Pennigbüttel. In einem rechteckigen Bottich schwimmt eine gräulich aussehende Pampe; Matteo taucht vorsichtig ein engmaschiges Sieb hinein. „Achtung! Schieb das Sieb am besten unter die Masse!“, rät Frauke Schmidt von der Biologischen Station Osterholz (Bios). Gemeinsam mit Annemarie Lampe von der Abfall-Service Osterholz GmbH (Aso) erläutert sie Grundschülern das Projekt „Erlebnis Papier“ in Pennigbüttel.
Mitmachen erwünscht
Schon hebt Matteo vorsichtig das Sieb hoch, in dessen feinem Gitter sich die vorher fein zerpflückten Altpapierteilchen verfangen haben. Nun muss Matteo das Sieb mit der Papiermischung in einem rechteckigen Behälter an seinen Arbeitsplatz transportieren. Im weiteren Schritt ist Geschicklichkeit gefragt: Mit Schwung wird die nasse Pampe auf ein Tuch gestürzt, mit einem anderen Tuch bedeckt und dann vorsichtig mit einem Schwamm abgetupft. „Nicht zu fest drücken oder reiben!“, mahnt Frauke Schmidt, „sonst geht das Papiervlies kaputt!“
Nachdem mit Fingerspitzengefühl so viel Feuchtigkeit wie möglich aus dem Papierbrei getupft wird, kann Matteo sein erstes selbst geschöpftes Papierblatt noch mit kleinen Blättern und Blüten, die die Klasse zuvor bei einem Waldspaziergang gesucht und zur Aso mitgebracht hatte, verzieren. Dann kommt das Blatt zum Trocknen auf eine Wäscheleine. „Eure Blätter können jetzt etwa eine Woche hier bei der Aso trocknen, dann hole ich sie ab und bringe sie in die Schule“, erläutert Frauke Schmidt den weiteren Ablauf.
Projektpartner eingebunden
Das Papierprojekt bildet den Abschluss des Projektes „Mein Baum – unser Wald“ des Regionalen Umweltbildungszentrums (RUZ) der Bios. In enger Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern wie den Niedersächsischen Landesforsten und der Aso durchgeführt, steht das von der niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung, der Bürgerstiftung Arnholt und der NKG Hanseatische Natur- und Umweltinitiative sowie vom Klosterholz-Verein geförderte Projekt für die Bildung zum Thema "Nachhaltige Entwicklung".
Seit April 2021 beschäftigten sich elf Lerngruppen an verschiedenen Schulen mit unterschiedlichen Aspekten des Waldes. Dabei lernten die Schülerinnen und Schüler, dass das Papier, welches sie täglich in der Schule benutzen, aus Faserstoffen hergestellt werden, die heute vor allem aus dem langsam nachwachsenden Rohstoff Holz bestehen. Als wichtigste Faserstoffe gelten Zellstoff, Holzstoffe und Altpapierstoffe, lernten die Jugendlichen. Sie erfuhren auch, dass das durch Papierrecycling wieder verwertete Altpapier mittlerweile die wichtigste Rohstoffquelle in Europa darstellt.
Schüler sammeln Papier
Annemarie Lampe von der Abfallservice Osterholz GmbH hatte daher die jungen Pennigbütteler aufgefordert, das in ihrer Klasse anfallende Altpapier eine Woche lang zu sammeln, um es dann zum „Projekttag Papierschöpfen“ mitzubringen. Immerhin 2,5 Kilogramm hatte sich in den fünf Schultagen angesammelt. Nun konnten die Kinder miterleben, was mit dem Altpapier geschieht, das in den blauen Tonnen aus den Haushalten und Unternehmen des Landkreises zum Wertstoffhof der Aso gebracht wird.
Glas im Papiermüll?
Zunächst wird das Papier im Wertstoffhof sortiert, erklärte Lampe den Kindern. Bei genauem Hinschauen entdeckten die Kinder schnell, dass sich auch noch Abfallstoffe wie Plastik oder sogar Glas unter dem Papier befinden können. „Das geschieht, wenn nicht sorgfältig genug getrennt wird, oder achtlos Fremdmüll zu dem Papierabfall dazu geworfen wird“, hob Annemarie Lampe hervor. Daher sei es auch so wichtig, kein verschmutztes Papier in die blaue Tonne zu geben. In der Wertstoffhalle steht eine große Ballenpresse, die aus dem lose angelieferten Papierabfall große, dicke Ballen presst. „Könnt ihr den Ballen anheben?“, fragt Lampe. Doch auch mit vereinten Kräften schaffen es die Kinder nicht, den Papierballen auch nur ein wenig in die Luft zu bekommen.
Weg des Wertstoff
Die großen Ballen werden unter freiem Himmel im Hof gelagert, bis sie mit Lastwagen zu den Papierherstellern gebracht würden, erklärte Lampe den weiteren Weg des Wertstoffs. Was dann mit den Papierballen in den Fabrikhallen geschehen kann, konnten die Kinder anschließend in einem Raum der Aso ausprobieren: Es ging an die Papierherstellung.
Bevor Matteo den Papierbrei aus dem Bottich fischen konnte, mussten seine Klassenkameraden und er das Papier zunächst in kleine Streifen reißen. Andere zerrupften grüne Papierservietten, die dem Altpapier dann zugesetzt wurden, um die Papiermasse bunter zu gestalten – und dem Grün des Waldes anzupassen. Dann kam Wasser hinzu, anschließen ging es daran, das Papier-Wasser-Gemisch mithilfe eines großen Rührbesens zu Brei verarbeiten. Das Fazit folgte dann: „Wenn wir unser Papier aus Altpapier herstellen, müssen im Wald keine Bäume mehr gefällt werden“, legte Frauke Schmidt den Kindern zum Abschluss des Projekttages ans Herz.
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