Als das Stadtfest in Scharmbeck sich am Sonnabend seinem Höhepunkt näherte, musikalisch wie kulinarisch, hatte auch der Hochsommer noch ein paar Grad draufgelegt. Während die meisten Menschen nach Schatten, Abkühlung oder Erfrischungen trachteten, unter der Kaiser-Wilhelm-Eiche, in der Eisdiele, beim Wasserspiel am Marktplatz oder bei einem Glas Gerstensaft, hatten die Musiker von Larry And The Handjive etwas völlig anderes im Sinn: Sie heizten dem sonnenverwöhnten Publikum zum Tagesausklang noch einmal kräftig ein.

Viele nutzten das Fest für ein geselliges Treffen.
Obwohl die vier Bandmitglieder mehrheitlich in etwa so jung an Jahren sind wie der von ihnen eindeutig bevorzugte Rock 'n' Roll, erwiesen sie sich als ausgesprochen hitzeresistent. Er werde ungeachtet der sommerlichen Witterungsbedingungen keinesfalls aufs Aufwärmen verzichten, versicherte Herbie Miller wenige Minuten vor dem Auftritt mit einem breiten Grinsen. Der Leadgitarrist und Keyboarder, schwarzes Haar, schwarze Hose, schwarzes Hemd und dunkle Sonnenbrille mit Goldrand, hielt sich lässig zurückgelehnt am Rand der Bühne auf, um interessierten Stadtfestbesuchern Rede und Antwort zu stehen, als Sänger und Keyboarder Rick Baker - weißes Sweatshirt und pomadisierte Haartolle - schon mit dem Soundcheck begonnen hatte. Während er improvisierte, schienen seine flinken Finger förmlich über die Tastatur zu fliegen.

Das Wetter spielte den Organisatoren in die Karten.
"Waren wir nicht vor 22 Jahren schon mal in Osterholz-Scharmbeck?", fragte Herbie Miller in die Runde. "Sicher doch", antwortete Larry Bexman. Er sei übrigens sehr gerne hier. Vor etwa einem halben Jahrhundert sei er, wohnhaft in Bremen, sogar häufiger Gast im "Stagges" gewesen, berichtete der Schlagzeuger, der 1986 zu den Mitbegründern der Bremer Band gehörte, die im kommenden Jahr also ihr 40-jähriges Bestehen feiert.
Flotter Rhythmus und treibende Beats
Flotter Rhythmus, treibende Beats und freche bis anzügliche Texte - Larry And The Handjive ließen in Osterholz-Scharmbeck den Rock 'n' Roll wieder aufleben. Mit großer Leidenschaft und auch Versiertheit in der technischen Handhabung. Bühnenshow und Moderation boten Stilelemente und Zeitgeist aus den 1950er-Jahren, aber auch aus den Swinging Sixties. Als die Gitarristen Larry Ferry und Herbie Miller die vor allem durch Elvis Presley bekannt gewordenen "Blue Suede Shoes" anklingen ließen, drängten die Menschen bereits kurz vor dem eigentlichen Konzertbeginn in Scharen herbei. Ein paar Takte aus dem Carl-Perkins-Song genügten dafür.

Larry and the Handjive sind die Headliner auf der Bühne am Kirchplatz.
Mit "C'mon Everybody" von Eddie Cochran eröffnete das Oldie-Quartett den Reigen der Rock'n-Roll- und Pop-Klassiker. Alles nicht nur höchst eingängig, sondern auch sehr animierend und tanzbar, wie sich spätestens bei "The Last Time" von den Rolling Stones erweisen sollte.
Das Spektakel auf dem "heißen Fleck im Norden" - so die Werbung für das Programm auf Markt- und Kirchenplatz - hatte bereits am Freitag begonnen. Zwei Dutzend Schaustellerbuden verteilten sich über den weitläufigen Festplatz im Herzen der Stadt. Schon am ersten Tag gab es Livemusik von einer Cover-Band und das Obex-Partyteam, das mit Verve und Witz durch den Abend führte. Dann war Party-Pause bis in den Nachmittag des folgenden Tages.
Am Sonnabendmorgen hatte dafür der Karkmesmarkt geöffnet, einem Einkaufsvergnügen für die ganze Familie. Überhaupt wurde das Stadtfest auch in diesem Jahr den Ansprüchen aller Generationen gerecht. Nicht nur mit den Angeboten der Schlemmermeile, sondern auch mit Kinderkarussell, Bungee-Trampolin und Ballon-Kunst für die jüngeren Gäste. Auch die Polizei war eingeladen, über ihre Arbeit zu berichten. Der Sonntagvormittag stand vor allem im Zeichen des traditionellen Gottesdienstes, während für den Nachmittag Shantys angekündigt waren.