeitete Radverkehrskonzept ist vom Rat der Stadt mit einhelligem Beifall bedacht worden. Freilich unter dem Vorbehalt, dass die Umsetzung der Vorschläge nicht zu lange auf sich warten lassen dürfe. Nun, gut fünf Wochen nach der Beschlussfassung im Kommunalparlament, wurden jetzt die ersten Maßnahmen aus dem Radverkehrskonzept vorgestellt. Es handelt sich unter anderem um Piktogramme auf den Fahrbahnen, mit denen allen Verkehrsteilnehmern klar verständlich signalisiert wird, dass neben den Autos auch Fahrräder auf der Straße unterwegs sein dürfen.
Ein Lob vom ADFC
Bauamtschef Frank Wiesner und sein Mitarbeiter Jan Birmele hatten zum Ortstermin den ADFC Osterholz eingeladen, um das Interesse an einer engen Zusammenarbeit mit dem Verein zu unterstreichen. Jörg Kappmeyer, Vorsitzender des örtlichen ADFC, lobte denn auch die Neuerungen, die dem Sicherheitsgefühl aller Verkehrsteilnehmer zuträglich seien und die Fortbewegung mit dem Fahrrad zugleich komfortabler machten. Radfahrer, so eines der Ergebnisse aus einem Informationsabend, mit dem die Stadt Anregungen und Wünsche ihrer Bürger gesammelt hatte, möchten vor allem Orientierungshilfen im Mischverkehr: Wo darf ich fahren, wo soll ich fahren? Und wo nicht?
Auf solche Fragen geben Piktogramme klare Antworten, visuell kommuniziert und damit, so das Gebot in globalisierten Zeiten, sprachenunabhängig. Im Stadtgebiet sind jetzt wichtige Verkehrsachsen mit den Fahrrad-Symbolen ausgestattet worden: beim Straßenzug von der Pappstraße bis An der Handloge, von Im Dorfe bis einschließlich Koppelstraße sowie an der Loger Straße und der Ritterhuder Straße.
Die per Schablone und in einem kunststoffbasierten "Verkehrsweiß" auf die Fahrbahn gebrachten Strukturen sollen insbesondere den motorisierten Verkehrsteilnehmern verdeutlichen, dass mit Radfahrenden auf der Straße gerechnet werden muss und die Straße mit ihnen zu teilen ist.
Letzteres wird häufig ignoriert, weil die als "benutzungspflichtig" ausgewiesenen Radwege – rundes Schild mit weißen Fahrrad-Symbol auf blauem Grund, manchmal auch mit Gehwegschild kombiniert – aus den geschlossenen Ortschaften zwar weitgehend verschwunden sind, nicht aber aus dem kollektiven Gedächtnis. Diese Schilder waren einst überall dort aufgestellt, wo Fahrräder fahren sollten. Inzwischen sind sie an den meisten Stellen entfernt worden: Nach Aufhebung der generellen Benutzungspflicht durch ein Grundsatzurteil aus dem Jahr 2010 wurden sogenannte Angebotsradwege etabliert und durch andersfarbigen Belag gekennzeichnet.
"Gehweg in der Regel meiden"
Dem Radler steht also die Straße zur Verfügung, wenn er nicht ausdrücklich zur Benutzung eines Radwegs aufgefordert wird und dieser auch befahrbar und nicht zugeparkt ist. In der Regel meiden soll er hingegen den Gehweg, rät Jan Birmele, da er dort Gefahr läuft, mit verschiedenen, wesentlich langsameren Verkehrsteilnehmern in Konflikt zu geraten. Der Verkehrsexperte aus dem Rathaus warnte außerdem davor, sich auf Angebotsradwegen entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung fortzubewegen: "Hohes Konfliktpotenzial, unerwartete und riskante Manöver an Knotenpunkten oder bei Fahrbahnquerungen."
Wie Frank Wiesner ausführte, setzt die Stadt Osterholz-Scharmbeck die Entscheidungen des Rates um, der in seiner März-Sitzung den Verkehrsentwicklungsplan und das Radverkehrskonzept beschlossen hat. "Aus dem Konzept ergibt sich für die Stadtverwaltung Handlungsbedarf, um den Radverkehr im Stadtgebiet weiter zu fördern. Die konkreten Arbeits- und Prüfaufträge sind unterteilt in kurzfristige, mittelfristige und langfristige Umsetzungszeiträume."
Erste Piktogramme in der Stadt Osterholz-Scharmbeck waren bereits 2021 auf der Bahnhofstraße angebracht worden (wir berichteten). Laut Wiesner hat sich das bewährt: "Ein wichtiger Schritt, um die gegenseitige Akzeptanz der Verkehrsteilnehmer zu verbessern."